Breguet Br.500 Colmar

01.11.2014 EK
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Breguet Br.500 Colmar, Land: Frankreich Die Breguet Br.500 Colmar war als modernes Transportflugzeug gedacht, wegen des Zweiten Weltkrieges konnte sich die Konstruktion nicht durchsetzen, es blieb bei einer Einzelfertigung. Spannweite: 24,12 m, Länge: 19,95 m, Geschwindigkeit: 462 km/h.

Ab 1938 begannen sich verschiedene französische Flugzeugbauer mit der Entwicklung moderner Post- und Kurierflugzeuge zu beschäftigen, die auch eine Verwendung als Bomber zulassen sollten. Diese Forderung des Luftfahrtministeriums führte zur Entwicklung verschiedener Entwürfe, die aber nicht alle zum Bau von Prototypen führten. Zwei Vorschläge, die über das entsprechende Potential verfügten, wurden für die weitere Entwicklung von einer Kommission des Service Technique de l?Aéronautique ausgewählt und je ein Prototyp bestellt. Der eine Entwurf war die Amiot 370, ein aerodynamisch sauber durchgebildeter zweimotoriger Schulterdecker, der aus dem 1937 entwickelten Bombenflugzeug Amiot 351 abgeleitet war. Der Prototyp wurde Ende 1939 fertiggestellt und erprobt. Die Ergebnisse waren so gut, daß man den sofortigen Serienbau anordnete. Bevor dieser jedoch beginnen konnte, begann am 10. Mai 1940 der deutsche Einmarsch in Frankreich. Die Maschine wurde in das unbesetzte Südfrankreich verlegt, wo sie bei den Luftstreitkräften der Vichy-Regierung zum Einsatz kam. Sie überstand alle Kriegswirren und wurde erst 1947 mangels Ersatzteile außer Dienst gestellt. Der zweite Entwurf von dem ein Prototyp bestellt wurde, war die Breguet Br. 500 Colmar, eine Ableitung aus dem Bombenflugzeug Br.480. Man hatte schon einmal begonnen, eine zivile Ausführung der Br.480 zu entwickeln, die unter der Bezeichnung Br.483 allerdings nur auf dem Reißbrett Gestalt angenommen hatte. Von diesem Projekt leitete man eine erneute Modifikation ab, die erst als Br.483T, später als Br.500 bezeichnet wurde. Bis zum Juli 1940 hatte man gerade mit der Konstruktion begonnen, der Bau des Prototyps war für Mitte 1941 geplant. Nach der Besetzung Frankreichs ließ die Vichy-Regierung das Projekt als Transportflugzeug weiterlaufen, allerdings mit ganz geringer Priorität. Im November 1942 übernahm Deutschland die Kontrolle über alle Projekte der französischen Luftfahrtindustrie, die nun verstärkt in die deutsche Luftrüstung einbezogen wurde. Ein großer Teil der Entwicklungen wurde einfach abgebrochen. Die Entwicklung der Breguet Br.500 wurde aber fortgesetzt und im April 1943 erhielt Breguet vom RLM den offiziellen Auftrag zum Bau zweier Prototypen, die Ende Mai 1944 fertiggestellt waren. Die Bodenerprobung wurde durch den Beginn der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 abgebrochen, zum Erstflug kam es nicht mehr. Ein Prototyp wurde bei einem alliierten Luftangriff am 8. Juli 1944 zerstört, der zweite nur leicht beschädigt, so dass er nach der Befreiung schnell wieder repariert werden konnte.

Breguet Br.500 Colmar (Archiv: Eberhard Kranz)

Flugerprobung und Schicksal der Breguet Br.500 Colmar

Am 27. Februar 1945 endlich fand der Erstflug der Maschine auf dem Breguet Werkflugplatz in Toulouse statt. Die weiteren Flüge verliefen zunächst erfolgreich, später traten Probleme mit der Antriebsanlage auf, deren Beseitigung sehr zeitaufwendig war. Außerdem war für das weitere Schicksal des Projektes Breguet Br.500 Colmar von großer Bedeutung, daß die Alliierten nach Kriegsende über große Mengen vorhandener Transportflugzeuge C-46, C-47 und C-54 verfügten, die sie 1945-46 für wenig Geld an Frankreich lieferten. Gleichzeitig war die Br.500 mit dem Makel behaftet, unter deutscher Regie entstanden zu sein. Man tauschte noch die ursprünglichen Motoren Gnome Rhone 14 N gegen Gnome Rhone 14 R4 mit höherer Startleistung aus, um die Motorprobleme zu beseitigen, aber auch das führte zu keiner wesentlichen Verbesserung. Eine komplette Überarbeitung zur Breguet Br.510, wie bereits geplant war, wäre auf ein völlig neues Flugzeug hinausgelaufen.
So erhielten die die französischen Luftstreitkräfte die Br.500 und führten mit ihr das Erprobungsprogramm weiter, obwohl schon längst feststand, daß ein Serienbau nicht in Frage kommen würde. Die Intensität der Erprobung geht aus folgenden Zahlen hervor: Bis zur Außerdienststellung im Oktober 1947 legte die Maschine ganze 8.515 Flugkilometer zurück und beförderte dabei insgesamt 140 Passagiere. Eine zeitlang war die Maschine dann noch in Cazaux abgestellt, bevor sie Anfang 1951 verschrottet wurde.

Breguet Br.500 Colmar (Archiv: Eberhard Kranz)

Konstruktionsmerkmale der Breguet Br.500 Colmar

Die Br.500 war ein zweimotoriger Mitteldecker in Ganzmetallbauweise mit einziehbarem Heckradfahrwerk und einem doppelten Seitenleitwerk. Der Rumpf mit ovalem Querschnitt war in Schalenbauweise ausgeführt und bot Platz für vier Besatzungsmitglieder und maximal 23 Passagiere oder 3.550 kg Fracht. Das Cockpit war völlig in den Rumpfbug eingestrakt, wie es für französische Flugzeuge dieser Zeit typisch war. Auf der linken Rumpfseite befanden sich acht rechteckige Fenster, sowie zwei Kabinentüren. Die rechte Seite hatte neun Fenster und eine Kabinentür. Das Cockpit war durch eine Trennwand von Passagierkabine und Laderaum getrennt. Eine Bordküche sowie ein Waschraum mit Toilette gehörten zur Ausstattung. Der schlanke trapezförmige einholmige Tragflügel großer Streckung war eine Ganzmetallkonstruktion. Die Nietung war zur Erhöhung der aerodynamischen Güte mit Senknieten ausgeführt. Querruder und Landeklappen waren über die gesamte Hinterkante des Tragflügels angebracht. Als Antrieb waren zwei luftgekühlte 14 Zylinder-Doppelsternmotoren Gnome Rhone 14 N mit je 1.050 PS Startleistung eingebaut, die in zwei Gondeln, die in ihrem hinteren Teil das einziehbare Hauptfahrwerk aufnahen, untergebracht waren. Die Gnome Rhone 14 N waren sehr störanfällig, besonders die Kühlung des hinteren Zylindersterns bereitete Schwierigkeiten, was oft zu einem Festgehen der Motoren führte. Deshalb änderte man die Motorisierung und verwendete die wesentlich robusteren luftgekühlten 14 Zylinder Doppelsternmotoren Gnome Rhone 14 R4 mit je 1.360 PS Startleistung. Das Leitwerk war in Ganzmetallbauweise ausgeführt, wobei das Seitenleitwerk aus zwei schlanken trapezförmigen Endscheiben bestand. Die Höhenleitwerksflossen waren selbsttragend. Das dreirädrige Heckradfahrwerk verfügte über hydraulische Bremsen. Das Heckrad war um 120 Grad schwenkbar und fuhr nach vorn in das untere Rumpfheck ein. Die Hauptfahrwerke fuhren hydraulisch in den hinteren Teil der Motorgondeln ein.

Breguet Br.500 Colmar (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Breguet Br.500 Colmar

Land: Frankreich
Verwendung: Verkehrs- und Transportflugzeug
Triebwerk: zwei luftgekühlte 14 Zylinder ?Doppelsternmotoren Gnome Rhone 14 R-4 mit verstellbaren Dreiblatt-Metallpropellern Hamilton Standard
Startleistung: je 1.360 PS (1.000 kW)
Dauerleistung: je 1.100 PS (809 kW) in 4.500 m
Besatzung: 4 Mann
Passagiere: maximal 23
Erstflug: 27. Februar 1945

Spannweite Tragfläche: 24,12 m
Spannweite Höhenleitwerk: 6,96 m
Länge: 19,95 m
größte Höhe: 5,07 m
größte Höhe der Kabine: 2,35 m
größte Breite der Kabine: 1,80 m
Länge der Kabine: 10,85 m
Fenstergröße: 0,45 x 0,325 m
Propellerdurchmesser: 3,20 m
Propellerfläche: 8,04 m²
Spurweite: 6,80 m
Flügelfläche: 66,70 m²
V-Form: 6,5°
Streckung: 8,72
Leermasse: 7.180 kg
Startmasse normal: 13.820 kg
Startmasse maximal: 14.650 kg
Nutzlast: 3.550 kg
Tankinhalt: 2.460 Liter
Kraftstoffverbrauch: 436 Liter/h
Flächenbelastung: 219,64 kg/m²
Leistungsbelastung: 5,39 kg/PS (7,33 kg/kW)
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 436 km/h
Höchstgeschwindigkeit in 4.500 m: 462 km/h
Reisegeschwindigkeit in 4.500 m: 380 km/h
Landegeschwindigkeit: 145 km/h
Gipfelhöhe: 6.525 m
Steigleistung: 6,4 m/s
Steigzeit auf 1.000 m: 2,75 min
Steigzeit auf 4.000 m: 12,5 min
Reichweite normal: 1.580 km
Reichweite maximal: 2.020 km
Flugdauer: 5,5 h
Startstrecke: 595 m
Landestrecke: 680 m

Text: Eberhard Kranz

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