Bach Air Yacht

08.11.2015 EK
Bach Air Yacht
Bach Air Yacht (Archiv: Eberhard Kranz)

Bei der Bach Air Yacht handelt es sich um ein Passagierflugzeug, das bis zu 10 Fluggäste transportieren konnte, von der Maschine wurden insgesamt 21 Flugzeuge gebaut.

Bach Air Yacht

In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden in kürzester Zeit in den USA viele kleine und kleinste Werkstätten, man konnte sie kaum Fabriken nennen, die begannen Flugzeuge zu bauen. Antrieb war, dass die Nachfrage nach schnellen Verbindungen außerhalb der vorhandenen Verkehrswege, Eisenbahn und Straßen, sprunghaft anstieg. Es entstanden unzählige regionale Luftverkehrsunternehmen, die meist von ehemaligen Kriegspiloten des Ersten Weltkriegs, die nun nicht mehr gebraucht wurden, betrieben wurden, beziehungsweise sich in deren Dienste begaben. L. Morton Bach betrieb seit Anfang der zwanziger Jahre in Cloverfield bei Santa Monica in Kalifornien einen Reparaturbetrieb für Automobile und Flugzeuge, wobei die Flugzeugreparatur zum überwiegenden Geschäftsbereich wurde. Gleichzeitig erkannte Bach das Potential, das der aufstrebende Luftverkehr bot. Er beschloß daher, aus seiner Reparaturwerkstatt eine Flugzeugfabrikation zu machen und gründete zu diesem Zweck 1927 die Bach Aircraft Company in Cloverfield. Es gelang ihm, Waldo Waterman als Chefpiloten einzustellen. Dieser brachte Max B. Harlow, einen gestandenen Flugzeugingenieur mit, der gerade auf der Suche nach einer neuen Herausforderung war. Morton Bach engagierte ihn sofort als Chefingenieur für seine Firma. Man war sich schnell einig, wie das zu entwickelnde Flugzeug aussehen sollte.

Bach Air Yacht (Archiv: Eberhard Kranz)

Hauptkonstruktionsmerkmale der Bach Air Yacht

Dabei folgte man dem damals üblichen Schema und entwarf einen dreimotorigen Hochdecker mit festem Heckradfahrwerk und Normalleitwerk, der 10 Passagieren und der zweiköpfigen Besatzung Platz bieten sollte. Obwohl laut Gesetz seit 1927 Flugzeuge zur Personenbeförderung nicht mehr aus Holz gebaut sein durften, es hatte einfach zu viele tragisch verlaufende Brandkatastrophen mit derartigen Flugzeugen gegeben, ignorierte man bei der Entwicklung einfach diese Vorschrift und legte das Flugzeug in Holzbauweise aus, lediglich die Verbindungselemente waren aus Stahl. Der Rumpf hatte einen rechteckigen Querschnitt und war in klassischer Holzrahmenbauweise aufgebaut. Die Außenverkleidung bestand aus Sperrholzplatten unterschiedlicher Stärke. Teilweise wurden auch formgepresste Sperrholzteile verwendet. Zur zusätzlichen Sicherheit bei eventuellen Überschlägen waren in die Kabine drei Überrollbügel aus verchromtem Stahlrohr eingebaut. Im Rumpfbug hinter dem Brandschott und unter der Pilotenkabine befand sich der Hauptkraftstofftank von 368 Litern. Die bequemen Passagiersessel waren einzeln zu Seiten des schmalen Mittelgangs in insgesamt fünf Reihen angebracht. Jeder Fluggast hatte ein Fenster für sich, durch welches dank der Hochdeckerauslegung eine ungestörte Sicht möglich war. Die Tragfläche war dreiteilig aufgebaut. Das zweiholmige Tragflächenmittelstück bildete die obere Rumpfabdeckung. Es war mit Sperrholz verkleidet. Die ebenfalls zweiholmigen Außenflügel waren Ganzholzkonstruktionen, die mit Sperrholz verkleidet waren. In den Außenflügeln waren je ein Kraftstofftank von 189 Litern untergebracht, der den jeweiligen Seitenmotor mit Kraftstoff versorgte. Die Querruder waren ebenfalls mit Stoff bespannte Holzkonstruktionen. Die Außenflügel waren zum Rumpf hin abgestrebt und im Berührungspunkt beider Streben waren die Seitenmotoren montiert. Von den Seitenmotoren ging die Hauptstrebe, in der ein Federbein mit extrem langem Federweg eingebaut war, nach unten an der sich die Radaufhängung für das Hauptfahrwerk befand. Von der Radaufhängung ging eine bewegliche Strebe zum Rumpf hin. Das Höhenleitwerk, ebenfalls einen Ganzholzkonstruktion, war dreieckig und zum Rumpf hin mit einem I-Stiel abgestrebt. Die Ruder waren stoffbespannt. Das dreieckige Seitenleitwerk ebenfalls eine Ganzholzkonstruktion. Das Seitenruder war stoffbespannt und verfügte über einen Hornausgleich. Das Fahrwerk war an aerodynamisch geformten Metallstreben angebracht und verfügte über einen extremen Federweg, was die Maschine besonders für unbefestigte Start- und Landebahnen geeignet machte. Der kräftige Schleifsporn war aus Stahl und mit einer Blattfeder zum Rumpf hin abgefedert.

Bach Air Yacht (Archiv: Eberhard Kranz)

Flugerprobung der Bach Air Yacht

Mitte 1927 war die erste Maschine fertig gestellt. Im Juli 1927 führte Waldo Waterman den erfolgreichen Erstflug durch. Die Maschine erhielt die offizielle Kennung NC7065 und war für die Firma Pickswick Airlines bestimmt, die insgesamt fünf Exemplare zu einem Stückpreis von US-Dollar 28.550,-bestellt hatte. Die Maschinen wurden auf der Linie San Francisco – San Diego eingesetzt. Die Air Yacht erwies sich als leistungsfähiges, robustes Flugzeug. So stellte Waldo Waterman am 26. Juli 1929 mit einer serienmäßigen 3-CT-9 einen neuen amerikanischen Höhenrekord auf. Mit einer Zuladung von 1.000 kg erreichte er 6.347 m (20.820 feed). Mit der großen Weltwirtschaftskrise kam die Bach Aircraft Company trotz guter Auftragslage wie viele kleine Flugzeugbauer in eine finanzielle Schieflage aus der die Firma nicht mehr herauskam und in den Konkurs gehen musste. Die gebauten Flugzeuge blieben teilweise bis Ende der dreißiger Jahre im regionalen Luftverkehr im Einsatz.

Bach Air Yacht (Archiv: Eberhard Kranz)

Versionen der Bach Air Yacht

Von der Air Yacht gab es folgende Varianten, die sich meist nur durch die verwendeten Motoren unterschieden:

3-CT-2:

Ausführung mit einem luftgekühlten Neun-Zylinder-Sternmotor Wright R-790-1 (J-5) mit 200 PS Startleistung (147 kW) als Mittelmotor und zwei luftgekühlte Sieben-Zylinder-Sternmotoren Ryan-Siemens 9 (Sh 11) mit je 100 PS Startleistung (74 kW) als Seitenmotoren   1 Exemplar gebaut

3-CT-3:

Ausführung mit einem luftgekühlten Neun-Zylinder-Sternmotor Pratt & Whitney R-1340 Wasp mit 505 PS Startleistung (371 kW) als Mittelmotor und zwei luftgekühlte Sieben-Zylinder-Sternmotoren Ryan-Siemens 9 (Sh 11) mit je 100 PS Startleistung (74 kW) als Seitenmotoren   1 Exemplar gebaut

3-CT-4:

Ausführung mit einem luftgekühlten Neun-Zylinder-Sternmotor Pratt & Whitney R-1690 Wasp mit 525 PS Startleistung (386 kW) als Mittelmotor und zwei luftgekühlte Sieben-Zylinder-Sternmotoren Ryan-Siemens 9a mit je 115 PS Startleistung (85 kW) als Seitenmotoren   2 Exemplare gebaut

3-CT-5:

Ausführung mit einem luftgekühlten Neun-Zylinder-Sternmotor Pratt & Whitney R-1340 Wasp mit 505 PS Startleistung (371 kW) als Mittelmotor und zwei luftgekühlte Sieben-Zylinder-Sternmotoren Comet mit je 100 PS Startleistung (74 kW) als Seitenmotoren  1 Exemplar gebaut

3-CT-6:

Ausführung mit einem luftgekühltem Neun-Zylinder-Sternmotor Pratt & Whitney R-1690 Hornet mit 770 PS Startleistung (566 kW) als Mittelmotor und zwei luftgekühlte Sieben-Zylinder-Sternmotoren  Comet mit je 100 PS Startleistung (74 kW) als Seitenmotoren    5 Exemplare gebaut

3-CT-8:

Ausführung mit einen luftgekühlten Neun-Zylinder-Sternmotor Pratt & Whitney R-1690 Hornet mit 770 PS Startleistung (566 kW) als Mittelmotor und zwei luftgekühlte Sieben-Zylinder-Sternmotoren Wright R-540 (J-6-7) mit je 175 PS Startleistung (129 kW) als Seitenmotoren   4 oder 5 Exemplare gebaut

3-CTS:

Ausführung mit einem luftgekühlten Neun-Zylinder-Sternmotor Pratt & Whitney R-1340 Wasp mit 505 PS Startleistung (371 kW) als Mittelmotor und zwei luftgekühlte Neun-Zylinder-Sternmotoren Wright R-790-1 (J-5) mit je 200 PS Startleistung (147 kW)    1 Exemplar aus einer 3-CT-8 umgebaut

3-CT-9:

Ausführung mit einem luftgekühlten Neun-Zylinder-Sternmotor Pratt & Whitney R-1340 Wasp mit 505 PS Startleistung (371 kW) als Mittelmotor und zwei luftgekühlte Sieben-Zylinder-Sternmotoren  Wright R-540 (J6-7) mit je 175 PS Startleistung (129 kW) als Seitenmotoren  3 Exemplare gebaut

3-CT-9K:

Ausführung mit einem luftgekühlten Neun-Zylinder-Sternmotor Pratt & Whitney R-1340 Wasp mit 505 PS Startleistung (371 kW) als Mittelmotor und zwei luftgekühlte Fünf-Zylinder-Sternmotoren Kinner C-5 mit je 245 PS Startleistung (180 kW) als Seitenmotoren    10 Exemplare gebaut

3-CT-9S:

Ausführung wir 3-CT-9K aber NACA-Hauben an den Motoren, verkleidetem Fahrwerk und luxuriöser Innenausstattung für sechs Fluggäste  1 Exemplar gebaut

T-11P:

einmotorige Ausführung mit einem luftgekühlten Pratt & Whitney R-1690 Hornet mit 770 PS Startleistung  (566 kW) Rückbau der ehemaligen NC219H, NC53M und 34998 die aus noch vorhandenen Ersatzteilen gebaut wurden

 

Bei der Anzahl der gefertigten Maschinen pro Ausführung ist zu berücksichtigen, dass auch Umbauten und Modifikationen mit gezählt wurden, obwohl dies keine Neubauten waren. Nach den Unterlagen des ACB (Air Commerce Bureau) sind insgesamt 21 Bach Air Yacht gefertigt worden.

Bach Air Yacht (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Bach Air Yacht CT-9K

Verwendung: Verkehrsflugzeug

Land USA

Baujahr: 1929

Triebwerk: ein luftgekühlter  Neun- Zylinder-Sternmotor Pratt & Whitney R-1690 Hornet  mit festem Zweiblatt-Holz-Propeller als Mittelmotor 

Startleistung:  525 PS  (386 kW)

Dauerleistung: 460 PS (338 kW) in 2.800 m

Propellerdurchmesser: 2,80 m

Propellerfläche: 6,16 m²

zwei luftgekühlte Fünf-Zylinder-Sternmotoren Kinner  C-5 mit festem Zweiblatt-Holz-Propeller als Seitenmotoren

Startleistung: je 245 PS (180 kW)

Dauerleistung: je 210 PS (154 kW) in 2.800 m

Propellerdurchmesser: je 2,35 m

Propellerfläche: je 4,34 m²

Besatzung: 2 Mann

Passagiere: 10

Abmessungen:

Spannweite: 17,81 m

Spannweite Flügelmittelstück: 1,81 m

größte Flügeltiefe: 3,65 m

Spannweite Höhenleitwerk: 4,10 m

Abstand zwischen den Außenmotoren (Propellerwellen) : 5,52 m

Länge: 11,23 m

größte Höhe: 2,97 m

maximale Rumpfbreite: 1,42 m

maximale Rumpfhöhe: 2,18 m

Spurweite: 5,25 m

Radstand: 8,20 m

Flügelfläche: 47,60 m²

V-Form: +2°

Pfeilung an der Flügelvorderkante: 6°

Flügelstreckung: 6,66

Massen:

Leermasse: 2.190 kg

Startmasse normal: 3.620 kg

Startmasse maximal: 3.805 kg

Tankinhalt:  746 Liter

Flächenbelastung: 79,94 kg/m²

Leistungsbelastung: 3,75 kg/PS  (5,10 kg/kW)

Nutzlast: 4.850 kg

Leistungen:

Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 253 km/h

Höchstgeschwindigkeit in 2.800 m: 268 km/h

Marschgeschwindigkeit in  2.800 m:  216 km/h

Landegeschwindigkeit: 95 km/h

Gipfelhöhe: 5.640 m

Steigleistung: 4,65 m/s

Steigzeit auf 1.000 m: 3,5 min

Steigzeit auf 3.000 m: 14,0 min

Reichweite normal: 970 km

Reichweite maximal: 1.080 km

Flugdauer: 5 h

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