Landwind und Seewind
In diesem Refresher erfahren Sie, wie der Land und Seewind entsteht. Meteorologisch gesehen gehören diese beiden Winde zu den thermischen Lokalwinden.
Viele Flugplätze, die an der See liegen, kennen die Wechselwirkung von Land und Seewind, die zu unangenehmen Windscherungen und Turbulenzen im Anflug und zu starkem Wind während der Landung führen können. Die Entstehung dieser lokalen Windsysteme ist ganz einfach zu erklären. Die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit von Festland und See wird bei gleicher Sonneneinstrahlung verschieden stark erwärmt und kühlt sich gegen Abend und in der Nacht ungleich ab. Das Wasser im Meer erwärmt sich während des Tages durch die Sonneneinstrahlung weniger rasch als die Landflächen. Am Abend, wenn sich die Sonne verabschiedet, strahlt das Festland die aufgenommene Wärme schneller ab als das Meer. Das Wasser im Meer ist ein guter Wärmespeicher, der die aufgenommene Energie nur langsam an die Umgebung abgibt. Diese lokalen Temperaturunterschiede führen zu unterschiedlichen Druckverhältnissen, die für eine kontinuierliche Luftzirkulation verantwortlich sind.
Am Tag weht ein kräftiger Wind von der See her zur Küste hin. Diesen lokalen Wind nennt man Seewind. In der Nacht verschieben sich die Druckverhältnisse, über dem Land nimmt der Druck wegen der rascheren Temperaturabnahme zu und führt zu einem Wind in Richtung Meer, dieser wird wiederum als lokaler Landwind bezeichnet.
Ganz einfach zu merken: Seewind
Am Tag: Unterschiedliche Bodenbeschaffenheit von Land und See führen bei Sonneneinstrahlung zu Druckunterschieden.
Die Landfläche erwärmt sich schneller als das Wasser, der Druck ist geringer als über der See, es weht ein Wind vom Meer landeinwärts, diesen nennt man Seewind.
Während der Nacht: Landwind
In der Nacht: Das Meer ist ein besserer Wärmespeicher und kühlt weniger schnell ab als die Landfläche.
Druck auf dem Land ist höher als über der See, es entsteht ein Wind vom Land zur See: Landwind.
Vertiefung der Theorie
Ein strahlend klarer Sommertag ist die beste meteorologische Bedingung, um das Phänomen Land- und Seewind theoretisch zu ergründen.
Der Seewind
Die unterschiedliche Bodenerwärmung zwischen Wasser- und Landfläche führt zu unterschiedlicher Erwärmung der bodennahen Luftschichten. Auf dem Land erwärmt sich die Luft viel schneller und beginnt in die Höhe zu steigen, der Bodendruck nimmt gegenüber dem Bodendruck über der See leicht ab, nun strömt die kühlere Meeresluft als Seewind landeinwärts. Die erhitzte Luft über dem Küstenland steigt auf etwa fünf- bis siebenhundert Meter hoch und beginnt in der Höhe in Richtung See zu strömen und schliesst den Kreislauf. Der Seewind kann man an heissen Sommertagen bis zu fünfzig Kilometer im Landesinnern spüren. Die Windstärke erreicht in den Küstennahengebieten tagsüber fünfzehn bis 25 Knoten (27 km/h bis 46 km/h). Über dem küstennahen Festland entstehen je nach Feuchte Gehalt der aufsteigenden Luft markante Kumulus Wolken. Über der See bleibt es wegen der absinkenden Luft wolkenlos. Die vor gelagerten Nordseeinseln haben deshalb im Sommer meistens schönes Wetter ohne Bewölkung, während sich über der Küste Quellwolken bilden und Regenschauer niedergehen können. Den lokalen Seewind kann man im Sommer auch an grösseren Binnenseen wie dem Boden- oder Genfersee beobachten.
Der Landwind
In der Nacht entsteht eine umgekehrte Zirkulation. Nach Sonnenuntergang kühlt sich die Luft über dem Land rascher ab als über dem Meer, welches wegen seiner konstanteren Temperatur als Wärmespeicher funktioniert. Am frühen Abend weht der Wind eine Weile lang überhaupt nicht mehr, um im Verlauf der Nacht vom Festland zur See zu drehen. Der Landwind hat eingesetzt und die Restwolken in Küstennähe lösen sich zügig auf, während es zu einer zögerlichen Wolkenbildung über dem Wasser kommt.
Landwind, Seewind: Ursache kurz zusammengefasst
Diese ausgeprägten Land- Seewind- Zirkulationen haben ihren Ursprung also ausschliesslich in den unterschiedlichen Erwärmungseigenschaften von Wasserflächen und Landflächen. Jeder grössere See entwickelt ein solch eigenes lokales Windsystem, das umso ausgeprägter ausfällt, je kälter das Wasser im Verhältnis zur Erwärmung des umgebenden Landes ist. Diese Entwicklung ist stark von der Sonneneinstrahlung abhängig und kann durch umgebende Berge zusätzlich verstärkt werden.
Artikel von Robert Kühni