Focke Wulf GL18

01.11.2014 EK
Focke Wulf GL18

Focke Wulf GL18, Land: Deutschland Bei der Maschine handelte es sich um ein zweimotoriges Versuchs-, Passagier- und Schulflugzeug, das durch Focke Wulf Mitte der 1920er Jahre im Auftrag für Junkers gebaut wurde. Die Focke Wulf GL18 diente hauptsächlich als Schulflugzeug. Spannweite: 16,0 m, Länge: 8,50 m, Geschwindigkeit: 135 km/h.

Mitte der 19zwanziger Jahre war die Junkers Flugzeugwerk AG, wo man in Dessau die Junkers F 13 in großer Serie für den sich entwickelnden Luftverkehr baute, an einer Weiterentwicklung zum zweimotorigen Verkehrsflugzeug interessiert. Ein zweimotoriges Flugzeug bot den Fluggästen und der Besatzung mehr Sicherheit und verfügte über eine größere Passagierkapazität als die erfolgreiche, aber einmotorige F 13. Für grundlegende technische Untersuchungen an zweimotorigen Verkehrsflugzeugen benötigte man ein Versuchsflugzeug, da diese Untersuchungen nur experimentell durchgeführt werden konnten. Man musste zum Beispiel herausfinden, wie und aus welcher Richtung das Leitwerk im Ein- und Zweimotorenflug vom Propeller angestrahlt werden muss, um sicher betrieben werden zu können. Junkers war aber mit der Fertigung der F13 ausgelastet, also erteilte man der Focke Wulf Flugzeugbau GmbH in Bremen den Auftrag, ein solches zweimotoriges Versuchsflugzeug zu entwickeln. Als besondere Bedingung wurde verlangt, dass die Triebwerks- und Propellerachsen sowohl divergierend (auseinander gehend) als auch konvergierend (zusammen gehend) verstellbar sein mussten.

Focke Wulf GL18 (Archiv: Eberhard Kranz)

Focke-Wulf konnte für Junkers ein zweimotoriges Versuchsflugzeug bauen

Focke-Wulf akzeptierte die Forderungen und im Frühjahr 1926 wurde seitens der Junkers Flugzeugwerk AG der offizielle Auftrag erteilt. Dipl.-Ing. Henrich Focke konstruierte daraufhin die GL 18, einen freitragenden zweimotorigen Schulterdecker mit Normalleitwerk und festem Hauptfahrwerk. Die Maschine war in Holzbauweise ausgeführt und stellte quasi eine zweimotorige Ausführung der A 16, des erfolgreichen ersten Verkehrsflugzeuges der Focke-Wulf Flugzeugbau GmbH, dar.

Focke Wulf GL18 (Archiv: Eberhard Kranz)

Hauptkonstruktionsmerkmale der Focke Wulf GL18

Der Rumpf mit rechteckigem Querschnitt und seiner bauchigen Form war eine Holzfachwerkkonstruktion, die bis hinter die Tragflächen mit Sperrholz verkleidet war. Zur Erhöhung der Steifigkeit waren von Innen dünne Leisten gewebemäßig gegen die äußere Sperrholzverkleidung geklebt. Das Rumpfheck war mit Leinwand bespannt. Die Pilotenkabine befand sich unter dem auf dem Rumpf aufliegenden dicken Tragflügel und war nach vorn verglast, während sie seitlich offen war. Das Cockpit hatte zwei nebeneinander befindliche Pilotensitze und verfügte über eine Doppelsteuerung. Der Zugang erfolgte über je eine Tür links und rechts. Ab der Hinterkante der Tragfläche war der hintere Rumpf, wie bei der A 16 fast bis auf den Boden heruntergezogen und über dem hölzernen Fachwerk mit Stoff bespannt. Durch das Herabziehen des Rumpfes wurde das Einsteigen erleichtert und die Fahrwerkskonstruktion konnte vereinfacht werden. Im Inneren trennte eine stabile Sperrholzwand die Kabine der Piloten vom Passagierraum, der vier Personen bequem Platz bot, wobei jeder Sitzplatz über ein Fenster verfügte, die ähnlich wie Fenster in Eisenbahnwaggons über nach unten schiebbare Scheiben verfügten. Der Zugang zur Passagierkabine erfolgte durch zwei seitliche Türen. Die starre Achse des Fahrwerks verlief im Rumpfboden und war an der Trennwand angeschlagen. So wurden die auftretenden Kräfte bei der Landung über Gummifederpakete an die Trennwand in die Zelle überführt und von da aus auf das Tragwerk übertragen. Außerhalb des Rumpfes war die Achse aerodynamisch günstig verkleidet. Die beiden Haupträder konnten mechanisch gebremst werden. Der stählerne Schleifsporn war fest am Kiel des Rumpfes befestigt und durch vorgespannte Tellerfedern konnten die auftretenden Schwingungen gedämpft werden. Das Seitenruder, eine mit Leinwand bespannte Holzkonstruktion war am Rumpfende angeschlagen und verfügte über einen Hornausgleich. Nach vorn ging das Seitenleitwerk, das ebenfalls eine leinwandbespannte Holzkonstruktion war, dreieckig zum Rumpf hinunter. Das Seitenruder wurde mittels Drahtseilzügen, die über Umlenkrollen liefen, bewegt. Das Höhenleitwerk eine freitragende Holzkonstruktion mit dreieckigen Aufriss und leicht bogenförmigen Vorderkanten, war auf den Rumpf aufgesetzt. Die Höhenruder wurden ebenfalls mittels Stahlseilen betätigt. Die Ruder waren aerodynamisch ausgeglichen. Die einteilige Tragfläche, die in ihrer Form sich an den Zanonia Samen anlehnte, ähnelte so entfernt denen der Etrich oder Rumpler Tauben. Der Tragflügel war zweiholmig aufgebaut, wobei der Hauptholm auf der Kabinentrennwand auflag, während der hintere Hilfsholm durch Sperrholzrippen mit dem Hauptholm verbunden, so einen verwindungssteifen Holmkasten bildete. Von der Flügelnase, die aus Sperrholzformteilen bestand, bis zum Hauptholm war der dicke Tragflügel mit Sperrholz verkleidet, der hintere Teil trug eine Stoffbespannung, ebenso die nach oben stehenden Querruder. Die Triebwerke waren vom Hauptholm durch ein Brandschott aus Metall getrennt, gleichzeitig waren sie auch wegen der hohen Temperaturen mit Leichtmetall verkleidet. Zwischen den Motoren befand sich im Tragflügel vier Kraftstofftanks, je zwei vor und zwei hinter dem Hauptholm die insgesamt 240 Liter Fassungsvermögen hatten. Als Triebwerke sollten die luftgekühlten stehenden Sechszylinder Reihenmotoren Junkers L1a mit Zwangskühlung durch ein großes Lüfterrad verwendet werden. Die Motoren gaben eine Startleistung von je 85 PS (62,5 kW) ab. Durch das kreisrunde Kühlgebläse ähnelten die eingebauten Motoren mit ihrer Verkleidung Sternmotoren, lediglich die Zylinderköpfe ragten oben aus der Verkleidung hervor. Den notwendigen Antrieb besorgten zwei feste Zweiblatt-Holzpropeller von Junkers.

Focke Wulf GL18 (Archiv: Eberhard Kranz)

Erprobung der Focke Wulf GL18

Ende Juli 1926 war die Maschine fertig gestellt und am 9. August 1926 führte Georg Wulf den Erstflug durch. Wulf war mit den Flugeigenschaften des Flugzeuges sehr zufrieden. Ihr gutmütiges Flugverhalten ließ auch an eine Verwendung als Zubringer-, Schul- oder Luftbildmaschine denken. Der an sich sehr vorsichtige und bedächtig fliegende Georg Wulf war so von der Maschine begeistert, dass er mehrfach Loopings damit flog. Mit dem Baubeginn der ersten Maschine hatte man zeitgleich ein zweites Flugzeug gebaut, das lediglich andere Motoren erhalten hatte, nämlich zwei luftgekühlte Sieben-Zylinder-Sternmotoren Siemens Sh 11 mit je 84 PS (61,8 kW) Startleistung. Die Maschine erhielt die Bezeichnung GL18a und wurde noch Ende 1926, nach dem die Luft Hansa einige Versuchsflüge durchgeführt hatte, aber sich nicht zur Übernahme entschließen konnte, von der Deutschen Verkehrsfliegerschule (D.V.S.) in Braunschweig erworben. Dort war man mit der Maschine so zufrieden, dass man eine zweite bei der Focke Wulf Fugzeugbau GmbH bestellte. Allerdings forderte man eine geräumigere Kabine und einen breiteren Rumpf, um mehr Platz für Fluglehrer und Flugschüler zu haben. Den Rumpf verlängerte man um 60 cm und als Antrieb wurden zwei stärkere Sh 12 mit 110 PS (80,9 kW) eingebaut. Die Maschinen waren bei der D.V.S bis 1935/36 im Einsatz, dann wurden sie durch modernere Typen ersetzt. 1927 leitete man aus der GL 18 die weiterentwickelte GL 22 ab, von der vier Maschinen gebaut wurden.

Focke Wulf GL18 (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Focke-Wulf GL 18a

Land: Deutschland
Verwendung: Versuchs-, Passagier- und Schulflugzeug
Triebwerk: zwei luftgekühlte Sieben-Zylinder Sternmotoren Siemens & Halske Sh 11 mit festem Zweiblatt-Holzpropeller Junkers
Startleistung: je 84 PS (61,8 kW)
Dauerleistung: je 72 PS (52,9 kW) in 2.400 m
Besatzung: 2 Mann
Passagiere: vier Personen
Erstflug: 9. August 1926

Spannweite: 16,00 m
Länge: 8,50 m
größte Höhe: 2,60 m
Spannweite Seitenleitwerk: 3,32 m
Abstand der Propellerachsen: 3,78 m
Rumpfhöhe: 2,12 m
Rumpfbreite: 1,30 m
Propellerdurchmesser: 2,50 m
Propellerfläche: 4,91 m²
Spurweite: 2,26 m
Radstand: 6,42 m
Flügelfläche: 32,00 m²
V-Form: +2°
Streckung: 8,00
Wurzeltiefe: 2,56 m
Massen: To delete
Leermasse: 925 kg
Startmasse normal: 1,194 kg
Startmasse maximal: 1.360 kg
Nutzlast: 525 kg
Tankinhalt: 240 Liter
Schmierstofftank: 26 Liter
Flächenbelastung: 42,50 kg/m²
Leistungsbelastung: 8,10 kg/PS (11,02 kg/kW)
Kraftstoffverbrauch: 48 l/100 km
Schmierstoffverbrauch: 2,2 l/100 km
Leistungen: To Delete
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 130 km/h
Höchstgeschwindigkeit in 3.400 m: 135 km/h
Reisegeschwindigkeit in 3.400 m: 124 km/h
Landegeschwindigkeit: 85 km/h
Gipfelhöhe: 3.400 m
Steigleistung: 1,67 m/s
Steigzeit auf 1.000 m: 10,0 min
Steigzeit auf 3.400 m: 40,0 min
Reichweite normal: 450 km
Reichweite maximal: 500 km
Flugdauer: 4 h
Startstrecke: 115 m

Text: Eberhard Kranz

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