Traum vom Fliegen

06.03.2011 RK
Airbus A380 Take Off
Airbus A380 Take Off (Foto: Airbus)

Seit Menschengedenken trägt der Mensch den Traum des Vogelfluges in sich, was vor 110 Jahren seine Anfänge genommen hat, entwickelte sich währen dieser Zeitspanne zu einem Weltumspannenden Verkehrssystem, das uns heute eine fast grenzenlose Mobilität ermöglicht.

Seit Menschengedenken trägt der Mensch den Traum des Vogelfluges in sich, was vor 110 Jahren seine Anfänge genommen hat, entwickelte sich währen dieser Zeitspanne zu einem Weltumspannenden Verkehrssystem, das uns heute eine fast grenzenlose Mobilität ermöglicht und dem Menschen die weite Welt viel kleiner erscheinen lässt, als sie in
Wirklichkeit ist. Heute möchte ich euch einen kleinen Einblick in faszinierende Entwicklungswelt der Aviatik geben, der Traum vom Fliegen machten tollkühne Männer und wagemutige Frauen möglich, die vor 100 Jahren noch Kopf und Kragen riskierten und in unzähligen Versuchen den Menschenflug zögerlich möglich machten.

Traum des Fliegens, die Geschichte der Luftfahrt, Eurofighter und Flyer.

Als grosser Pionier ging der Deutsche Flieger Otto Lilienthal in die Anfänge der Luftfahrtgeschichte ein, er war der erste Mensch, dem weitere Gleitflüge mit einem Flugapparat schwerer als Luft gelangen. Der Unternehmer aus Berlin beobachtete die Vögel beim Flug und deren anatomischer Aufbau. Es gelang ihm einen vogelähnlichen Gleiter zu bauen, mit dem er es schaffte, von einem Hügel aus weite Flüge in die Fläche zu absolvieren. Otto Lilienthal schaffte den Grundstein für die aerodynamischen Gesetze, nach denen die Flugzeuge heute fliegen. 1896 stürzte der mutige Gleitflieger mit einem seiner Flugapparate ab und erlag seinen schweren Verletzungen. Otto Lilienthal ging in die Weltgeschichte ein und gilt als erster Flieger, der nachweislich nachvollziehbare Flugresultate erzielte und den Grundstein für weitere Flugexperimente legte.

Otto Lilienthal und seine Gleitflüge.

In den USA experimentierten die Gebrüder Wright, motiviert durch Otto Lilienthals Erfolge, ebenfalls mit Gleitern und bauten bei einem ausgereiften Modell einen Motor ein. Die beiden Ingenieure und Velofabrikanten schafften im Dezember 1903 in Kitty Hawk einen ersten motorgetriebenen Hüpfer von 12 Sekunden, der ihnen einen Platz in der Geschichtsschreibung sicherte. Die Presse höhnte die beiden grossen Pioniere nicht als Fliegende Brüder sondern als Lügende Brüder, da der 37 Meter lange Hüpfer nicht gefilmt wurde. Orville und Wilbur Wright experimentiert ohne die Zeitungsschreiber weiter, bis ihnen 1905 bereits Flüge von mehr als 30 Minuten über Distanzen von 30 Kilometern gelangen.

Erster fotografisch dokumentierter Flug eines Motorflugzeuges.

In Europa war man zu dieser Zeit noch Meilenweit von den Resultaten der lügenden Brüder aus den USA entfernt. In Frankreich bewunderte man die Flugerfolge der Gebrüder Wright und wollte deren Flugzeug kaufen. Erste Luftsprünge gelangen dem todesmutigen Brasilianer Santos Dumont im September 1906 in Frankreich. In seinem Flugapparat schaffte er gerade Mal Flüge von einigen 100 Metern. Er flog nur im Anzug, weil er immer mit einem tödlichen Absturz rechnete, und seinen Mitmenschen dadurch das Einsargen vereinfachen hätte.

Erster Motorflug in Europa, Santos Dumont in Frankreich.

Die Musik spielte in Frankreich, die beiden Amerikaner sagten sich jetzt oder nie und verschifften ihren Wright Doppeldecker nach Europa, um den europäischen Aviatikern zu zeigen, was es heisst Fliegen zu können. Im Dezember 1908 staunten Europas Flugpioniere nicht schlecht, als Wilbur Wright mit seinem Doppeldecker zum ersten Mal über französischem Boden Aufstieg und mehr als 1 Stunde und 30 Minuten oben blieb, bis er wieder landete. Die lügenden Brüder wurden jetzt als die Fliegenden Brüder gefeiert und leiteten ein streben nach neuen Rekorden ein.

Gebrüder Wright in Frankreich.

Dem Franzosen Louis Blériot, einem Autoscheinwerfer Fabrikanten, gelang mit seinem Blériot Eindecker im Juli 1909 der erste Flug von Frankreich über den Ärmelkanal nach England. Die Presse lechzte jetzt nach Flugabenteuern und schrieb nach dieser fliegerischen Glanzleistung „England ist keine Insel mehr“. Louis Bleriot gewann durch diesen Kanalflug ein grosses Preisgeld und konnte sich dadurch vom Ruin retten und wurde zum ersten erfolgreichen Flugzeugproduzenten. Sein Blériot Eindecker wurde auf der ganzen Welt nachgefragt und eroberte viele weitere Flugrekorde.

Louis Blériot bezwingt den Ärmelkanal (Replika eines Blériot Eindeckers).

Der Schweizer Flugpionier Oskar Bider lernte das Handwerk des Fliegens in der Flugschule von Louis Blériot in Pau am Fusse der Pyrenäen und kaufte sich auch einen Flugapparat von Blériot, mit dem er 1913 als erster Flieger von Bern über die Alpen nach Milano flog. Vor dem ersten Weltkrieg lag der Höhenweltrekord bereits bei 6120 Meter und der Geschwindigkeitsrekord lag bei 203 Kilometer pro Stunde, alle Weltrekorde wurden von französischen Maschinen gehalten.

Oskar Bider bezwingt 1913 die Alpen von Bern nach Milano.

Militärisch erkannte man den Nutzen der Flugapparate rasch und setze die Flugzeuge im Ersten Weltkrieg für Aufklärungseinsätze ein. Diese Einsätze mussten unbedingt verhindert werden, so baute man in Flugzeuge Maschinengewehre ein, um die ungeliebten Beobachter vom Himmel zu schiessen. Der Luftkrieg war geboren und entwickelte sich rasch zu einem unbarmherzigen Kriegswerkzeug.

Der Erste Weltkrieg, das Flaugzeug als Aufklärer und Jäger.

Berühmt wurde Manfred Freiherr von Richthofen, besser bekannt als der Rote Baron mit seinem roten Fokker Jagdflugzeug. Genau 80 Gegner hat er vom Himmel geschossen, bevor den 26 Jährigen Helden der Fliegertod über den Schützengräben Frankreichs ereilte. Ehrenvoll wurde der bekannte Flieger von seinen Gegnern zu Grabe getragen. Im Ersten Weltkrieg bauten man auch erste Bomber, die aber keinen strategischen Wert in der Kriegsführung hatten, da die Bombenzuladung und die Zielgenauigkeit noch völlig unzureichend war.

Der Rote Baron schoss im Ersten Weltkrieg 80 Gegner ab.

Viele Jagdflieger des ersten Weltkrieges widmeten sich nach dem Krieg der Weiterentwicklung der Luftfahrt, gründeten erste Luftfahrtgesellschaften und jagten weiteren Rekorden nach. So gelangen John Alcock und Arthur Whitten Brown 1919 mit einem englischen Vickers Bomber die Überquerung des Nordatlantiks vom kanadischen Neufundland nach Irland. Mit viel Glück und grossem fliegerischen Können gelang diesen beiden waghalsigen Piloten die Überquerung der 3667 Kilometer langen Strecke in 16 Stunden und 12 Minuten. Die beiden Langstreckenflieger gewannen damit die 10.000 Pfund und wurden vom König von England zu Rittern geschlagen. Bei einem Flug von London nach Paris stürzte der Pilot John Alcock bei schlechtem Wetter ab und verlor dabei sein Leben, dies zeigt klar, dass es sich bei der Fliegerei immer noch um eine äusserst Gefährliche Beschäftigung handelte.

1919 gelang John Alcock und Arthur Whitten Brown der erste Flug über den Atlantik.

1927 gelang es Charles Lindbergh ohne Stopp mit einem einmotorigen Flugzeug in 33 Stunden von New York über den Nordatlantik nach Paris zu fliegen. Bei dem Flugzeug handelt es sich um einen Hochdecker mit einem 223 PS starken Sternmotor, die Maschine hatte einen Tankinhalt von rund 1700 Litern, um die 5800 Kilometer lange Strecke zu überwinden. Charles Lindbergh liess die Maschine extra für diesen Rekordflug bauen, sie blieb der Nachwelt erhalten und kann heute im Luftfahrtmuseum in Washington bestaunt werden. Viele Pioniere wagten in den 1920er Jahren Kopf und Kragen, um den Luftverkehr weiter voranzutreiben.

Charles Lindbergh fliegt 1927 Nonstop von New York nach Paris.

In den 1930er Jahren entstanden erste richtige Verkehrsflugzeuge. In den USA und Europa wurden die DC-2 und DC-3 von der amerikanischen Douglas Flugzeugfabrik in grossem Rahmen eingesetzt. Die Maschine konnte 30 Passagiere über Entfernungen von mehr als 2000 Kilometer transportieren. Von der DC-3 wurden mehr als 15\'000 Flugzeuge gebaut. Einige dieser legendären Verkehrs- und Transportflugzeuge fliegen auch heute noch im kommerziellen Linienverkehr. In Deutschland entstand in dieser Zeit die Junkers Ju 52, die von ihrer Konstruktionsweise her jedoch als Kriegsflugzeug für den Transport von Fallschirmjägern besser geeignet war als zum Transport von Passagieren. Von der Tante Ju wurden fast 5\'000 Maschinen gebaut, die im Zweiten Weltkrieg Deutschlands Transportflugzeuge waren.

Erste Verkehrsflugzeuge, die DC-3 und die Ju 52

Die 1930er Jahre waren von der starken Aufrüstung geprägt. Deutschland baute die Messerschmitt Me 109 und Grossbritannien die Spitfire. Diese Jagdflugzeuge erreichten bereits Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 650 Kilometer pro Stunde. Mit einer Sonderversion der Messerschmitt Me 109 eroberte Deutschland kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mit 755 Milometer pro Stunde den Geschwindigkeitsweltrekord.

Schnelle Jagdflugzeuge, Spitfire und Messerschmitt Me 109.

Ernst Heinkel, ein grosser Deutscher Flugpionier der ersten Stunde, erkannte bereits Mitte der 1930er Jahre, dass höhere Geschwindigkeiten nur mit einem Düsenantrieb erreicht werden können. Er baute 1939 mit der Heinkel He 178 das erste Düsenflugzeug und läutete damit das Jet Zeitalter ein.

Ernst Heinkel baute das erste Düsenflugzeug, die Heinkel He 178

Im September 1939 brach in Europa der Zweite Weltkrieg ein. Deutschland wendete beim Angriff auf Polen gänzlich neue Kriegstatiken an. Unterstützt durch Sturzkampfbomber konnten die motorisierten Panzerverbände den östlichen Nachbarn innerhalb von ein paar Wochen unterwerfen. Im Norwegen und Frankreichfeldzug wurden 1940 zum ersten Mal in der Geschichte Luftlandetruppen eingesetzt, Fallschirmjäger besetzten Schlüsselpositionen und bildeten Brückenköpfe bei strategisch wichtigen Punkten. Gegen die Deutsche Luftüberlegenheit hatten die Franzosen und Engländer keine Chance, Frankreich wurde in wenigen Wochen unterworfen. Bei der Luftschlacht um England konnten die Deutschen Messerschmitts die Spitfires nicht schlagen, es kam zum ersten Unentschieden. Im Russlandfeldzug wendete sich 1943 das Kriegsglück Deutschlands und das Deutsche Reich wurde nach weiteren zwei Jahren vollständig besiegt.

Das Flugzeug wurde innerhalb von 40 Jahren zur Vernichtungswaffe.

Deutschland kann jedoch für sich in Anspruch nehmen, den ersten einsatzfähigen Düsenjäger gebaut zu haben. Die Messerschmitt Me 262 war mehr als 150 km/h schneller als ihre Konkurrenten, es gelang dem ersten Düsenjagdflugzeug jedoch nicht, den unseligen Bomberströmen der Britischen und Amerikanischen Luftwaffe Herr zu werden. Der Zweite Weltkrieg war der erste Krieg, wo die Luftstreitkräfte eine Kriegsentscheidende Rolle spielten, nach nur 40 Jahren entwickelte der Mensch das Flugzeug zu einer der schwersten Vernichtungsmaschinen.

Das erste erfolgreiche Jagdflugzeug mit Strahlantrieb, die Me 262.

Nach dem Krieg ging die rasante Entwicklung weiter. In Grossbritannien startete 1949 das erste Strahlverkehrsflugzeug zum Jungfernflug. Der Comet war mit vier Rolls Royce Triebwerken ausgestattet und erreichte Geschwindigkeiten von bis zu 850 Kilometer pro Stunde. Der vierstrahlige Comet läutete ab 1952 das Düsenzeitalter in der Verkehrsfliegerei ein. Der Comet konnte mit 80 Passagieren Entfernungen von bis zu 5000 Kilometern überwinden. Mit dieser Maschine konnte man mit einer Zwischenlandung von Europa nach New York fliegen.

Das erste Verkehrsflugzeug mit Strahlantrieb kam aus England, der Comet.

Eine weitere magische Grenze stellte die Schallmauer dar, das heisst, dass die Maschine schneller wird als der Schall. Der britische Jagdflieger und Testpilot Neville Duke durchbrach 1953 als erster Europäer auf einem Hawker Hunter die Schallmauer, er war 1171 km/h schnell.

Neville Duke durchbricht als erster Europäer auf eine Hawker Hunter die Schallmauer.

Ab den 1950er Jahren gab man in den USA den Ton an. Boeing kam mit der Boeing 707 auf den Markt und McDonnall Douglas baute die DC-8. Beide Maschinen hatten vier Triebwerke und waren in der Lage ohne Zwischenlandung bis zu 200 Passagieren von Europa nach Amerika zu fliegen. Die beiden vierstrahligen Verkehrsflugzeuge waren ab 1960 am Markt verfügbar und wurden auf der ganzen Welt eingesetzt. Von der Boeing 707 wurden mehr als 1000 Maschinen gebaut und bei der DC 8 waren es mehr als 550 Flugzeuge. Auch heute noch sind Boeing 707 und DC-8 als Frachtflugzeuge unterwegs.

Die ersten Langstreckenjets, hier die Boeing 707.

1970 läutete Boeing mit dem Jumbo Jet eine neue Ära in der Verkehrsfliegerei ein. Bis zu 400 Passagiere konnten nun über riesige Entfernungen Nonstop transportiert werden. Der Mensch kann nun seit knapp siebzig Jahren fliegen und ist bereits in der Lage 350 Tonnen schwere Flugzeuge zu bauen, die mit 400 Passagieren von New York nach Paris fliegen können. Auch McDonnell Douglas baute mit der dreimotorigen DC-10 ein Grossraumflugzeug.

Boeing 747, nach nur 70 Jahren kann der Mensch Grossraumflugzeuge bauen.

1970 gründete man in Europa Airbus und baute wieder Verkehrsflugzeuge, die es mit der amerikanischen Konkurrenz aufnehmen konnten. Das Meisterwerk der europäischen Flugzeugindustrie ist der Airbus A380, das grösste Verkehrsflugzeug auf unserer Welt. Der Airbus flog 2005 zum ersten Mal, gut 100 Jahre später als die Gebrüder Wright. Mit dem A380 könnte man in 22 Stunden mit 400 Passagieren ohne Zwischenlandung von London nach Australien fliegen. Der A380 hat eine Spannweite von mehr als 80 Metern und kann 320\'000 Liter Benzin tanken. Das maximale Stargewicht beträgt unglaubliche 565 Tonnen. Es gibt Fluggesellschaften, die in ihren A380 mehr als 800 Passagiere transportieren werden. Bei Airbus plant man eine gestreckte Variante, die bis zu 1000 Fluggäste aufnehmen könnte.

Airbus baut das grösste Passagierflugzeug, der Airbus A380.

Ein A380 kostet rund 370 Millionen Schweizer Franken. Das Flugzeug kann man auch täglich am Flughafen Zürich sehen. Singapore Airlines fliegt täglich die Strecke Singapore Zürich mit dem Superjumbo aus europäischer Produktion.

Wie ihr seht kann der Mensch heute wohl besser fliegen als die Vögel obwohl er nie für diese Art der Fortbewegung gedacht war, den tollkühnen Fliegern, die vor 100 Jahren ich Leben riskierten, haben wir die fast unbegrenzte Mobilität in der Luft zu verdanken.

Vortrag von Thierry Kühni, Schüler der ersten Bezirksschule in Mellingen.

Ein grosses Dankeschön an den Autor.

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