Boeing 720

01.11.2014 RK
Boeing 720
Boeing 720 (Foto:Boeing)

Boeing 720, Land: USA Nach der erfolgreichen Einführung des vierstrahligen Langstreckenflugzeuges Boeing 707, machte sich Boeing an die Entwicklung der Boeing 707-020 für Mittelstreckenflüge. Das Muster wurde in Boeing 720 umbenannt. Spannweite: 39,88 m, Länge: 41,5 m, Geschwindigkeit: 1009 km/h.

1957 kündigte Boeing die Entwicklung einer neuen Version der Boeing 707 für Mittelstrecken unter der Bezeichnung 707-020 an. Ausgangspunkt bildete die damalige Standardversion der 707, die 707-120. Rumpfdurchmesser, Innenausstattung der Kabine und des Cockpits, sowie die meisten Systeme blieben gleich. Neu war der Tragflügel, obwohl ähnlich der 707, verfügte er über ein verringertes Dickenverhältnis an der Flügelwurzel, das Profil wurde geändert und zwischen Rumpf und inneren Triebwerksgondeln vergrößerte man die Flügeltiefe und die Flügelpfeilung. Durch diese Maßnahmen konnte man die kritische Machzahl auf 0,90 steigern. Zur Verbesserung der Start- und Landeeigenschaften wurden über die gesamte Flügellänge ausspreizbare Nasenklappen angebracht, die schräg nach vorn abwärts schwenkten. Um die Startmasse zu reduzieren, verminderte man die Kraftstoffzuladung des Flugzeuges. Als Antrieb sah man vier Pratt&Whitney JT3-C7 oder JT3C-12 Axial-Einwellen-Triebwerke mit je 5.448 kp bzw. je 5.902 kp Standschub vor. Die Maschine war wie ihre Schwester 707 ein Ganzmetalltiefdecker mit Doppelkreis-Rumpfquerschnitt, zweiholmigen Tragflächen mit Doppelspaltklappen, Spoilern und den o.g. Nasenklappen. Das Bugradfahrwerk bestand aus einer Bugstrebe mit Zwillingsrädern und den beiden Hauptfahrwerksstreben mit Fahrwerkschlitten und je vier Räder. Am 23.November 1959 fand in Seattle der Erstflug der inzwischen als Model 720 bezeichneten Maschine statt. Im Juni 1960 erhielt das Modell die Typenzulassung durch die FAA und ab August 1960 nahm United Airlines, die 29 Exemplare bestellt hatte, den regelmäßigen Liniendienst mit der 720 auf. Weitere Bestellungen lagen unter anderem von Eastern Air Lines (15 Stück), Braniff International (4 Stück), Irish International Airlines (3Stück) und Pacific Northern Airlines (3Stück) vor. Nach der erfolgreichen Verwendung der neuen Mantelstromtriebwerke (ZTL) Pratt& Whitney JT3D-1 bei der Boeing 707 -120B entschied man 1960 diese Triebwerke auch bei der 720 zu verwenden. Die neue Version erhielt die Bezeichnung 720B. neben den neuen Triebwerken wurde die Kraftstoffzuladung vergrößert und die Avionik verbessert. Der Erstflug der 720 B fand am 6.Oktober 1960 statt. Erstbesteller waren mit vier Maschinen 720-024 B Continental Airlines, sowie die Lufthansa mit acht Maschinen 720-030 B. Weitere Bestellungen kamen von der El Al, TWA, der Western Air Lines, um nur einige zu nennen. Ab 1964 verwendete man die schubstärkeren Mantelstromtriebwerke Pratt&Whitney JT3D-3 mit je 8.165 kp Standschub. Bis zum Auslaufen der Fertigung im Sommer 1969 wurden insgesamt 154 Boeing 720 hergestellt, davon 99 720B. 2009 war keine der Maschinen mehr im aktiven Liniendienst. Die acht Maschinen der Lufthansa standen unter keinem guten Stern. Bereits am 4. Dezember 1961 ging die D-ABOK bei einem Einweisungsflug aus unbekannten Gründen durch Absturz bei Mainz-Eberstein verloren, wobei die drei Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Am 15.Juli 1964 stürzte die D-ABOP während eines Ausbildungsfluges nach dem Fliegen einer Rolle bei Anspach brennend ab. Auch hier kamen die drei Besatzungsmitglieder ums Leben. Daraufhin trennte sich die Lufthansa sehr zügig von den verbliebenen sechs Maschinen, zumal für die europäischen Mittelstrecken die neuen, wesentlich wirtschaftlicheren, dreistrahligen Boeing 727, von denen man 12 Stück bestellt hatte, ab 1964 einsetzt werden konnten.

Boeing 720 (Foto: Boeing)

Technische Daten: Boeing 720 B

Land: USA
Verwendung: Mittelstrecken-Verkehrsflugzeug
Triebwerk: vier Zweikreis-Turbinen-Luftstrahltriebwerke Pratt&Whitney JT3D-1
Startleistung: je 7.710 kp Schub (75,6 kN)
Dauerleistung: je 6.880 kp Schub (67,5 kN) in 9.000 m
Besatzung: 3 Mann und bis vier Flugbegleiter
Passagiere: 110 bis 149 Personen
Erstflug: 6.Oktober 1960

Spannweite: 39,88 m
Länge: 41,50 m
größte Höhe: 11,68 m
Rumpfdurchmesser: 3,76 m
Frachtraum: 37,90 m³
Spurweite: 6,68 m
Radstand: 15,90 m
Kleinster Rollradius: 30,20 m
Flügelfläche: 226,0 m²
V-Form:
Pfeilung der Flügelvorderkante: 35°
Streckung: 7,04
Leermasse: 49.705 kg
Startmasse normal: 103.870 kg
Startmasse maximal: 108.033 kg
Landegewicht maximal: 79.380 kg
Nutzlast: 15.540 kg
Tankinhalt: 51.278 Liter
Flächenbelastung: 478,02 kg/m²
Leistungsbelastung: 3,50 kg/kp Schub
Höchstgeschwindigkeit in 1.500 m NN: 948 km/h (nicht VMO)
Höchstgeschwindigkeit in 8.150 m: 1.009 km/h
Reisegeschwindigkeit in 7.620 m: 990 km/h
Langstrecken-Reisegeschwindigkeit in 10.670 m: 872 km/h
Landegeschwindigkeit: 256 km/h
Gipfelhöhe: 12.800 m
Reiseflughöhe: 10.600 m
Steigleistung: 12,2 m/s
Steigzeit auf 1.000 m: 1,4 min
Steigzeit auf 5.000 m: 8,5 min
Steigzeit auf 10.000 m: 19,0 min
Reichweite normal: 6.700 km
Reichweite maximal: 8.430 km
Flugdauer: 10 h
Startrollstrecke: 1.950 m
Landerollstrecke: 1.750 m

Text und Technische Daten: Eberhard Kranz

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