Tarrant Tabor
Tarrant Tabor, Land: Großbritannien Die Tarrant Tabor war als englische Antwort auf das Riesenflugzeug Zeppelin-Staaken gedacht. Die Maschine wurde erst nach dem Krieg fertig gestellt und unternahm nur einen Flugversuch. Spannweite: 30,70 m, Länge: 22,31 m, Geschwindigkeit: 177 km/h.
Als Antwort auf die Angriffe deutscher Riesenflugzeuge Zeppelin-Staaken R.VI auf London und Südengland war die Forderung seitens des Ministry of Defence nach einem britischen Riesenbomber laut geworden. So begann man im Frühjahr 1918 bei der W.G. Tarrant Ltd. in Byfleet, Surrey, sich mit der Idee eines Riesenbombers zu beschäftigen. Die Firma war eigentlich ein Holzbearbeitungsbetrieb, der Holzteile für die britischen Flugzeugfirmen herstellte, besonders für die R.A.F., die Royal Aircraft Factory in Farnborough Airfield. Walter George Tarrant wollte unbedingt das größte Flugzeug der Welt bauen und damit den Bombenkrieg nach Deutschland hineintragen. Da seine Firma aber über keinerlei Erfahrung im Flugzeugbau verfügte, stellte er Walter Barling von der Royal Aircraft Factory als Chefkonstrukteur ein, der ihm den Riesenbomber entwickeln sollte. Dieser entwarf einen Anderthalbdecker mit einem Rumpf mit kreisrundem Querschnitt. Der Rumpf war mit Streben auf den unteren Tragflügel der durchgehend gestaltet war, gestellt und gegen die Motorgondeln und die obere Tragfläche abgestützt und verspannt. Der Rumpf war eine mit Sperrholz verkleidete Holzkonstruktion, die Tragflügelkonstruktion war zweiholmig in Holz ausgeführt und mit Leinwand bespannt. Das Leitwerk war als Kastenleitwerk mit zwei Seitenleitwerken und zwei Höhenleitwerksflächen ausgelegt- Das Fahrwerk, das sich genau unter den unteren Motorenpaaren befand, war als Wagenfahrwerk mit je drei großen Rädern ausgeführt. Am Heck war ein robuster Sporn angebracht. Auf der unteren Tragfläche sollten paarweise vier 12 Zylinder Reihenmotoren Siddeley Tiger von je 600 PS Startleistung montiert werden, die je eine Zug- und eine Druckschraube antreiben sollten. Die Bombenlast sollte 2.000 kg betragen. Als sich herausstellte, dass die Tiger Motoren nicht lieferbar waren, weil bei Siddeley die auftretenden Probleme nicht gelöst werden konnten, mußte man, um die gleiche Gesamtmotorleistung zu bekommen, auf sechs 12 Zylinder Reihenmotoren Napier Lion mit je 450 PS Startleistung umstellen. Die zusätzlichen Motoren stellte man auf die obere Tragfläche genau über die unteren Motoren, gleichzeitig baute man noch eine dritte Tragfläche darüber, um die Flügelfläche zu erhöhen, die in ihren Abmessungen der unteren Tragfläche entsprach. Dadurch betrug die entgültige Gesamthöhe des Flugzeuges imposante 11,38 m. So ergab sich die einmalige Konfiguration, das die mittlere Tragfläche die größte Spannweite aufwies. Der erste Weltkrieg war mittlerweile zu Ende gegangen und man sah in der Verwendung als Transportflugzeug eine neue Perspektive für die riesige Maschine. Am 26.Mai 1919 fand der erste und einzige Flugversuch mit der Maschine auf dem Farnborough Airfield statt. Man hatte eine Hecklastigkeit festgestellt und diese durch die Mitnahme von knapp 500 kg Blei im Rumpfbug gegen die ausdrückliche Weisung von Walter George Tarrant auszugleichen versucht. Beim Beschleunigen der riesigen Maschine drückten die beiden nun auf Volllast laufenden oberen Motoren den Rumpfbug nach unten, wo er auf den Boden aufschlug. Dabei wurden zwei Besatzungsmitglieder aus der Maschine geschleudert und tödlich verletzt. Die Piloten versuchten die Maschine daraufhin nur mit den vier unteren Motoren in die Luft zu bringen. Der Versuch misslang und die Maschine überschlug sich und wurde schwer beschädigt. Ein Neuaufbau erfolgte nicht. Damit endete die Geschichte des größten, jemals gebauten Dreideckers. Später ermittelte man die extrem hohe Lage der beiden Motoren über der mittleren Tragfläche als Unfallursache. Bei voller Leistung kurz vor dem Abheben als sich das Heck schon vom Boden gelöst hatte, drückten die beiden Motoren den Rumpfbug nach unten, was zur Katastrophe führte.
Technische Daten: Tarrant Tabor
Verwendung: schweres Bombenflugzeug
Baujahr: 1919
Triebwerk: sechs flüssigkeitsgekühlte stehende 12 Zylinder W Reihenmotoren Napier Lion mit starren Zweiblatt-Holzpropellern, vier als Zugschrauben und zwei als Druckschrauben wirkend
Startleistung: je 444 PS (327kW)
Dauerleistung: je 412 PS (303 kW) in 3.000 m
Besatzung: 6 Mann
Erstflug: 26.Mai 1919 (Flugversuch)
Spannweite obere Tragfläche: | 30,70 m |
Spannweite mittlere Tragfläche: | 40.02 m |
Spannweite untere Tragfläche: | 30.70 m |
Länge: | 22,31 m |
größter Rumpfdurchmesser: | 3,50 m |
größte Höhe: | 11,38 m |
Spurweite: | 11,28 m |
Propellerdurchmesser: | 3,10 m |
Propellerfläche: | 7,55 m² |
Flügelfläche: | 460,0 m² |
V-Form: | Tragflächen 5° |
Flügelstreckung: | 2.05 |
Staffelung: | 0,78 m |
Leermasse: | 11.250 kg |
Startmasse normal: | 20.305 kg |
Startmasse maximal: | 21.200 kg |
Tankinhalt maximal: | 5.800 Liter |
Flächenbelastung: | 46,09 kg/m² |
Leistungsbelastung: | 7,85 kg/PS (10,66 kg/kW) |
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: | 156 km/h |
Höchstgeschwindigkeit in 2.000 m: | 177 km/h |
Marschgeschwindigkeit in 2.000 m: | 150 km/h |
Gipfelhöhe: | 3.970 m |
Steigleistung: | 1,6 m/s |
Steigzeit auf 1.000 m: | 11,0 min |
Steigzeit auf 2.000 m: | 24,0 min |
Reichweite normal: | 1.450 km |
Reichweite maximal: | 1.800 km |
Flugdauer: | 12 h |
Bewaffnung: keine
Bombenlast normal: 12 Stück 104 kg Sprengbomben
Bombenlast maximal: 18 Stück 104 kg Sprengbomben