Bristol Type 133

26.01.2015 EK
Bristol Type 133
Bristol Type 133 (Archiv: Eberhard Kranz)

Land: Grossbritannien Bei der Bristol Type 133 handelt es sich um ein erfolgloses Jagdflugzeug, der erste Prototyp stürzte während der Flugerprobung ab und führte dadurch zur Einstellung des Programms. Spannweite: 11,89 m, Länge: 8,53, Geschwindigkeit: 418 km/h.

Geschichte Bristol Type 133

Mit der Air Ministry Spezifikation F7/30 wurde ein einsitziges Jagdflugzeug, das als Tag und Nachtjäger einsetzbar sein sollte, für die Royal Air Force gefordert, wobei die Auslegung den Anbietern frei gestellt war. Gefordert waren lediglich eine Geschwindigkeit von 250 mph (402,25 km/h), eine niedrige Landegeschwindigkeit, gute Steigleistung und Wendigkeit, gute Rundumsicht für den Piloten und eine Bewaffnung mit vier 7,7 mm Maschinengewehren. Als Antrieb wurde die Verwendung des mit einer neuartigen Verdampfungskühlung versehenen 12-Zylinder-Reihenmotors Rolls Royce Goshawk, einer Ableitung des Rolls Royce Kestrel, empfohlen. An der Ausschreibung beteiligten sich Blackburn mit der F.3, Gloster mit der Gladiator und der SS.19, Hawker mit der P.V.3, Supermarine mit dem Typ 224 und Westland mit der F7/30.  Bristol Aircraft Ltd. reichte auf privater Initiative zwei Entwürfe ein, die Bristol Typ 123, einen stoffbespannten Doppeldecker mit dem oben genannten Rolls Royce Goshawk III, den das Air Ministry zur Verfügung gestellt hatte und die Bristol Typ 133, den ersten Jagdeindecker der Firmengeschichte. Da man bei Bristol eigentlich fest mit dem Auftrag zum Bau eines Prototyps  für den Typ 133 rechnete, gab man dem Entwicklungsteam unter Frank Barnwell freie Hand bei der Interpretation der Spezifikation F7/30. So entstand ein Entwurf der  viele Innovationen in sich vereinigte, die bei Bristol bis dahin nie verwirklicht worden waren, wie Tiefdeckerauslegung, Ganzmetallbauweise, Einziehfahrwerk, Knickflügel und  geschlossene Kabine.

Bristol Type 133 (Archiv: Eberhard Kranz)

Konstruktionsmerkmale der Bristol Type 133

Die Bristol Typ 133 war ein freitragender Tiefdecker in Ganzmetallbauweise mit Normalleitwerk, Knickflügeln und in Gondeln einziehbarem Hauptfahrwerk. Als Antrieb hatte man den luftgekühlten  9 Zylinder Sternmotor Bristol Mercury VIS.2 aus eigener Fertigung vorgesehen, dessen Startleistung 640 PS (471 kW) betrug, da der vorgeschlagene Rolls Royce Goshawk nicht ausgereift war und ständig neue Probleme bereitete. Der Motor ging übrigens nie in Serie und es wurden nur etwa 20 Exemplare davon gebaut. Der Rumpf war eine Stahlrohrkonstruktion, die in Schalenbauweise mit Leichtmetallblechen aus Alclad, einer eben in den USA entwickelten harten verschleißfesten Duraluminiumlegierung, beplankt war. Das Cockpit war erst nur mit einer dreiteiligen Windschutzscheibe versehen, später, während der Erprobung, wurde es komplett mit einer verschiebbaren Glashaube verschlossen. Der Motor wurde mit einer großen Verkleidung versehen, die eine modifizierte NACA Haube darstellte und die Kühlluft des Motors und des Ölkühlers, sowie die Abgase unter dem Rumpf ableitete. Die Motorträger waren aus einer Aluminiumlegierung gegossen, ebenfalls eine Neuheit im britischen Flugzeugbau. Hinter dem Motor und vor dem Cockpit befand sich der Kraftstofftank. Seitlich vor der Kabine war pro Seite ein 7,7 mm Maschinengewehr eingebaut. Diese beiden Maschinengewehre waren synchronisiert und schossen durch den Propellerkreis. Die Tragflächen waren als Knickflügel ausgelegt, so dass die Fahrwerkbeine des Einziehfahrwerks wesentlich kürzer ausgeführt werden konnten, um so in die Fahrwerkgondeln, die sich unter den Tragflächen genau in Knick befanden, nach hinten einzufahren. Dies geschah mittels einer vom Piloten per Hand bedienter Hydraulikpumpe Marke Dowty. Die Tragflächen waren dreiteilig aufgebaut. Das Tragflächen-Mittelteil war als zweiholmige Ganzmetallkonstruktion in Schalenbauweise ausgelegt. Die Holme gingen durch den Rumpf und bildeten mit den Rumpfspanten einen festen Verbund. Vom Rumpf aus ging es 20 Grad nach unten, wobei der Übergang vom Rumpf zu den Tragflächen mittels geformten Blechen aerodynamisch günstiger gestaltet war. Das Tragflächen-Mittelteil endete mit einem geschlossenen Spant, an dem mittels Verschraubungen die Außenflügel angebracht waren. Im Knick befanden sich die Aufnahmegondeln für das Hauptfahrwerk, das ebenfalls am Endspant des Mittelflügels angeschlagen war und hydraulisch nach hinten eingezogen werden konnte, wobei die Räder im eingezogenen Zustand aus den Aufnahmegondeln herausragten, um bei Notlandungen die Tragflächen zu schützen. Direkt neben den Aufnahmegondeln hatte man zum Außenflügel hin, auf jeder Seite ein 7,7 mm Maschinengewehr Vickers 0.303 eingebaut. Die Tragflächen waren rechteckig, das heißt die Flügelbreite war über die ganze Tragfläche gleich groß, nur an der Hinterkante von den großen Randbögen lief die Kontur mit einem Übergangsradius in Rechteckform aus. Zum Rumpf hin schlossen die Tragflächen mit einem großen Radius in die Rumpfkontur ab. Die Querruder waren mit Stoff bespannt während die Landeklappen Ganzmetallkonstruktionen waren. Das Seitenleitwerk war ebenfalls eine Metallkonstruktion die zum Rumpfrücken hin mit einem flachen Winkel auslief und zum Rumpfboden in einem Radius auslief. Das Seitenruder war mit Stoff bespannt, ebenso die Höhenruder. Alle Ruder hatten einen Hornausgleich. Nahe der Übergangsstelle des Seitenruders zum Rumpfboden befand sich der Anschlagpunkt für den Schleifsporn aus Stahl. Dieser wurde während der Erprobung durch ein bewegliches Spornrad ersetzt.

Bristol Type 133 (Archiv: Eberhard Kranz)

Flugerprobung der Bristol Type 133

Im Mai 1934 war die Maschine fertig gestellt und zur Bodenerprobung bereit. Am 8.Juni 1934 startete Cyril Uwins zum Erstflug. Das Flugzeug hatte zuvor die provisorische Markierung R-10 erhalten. Nach dem Erstflug zeigte sich Uwins von den Flugeigenschaften beeindruckt. Auf seine Anregungen hin, verkürzte man die Querruder, die zum Schwingen neigten, vergrößerte das Cockpit und baute eine nach hinten verschiebbare Haube an, um die Kabine geschlossen auszuführen. Die Steuerung wurde als schwergängig bezeichnet auch hier änderte man entsprechend. Bis Ende Februar 1935 hatte man alle Änderungen vorgenommen und die Maschine hatte bis dahin  18 Flugstunden absolviert. Bevor man das Flugzeug zum Vergleichsfliegen an die Royal Air Force nach Martleham Heath überführen wollte, standen noch zwei letzte Versuchsflüge an. Erstens um das Sturzflugverhalten und zweitens das Trudelverhalten zu testen. Am 8. März 1934 führte Cyril Uwins zwei Sturzflüge hinter einander aus, wobei der Winkel 60 Grad betrug. Dabei erreichte er eine Endgeschwindigkeit von knapp 500 km/h (310 mph). Nach der Landung übergab er das Flugzeug an William T. Campell zum abschließenden Trudelversuch, wo die Steuerbarkeit während des Trudelns getestet werden sollte.

Bristol Type 133 (Archiv: Eberhard Kranz)

Beim Trudeln stürzte der erste Prototyp ab

Campell stieg auf 14.000 Fuß (4.267,20 m) und leitete dort  das Trudeln über die rechte Tragfläche ein. Plötzlich ging der Motor aus, die Maschine geriet in das gefährliche Flachtrudeln und verlor schnell an Höhe.  Bei seinen vergeblichen Versuchen aus diesem Flugzustand herauszukommen hatte er schon 8.000 Fuß (2.438,40 m) an Höhe verloren als er sich entschloss aus dem trudelnden Flugzeug auszusteigen. Die Kabinenhaube ließ sich leicht entfernen, aber er hatte sich mit einem Bein an dem Steuerknüppel verhakt, wovon er sich nicht befreien konnte. Erst in 2.000 Fuß Höhe (609,60 m) gelang es ihm mit dem Kopf nach unten aus der Kabine herauszukommen. Sein Fallschirm öffnete sich schnell und er sah die Maschine sich um die Längsachse drehend neben sich stürzen. Beim Aufschlag auf dem Boden gab es einen riesigen Feuerball. Campell landete sicher und unverletzt unweit der Flammen auf Longwell Green.

Bristol Type 133 (Archiv: Eberhard Kranz)

Die Bristol Type 133 ging nie in die Endfertigung

Damit war die Teilnahme  am Ausscheidungsfliegen für die Ausschreibung F7/30 für Bristol beendet. Intern zog man die Schlussfolgerung für solche wichtigen Projekte zukünftig mindestens zwei Prototypen zu bauen. Die Bristol Typ 123 kam nicht in die engere Auswahl für die Entscheidung. Den Auftrag erhielt Gloster mit seinem Gladiator. Als Ursache des Aussetzens des Motors vermutete man die beim Trudeln auftretenden  Zentrifugalkräfte, die die Kraftstoffversorgung vom Tank zu den Vergasern unterbrachen. Mit einem modifizierten Typ 133, als Typ 146 bezeichnet, beteiligte sich Bristol später  an der Spezifikation F5/34, die einen Hochgeschwindigkeitsjäger mit luftgekühltem Motor für die Verwendung in heißem Klima forderte.

Technische Daten: Bristol Type 133

Verwendung: Jagdflugzeug

Land: Großbritannien

Triebwerk: ein luftgekühlter 9 Zylinder Sternmotor Bristol Mercury VIS.2 mit Untersetzungsgetriebe und verstellbaren Zweiblatt-Metall-Propeller Bristol

Startleistung: 640 PS  (471 kW)

Dauerleistung: 550 PS (404 kW) in 2.830 m  

Baujahr: 1934

Besatzung: 1 Mann

Erstflug: 8.Juni 1934

 

Abmessungen:

Spannweite: 11,89 m

Länge: 8,53 m

größte Höhe: 2,97 m

Spannweite Höhenleitwerk: 3,94 m

größte Flügeltiefe: 2,12 m

Propellerdurchmesser: 3,30 m

Propellerfläche: 8,55 m²

Spurweite: 2,84 m

Radstand: 6,0 m

Flügelfläche: 22,95 m²

V-Form Innenflügel:  - 20 Grad

V-Form Außenflügel:  +7 Grad

Flügelstreckung: 6,16

Massen: TBD

Leermasse: 1.053 kg

Startmasse normal: 2.150 kg

Startmasse maximal: 2.360 kg

Tankinhalt: 340 Liter (90 Gallonen)

Flächenbelastung: 102,83 kg/m²

Leistungsbelastung: 3,69 kg/PS  (5,02 kg/kW)

Leistungen: TBD

Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 391 km/h

Höchstgeschwindigkeit in 2.830 m: 418 km/h

Marschgeschwindigkeit in  3.000 m:  378 km/h

Landegeschwindigkeit: 130 km/h

Gipfelhöhe: 8.900 m

Steigleistung: 10,5 m/s

Steigzeit auf 1.000 m: 1 min 40 sek

Steigzeit auf 3.000 m: 6,5 min

Reichweite normal: 550 km

Reichweite maximal: 650 km

Flugdauer: 1,75 h

 

Bewaffnung :  vier  7,7 mm Maschinengewehre Vickers 0.303  mit je 500 Schuss

Bombenlast:  keine

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