Hamburg testet Gepäckschlepper mit Wasserstoffantrieb

09.07.2025 PS
Wasserstoffschlepper Ham 1
Hamburg testet Gepäckschlepper mit Wasserstoffantrieb (Foto: Flughafen Hamburg Oliver Sorg)

Der Flughafen Hamburg testet Wasserstoff-Gepäckschlepper im Realbetrieb und will damit den CO2 neutralen Bodenbetrieb fördern.

Bodenfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb sind eine vielversprechende Möglichkeit, den Bodenbetieb von Flughäfen CO2-emissionsfrei zu gestalten. Dieses Ergebnis verschiedener internationaler Studien aus dem Interreg BSR HyAirport Projekt wird nun mit einem Praxistest am Hamburger Flughafen überprüft. Erstmals kommt dabei ein extra für diesen Test umgebauter Gepäckschlepper zum Einsatz. Die Technologie könnte die Möglichkeit bieten, auch bestehende Flotten nachhaltig umzurüsten.

Der neue Prototyp basiert auf einem bestehenden Modell mit Erdgas-Antrieb (Mulag 4CNG) und wurde vom Unternehmen HTM Hydro Technology Motors aus Bingen am Rhein auf Wasserstoffbetrieb umgerüstet. Ziel ist es, den Einsatz von Wasserstoffantrieben auf dem Flughafen-Vorfeld unter Realbedingungen zu erproben – erstmals mit Fokus auf die Umrüstung bereits bestehender Serienfahrzeuge. 

Rund 60 Gepäckschlepper sind aktuell am Hamburg Airport im Einsatz, einer von ihnen fährt nun mit Wasserstoff statt Erdgas. Die Testphase für den Prototypen dauert sechs bis neun Monate. Untersucht werden dabei technische Funktionalität, Verbrauchswerte sowie die wirtschaftliche Machbarkeit einer breiteren Anwendung. Die Erprobung erfolgt bewusst während der besonders verkehrsreichen Sommermonate, um ein möglichst breites Einsatzspektrum abzubilden. Julian Klaaßen, Projektleiter NET ZERO 2035 am Hamburg Airport, betont: „Mit diesem Test schließen wir die Lücke zwischen Theorie und Praxis. Die Umrüstung bestehender Fahrzeuge bietet einen realistischen und skalierbaren Weg, unsere Bodendienste weiter Schritt für Schritt CO₂-frei aufzustellen – ein entscheidender Baustein unserer Klimastrategie.“

Aktueller Test setzt bisherige H2-Schlepper-Entwicklung fort

Über eine mobile Tankeinheit stellt die Firma Ryze Power die benötigte Wasserstoff-Tankinfrastruktur direkt am Flughafen bereit. Der Test wird technisch und wirtschaftlich begleitet – unter anderem durch Analysen im Rahmen des Energiewende-Verbundprojekts Norddeutsches Reallabor (NRL), in dem 50 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik neue Wege zur Klimaneutralität erproben. Dessen Vorgängerprojekt war bereits 2019 am ersten wasserstoffbasierten Schlepperprojekt des Flughafens beteiligt . Damals entwickelte Hamburg Airport gemeinsam mit Mulag ein erstes Fahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb, das später auch an internationalen Forschungsstandorten wie dem Flughafen Bristol, der Cranfield University und zuletzt am Flughafen in Riga auf seine Wintertauglichkeit getestet wurde.

Der aktuelle Test des neuen Modells in Hamburg geht einen entscheidenden Schritt weiter: Erstmals wird ein Wasserstoff-Verbrennungsmotor in ein Serienfahrzeug integriert, das bereits im laufenden Betrieb eingesetzt wird. HTM nutzt dabei eine neuartige hybride Kombination seiner Kernkomponente, dem Wasserstoffverbrennungsmotor, mit einem elektrischen Antriebssystem. Betankt wird das System ausschließlich mit Wasserstoff. Damit bietet sich die Möglichkeit, bestehende Flotten nachhaltig umzurüsten. „Der Test ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer fossilfreien Bodenabfertigung. Durch die Umrüstung eines vorhandenen Fahrzeugs zeigen wir, wie sich nachhaltige Lösungen konkret in bestehende Flughafenprozesse integrieren lassen“, erklärt Silas Hofmann, CTO und Mitgründer von HTM, der den Testbetrieb vor Ort begleitet.

Hamburg Airport führt EU-Projekt zu Wasserstoffnutzung an Flughäfen

Die Ergebnisse des aktuellen Tests sind nicht nur für den Flughafen Hamburg interessant: Als Leadpartner des EU-geförderten Projekts BSR HyAirport (Interreg Baltic Sea Region - https://interreg-baltic.eu/project/bsr-hyairport/ ), das europaweit Wasserstofflösungen im Flughafenumfeld untersucht, teilt der Flughafen seine Erkenntnisse mit Flughäfen, die ebenfalls ihre Fahrzeugflotte umrüsten könnten. Im Rahmen des Projekts wurden gerade zwei umfangreiche Studien veröffentlicht, die das Potenzial von Wasserstoff im Bodenbetrieb umfassend beleuchten – insbesondere in Bezug auf Infrastruktur, Wirtschaftlichkeit und Skalierbarkeit. Eine Erkenntnis der Studien: Besonders für Fahrzeuge mit hohem Energiebedarf, wie Gepäckschlepper oder Winterdienstmaschinen, bietet Wasserstoff Vorteile gegenüber batterieelektrischen Lösungen, etwa durch kurze Betankungszeiten und konstante Leistung bei niedrigen Temperaturen. Bei dem nun in Hamburg gestarteten Test soll dieses Ergebnis nun in der Praxis überprüft werden.

 

Das BSR-Projekt vernetzt Flughäfen in der Ostseeregion zur Entwicklung und Erprobung wasserstoffbasierter Anwendungen. Ziel ist es, Wissenstransfer und technologische Lösungen für eine nachhaltige Flughafeninfrastruktur voranzutreiben. Ein zentraler Bestandteil ist dabei die Verknüpfung realer Tests an verschiedenen Standorten. Während in Hamburg der Prototyp eines umgerüsteten Schleppers mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor im Fokus steht, wurde in Riga das bereits 2019 gemeinsam mit Mulag entwickelte Brennstoffzellenmodell unter anderen klimatischen Bedingungen erprobt. Die Ergebnisse beider Testreihen fließen in das Projekt ein und schaffen eine fundierte Entscheidungsbasis für Flughäfen in ganz Europa.

Flughafen Hamburg

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