Flugzeugmuseum, Flugausstellung in Hermeskeil

19.05.2008 EK
museumentry200

In der Flugzeugausstellung Hermeskeil werden dem Besucher mehr als 100 Exponate aus allen Epochen der Luftfahrtgeschichte präsentiert. Eberhard Kranz hat die Ausstellung für uns FliegerWeb.com Leser besucht.

Nie hätte ich gedacht, ausgerechnet hier in einer ziemlich abgelegenen Gegend zwischen Trier und Idar-Oberstein im Hunsrück eine der größten privaten Flugzeugsammlungen anzutreffen.
 

Tupolev Tu-134A (Bild: Eberhard Kranz)

Die Ausstellung in Zahlen:

- mehr als 10.000m² Hallenfläche und über 75.000m² Freifläche
- über 100 Flugzeuge und Hubschrauber aus über 100 Jahren Luftfahrt-Geschichte
- Cafeteria , Museumsshop und vieles mehr
 

Vampire und Super Sabre (Bild: Eberhard Kranz)

Die Ausstellung ist vom 1.April bis 1.November täglich von 10-18 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise:

Kinder 4-14 Jahre ? 5,00
Erwachsene ? 7,00
Erwachsene (Gruppe) ? 6,50 (ab 20 Personen)
Erwachsene(Gruppe) ? 6,00 (ab 40 Personen)
 

Lage und Geschichte der Ausstellung

Nachdem man sich über die B 41 durch eine herrliche, zerklüftete raue Landschaft bis nach Birkenfeld durchgekämpft hat, geht es über kleine Nebenstraßen durch Wald und Feld, bergauf und bergab Richtung Hermeskeil.
Hermeskeil, noch nie gehört? Es ging mir ebenso, als ich den Tipp von einem Flugzeugfreak bekam.
An einem schönen Samstag im April machte ich mich dann auf den Weg und war überrascht,
  was ich dort an Schätzen fand. Seit 1973 hat Leo Junior unermüdlich ausrangierte Flugzeuge zusammengetragen, manchmal half der Zufall mit, und so sind es bis heute über 100 Originalmaschinen geworden, die teilweise in den Hallen, die meisten aber im Freigelände zu besichtigen sind.
Vom Parkplatz aus unübersehbar steht eine ?Concorde? neben dem Eingangsbereich.
 

Cafe Concorde (Bild: Eberhard Kranz)

Eine ?Concorde? in Hermeskeil, unmöglich. Stimmt, es ist ein Mockup, mit Akribie nachgebaut und als Cafe für die Ausstellungsbesucher mit 150 Sitzplätzen, mehr als das Original hatte, ausgestattet.  Ich bin nie mit der ?Concorde? geflogen, doch der Kaffee an Bord des Originals kann eigentlich nicht besser gewesen sein. Nachdem ich meinen Obolus entrichtet habe, betrete ich die
  Ausstellungshalle 1 und
sofort fällt eine DH 100 ?Vampire? mit Schweizer Kennzeichnung ins Auge, über Ihr hängt eine F-100 D ?Super Sabre? der USAF, die hier in der Nähe einmal stationiert war. Eine Ju 52 grüßt von der anderen Hallenseite herüber und eine Nord 1002 im Phantasieanstrich einer nicht existierenden Luftwaffeneinheit muss eine Bf 108 spielen.

 

In der Halle 1 (Bild: Eberhard Kranz)

Beeindruckende Motorensammlung

Eine ausgezeichnete Flugmotorensammlung lässt das Herz des Technikers höher schlagen. Vom 100 PS Daimler B1 von 1915 zum General Electric J 79, vom Daimler Benz DB 603 zum ASch 82T, die Sammlung ist umfassend und an Raritäten mangelt es wirklich nicht. Ein Oberursel Umlaufmotor UR II, ein Jumo 004B ein Rolls Royce ?Avon?, ein Wright Turbo Compound- 100 Jahre Flugzeugantriebe auf engsten Raum . Die nächste Halle hat vom Fokker Dreidecker bis zum Mil Mi-2, vom Lilienthal Hängegleiter; ich staune immer wieder wie viele Original-Hängegleiter noch existieren, wahrscheinlich wesentlich mehr als ursprünglich gebaut worden sind, zur MIG-15UTI einen bunten Querschnitt zu bieten. Ein System erkenne ich nicht, wo gerade noch Platz war, hat man ein Flugzeug hingestellt, das halbwegs in die Lücke passte. So kommt eine einmalige Mischung zu Stande.

Blick in die Halle 3 (Bild: Eberhard Kranz)

An der Decke sind zum Beispiel friedlich vereint eine Bleriot XI/2, übrigens ein sehr gelungener Nachbau, eine EKW C 3605 , als Seltenheit die Landmann La.11, ein einmotoriges Sportflugzeug von 1936, gebaut von den Studenten der Flugtechnischen Arbeitsgemeinschaft in Stettin, eine ?Demoiselle? von 1909 im Original und ein Grunau ?Baby II?. Die vierte Halle zeigt eine Schweizer Hawker Hunter F6A neben einem ?AlphaJet? vom JaboG 49, eine MiG 23 der ehemaligen DDR-Luftstreitkräfte und als absolute Highlights, wenn auch erst auf den zweiten Blick zu erkennen, unter der Decke einen Nurflügelsegler der Gebrüder Horten 1952 in Argentinien gebaut, eine H XV a (I.Ae34) ?Clen Antu? und der Prototyp aller modernen Hubschrauber eine Focke- Harz FoHa-1, aus der sich die FW 61 ableitete.

Nurflügler von Horten (Bild: Eberhard Kranz)

Auf dem  Freigelände

Durch eine Seitentür gelangt man in das Freigelände und steht staunend einer Lockheed L-1049G Super Constellation gegenüber. Unter den Tragflächen der ?Conni? hinweg schaut man auf eine Iljushin Il-18 der ?Interflug?, beide sehen aus als würden sie nur auf ihre Fluggäste warten?

Super Constellation (Bild: Eberhard Kranz)

Folgt man dann dem Hauptweg, zieht die Militärluftfahrt der 50iger und 60iger Jahre an einem vorbei, von der Canadair CL-13 zur Republic RF-84 G, eine Dassault ?MirageIIIE?, eine ?MystereIV?, eine English Electric ?Canberra B8?, eine G-91, eine ?Sea Hawk?, um nur einige zu nennen. Interessant ist auch Ansammlung der Kolbenmotortransportern wie die de Havilland DH 104 ?Dove? oder die Hunting Persival P-66 ?Pembroke?, eine DC-3 der  jordanischen Königsfamilie, die Iljushin Il-14P, wahrscheinlich eine Lizenzfertigung der Flugzeugwerke Dresden von 1958 und die schon erwähnte Nord N2501D ?Nordatlas?, die man auch selten auf so engen Raum beieinander sieht.

Nordatlas (Bild: Eberhard Kranz)

Viele russische Flugzeugperlen

Natürlich hat man auch sehr viel russisches Fluggerät nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes zusammen getragen, MiG-17, MiG-21, MiG-23, Suchoj Su 7BM und Su-22 M4 und ganz erstaunlich, in der Hubschraubersammlung einen Mil Mi-6, der nach fast 50 Jahren immer noch riesig erscheint. Weniger gut hat es das Schicksal mit einem Mil Mi-4 und einer Boeing Vertol H21H gemeint. An beiden hat der Zahn der Zeit mächtig genagt und besonders die ?Banane? sieht ohne ihre Rotorblätter schon erbarmungswürdig aus. Das sind eben die Schatten einer Freiluftaustellung, besonders im rauen Hunsrück.

MiG Parade (Bild: Eberhard Kranz)
Die Zeit nagt (Bild: Eberhard Kranz)

Viele alte Airliner finden sich in der Ausstellung

Wieder top stellen sich eine Nord N 2501 D Nordaltas, eine Vickers V 814D ?Viscount?, eine Tu 134A, auch von der ?Interflug?, dar.  Selten sieht in Luftfahrtsammlungen die De Havilland DH 106 Comet 4C und die Vickers VC 10 von 1962. Beides echte Hingucker und auch in einem Topzustand. Erinnerungsstücke an den einmal so berühmten englischen Flugzeugbau.
  Eine CASA 2111 B muss als He 111 in voller Kriegsbemalung herhalten, den meisten Besuchern ist das zwar völlig egal, aber eigentlich hat es so eine tolle Sammlung nicht notwendig, mit solchen Tricks zu arbeiten, schließlich ist die CASA 2111 B auch eine Seltenheit?

Vickers VC-10 (Bild: Eberhard Kranz)
Comet, im Hintergrund, CASA als He-111 (Bild: Eberhard Kranz)

Auch modernere Muster finden sich in der Ausstellung

Die 70iger und 80iger Jahre sind unter anderem durch einen ?Tornado?, eine SAAB 37, einem ?Jaguar? und einen ?Harrier? vertreten.  Vier F-104 G ?Starfighter?, eine BAC ?Lightning?, drei Mc Donnell F4C ?Phantom?, es ist wie gesagt erstaunlich, was man alles zu sehen bekommt.
Nach dem Rundgang, den man wirklich zweimal machen sollte, weil man bei nur einer Runde viele der liebvoll zusammengetragenen Details einfach übersieht, kann man sich im Museumsshop mit Literatur und Modellen eindecken, um die Highlights im Maßstab 1:48 oder 1:72 für die staunende Familie nachzubauen.
 

Tornado (Bild: Eberhard Kranz)
Mil-Mi 6 (Bild: Eberhard Kranz)

Besuch hat sich gelohnt!

Wie gesagt, eine phantastische Ausstellung und trotz der kleinen Schwächen, Hut ab vor soviel Enthusiasmus und Energie. Die Flugausstellung Hermeskeil sollte man einfach gesehen haben. Für mich jedenfalls kann ich sagen. ?Keine Bange, ich werde wiederkommen?.


Autor: Eberhard Kranz

Su-22 Fitter (Bild: Eberhard Kranz)

Vielen herzlichen Dank an den Autoren Eberhard Kranz!

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