Fleet Air Arm Museum in Yeovilton

12.08.2023 RK
Fleet Air Arm Museum Pict1
Fleet Air Arm Museum in Yeovilton

Auf der Royal Naval Air Station in Yeovilton liegt eines der größten Luftfahrtmuseen, das die Luftfahrt der Seestreitkräften zum Thema hat. Das Royal Navy Air Arm Museum ist immer wieder einmal einer Reise wert.

Die Royal Naval Air Station Yeovilton, kurz als RNAS Yeovilton bezeichnet liegt in der beschaulichen Grafschaft Somerset in der Nähe der Kleinstadt Yeovil. Seit dem Ersten Weltkrieg baute Westland Aircraft in der Kleinstadt Yeovil Militärflugzeuge, damals noch unter dem Namen der Eigentümer als Petters Ltd. Mitte der 1930er Jahren wurde die eigenständige Firma Westland Aircraft gegründet, die durch den Bau des Verbindungsflugzeuges Westland Lysander berühmt wurde. Von der Lysander wurden mehr als 1.500 Maschinen gebaut.

Westland Lysander Kopie

Im Jahre 1938 erkannte der damalige Chefpilot von Westland Aircraft, dass sich das Gelände nördlich von Yeovil als Flugplatz eignen würde. Daraufhin entstand ein Militärflugplatz, wo sich die 750 Naval Air Squadron als erste Flugstaffel ansiedelte, bald darauf folgte auch die Naval Air Fighter School. Heute beherbergt der RNAS Yeovilton auch das Fleet Air Arm Museum, das sich vornehmlich der britischen Marineluftfahrt widmet.

Hall1 Exponate
Fleet Air Arm Museum Exponate in Halle 1

In der Halle 1 fängt der Rundgang durch die Geschichte der britischen Seeluftfahrt an. Von Flugapparaten aus den Anfängen dieser Zeit in dem Jahr 1910 bis zu dem modernen Lynx Rettungshubschrauber, der heute mehrheitlich für militärische Aufgaben verwendet wird, sind viele interessante Exponate ausgestellt.

Fleet Air Arm Museum Short S 27
Fleet Air Arm Museum Short S. 27 (Replica)

Bei dem Short S.27 Doppeldecker handelt es sich um ein Replika. Das Original absolvierte 1910 seinen Jungfernflug und wurde von dem Royal Navy Air Service in kleinen Stückzahlen verwendet.  Der Doppeldecker wurde von den Short Brothers gebaut und war eines der ersten Flugzeuge der Seestreitkräfte. Mit einer verbesserten Shorts S.27 gelang dem Piloten C.R. Samson am 9. Mai 1912 der erste Start von einem fahrenden Schiff. Der verbesserte S.27 wurde durch einen 50 bis 70 PS starken Gnome Umlaufmotor angetrieben.

Fleet Air Arm Museum Wrong Assumption
Fleet Air Arm Museum: Die britische Marine sah keine Zukunft in der Luftfahrt!

1907 sahen die Lenker der britischen Seestreitkräfte noch keinen Mehrwert mit Luftfahrtzeugen schwerer als Luft, dies teilte man den US-amerikanischen Gebrüder Wright schriftlich mit. Die Gebrüder Wright waren die ersten Flugpioniere, denen es gelang, mit Motorflugzeugen längere Flüge zu unternehmen. Am 17. Dezember 1903 war ihr erster Motorflug, es war ein sehr kurzer Flug. Orville Wright flog damals in zwölf Sekunden 37 Meter weit, dieser kurze Hüpfer gilt heute als erster Motorflug in der Geschichte.

Fleet Air Arm Museum Pict2
Fleet Air Arm Museum Sopwith Baby

Bei dem Sopwith Baby näherte man sich 1915 auch bei den britischen Seestreitkräften langsam einer neuen Realität an. Der Doppeldecker wurde von dem Royal Naval Air Service in größeren Stückzahlen eingesetzt, motorisiert war er mit einem 110 PS starken französischen Clerget 9Z. Der Doppeldecker war mit einer 7,7 mm Lewis Kanone bewaffnet. Bei der ausgestellten Maschine handelt es sich um ein Original, das aus zwei bestehenden Sopwith Baby Flugzeugen zusammenrestauriert wurde.

Fleet Air Arm Museum Pict5
Fleet Air Arm Museum Supermarine Walrus L2301 Westland Dragonfly HR.5

In der Halle 1 kann man auch einen Westland WS-51 Dragonfly bestaunen. Dieser schöne Hubschrauber wurde bei Westland in Yeovil gebaut, es handelt sich dabei um einen in Lizenz gebauten Sikorsky S-51, der Anpassungen für die britischen Luft- und Seestreitkräfte erhielt. Der Dragonfly ist mit einem 500 PS starken britischen Alvis Leonides Motor ausgestattet. Der Erstflug fand am 5. Oktober 1948 statt. Zwischen 1948 und 1954 baute Westland insgesamt 149 Dragonfly Hubschrauber. Bei dem ausgestellten Muster handelt es sich um den Westland Dragonfly HR1 VX595.

Fleet Air Arm Museum Walrus
Fleet Air Arm Museum Supermarine Walrus L2301

Der Supermarine Walrus ist ein Amphibienflugzeug, das 1935 bei der Royal Navy eingeführt wurde. Die Walrus ist ein Doppeldecker, der für viele Zwecke einsetzbar war, bei der Royal Navy wurde er als Seeaufklärer oder Kurierflugzeug eingesetzt. Er konnte von Kriegsschiffen aus über eine Startrampe in die Luft katapultiert werden. Zwischen 1936 und 1944 wurden insgesamt 740 Supermarine Walrus gebaut.

Fleet Air Arm Museum Pict4
Fleet Air Arm Museum Westland Lynx

Der Westland Lynx ist ein zweimotoriger Mehrzweckhubschrauber, der auch heute noch gebaut wird. In der Halle 1 ist ein Rettungshubschrauber ausgestellt. Der Lynx gibt es in vielen Varianten, er kann auch stark bewaffnet sein. Bei den Seestreitkräften kann er zur Schiffsbekämpfung mit Torpedos ausgerüstet werden. Der Lynx absolvierte seinen Jungfernflug am 21. März 1971.

Fleet Air Arm Museum on the Deck P5
Fleet Air Arm Museum Ausstellung auf dem simulierten Flugzeugträger

Auf dem simulierten HMS Ark Royal Flugzeugträgerdeck kann man ein multimediales Spektakel erleben, wie es auf einem richtigen Flugzeugträger zu und her geht. Vom Start bis zur Landung ist fast alles dabei. Auf dem Trägerdeck sind die moderneren Flugzeuge ausgestellt, die auf den großen Träger der britischen Seestreitkräfte dienten, darunter die McDonnell Douglas Phantom FG.1 und die Blackburn Buccaneer S.1, um nur zwei Exemplare zu nennen.

Fleet Air Arm Museum on the Deck P4
Fleet Air Arm Museum Ausstellung auf dem simulierten Flugzeugträger

Die multimediale Simulation auf der HMS Ark Royal ist eindrücklich gestaltet und zieht alle in den Bann, die Briten verstehen es, Museen zu machen!

Fleet Air Arm Museum on the Deck P3
Fleet Air Arm Museum Ausstellung auf dem simulierten Flugzeugträger Phantom beim Start

Neben dem Senkrechtstarter Harrier dienten bei der Royal Navy auch zweistrahlige Phantom Kampfjets, hier startet gerade ein Phantom zu einem Begleitschutzeinsatz für die Buccaneers Angriffsflugzeuge.

Fleet Air Arm Museum on the Deck P2
Fleet Air Arm Museum Ausstellung auf dem simulierten Flugzeugträger Blackburn Buccaneer S.1

Der Blackburn Buccaneer ist ein britisches Angriffsflugzeug aus den 1960er Jahren. Das Muster absolvierte am 30. April 1958 seinen Jungfernflug und wurde am 17. Juli 1962 bei der Royal Navy eingeführt. Sie dienten bis 1979 als trägergestützte Bomber, als die HMS Ark Royal, der letzte britische Flugzeugträger mit Katapulteinrichtung, ausgemustert wurde, mussten die Buccaneers zur Royal Air Force wechseln. Von der Buccaneer wurden 211 Maschinen gebaut, bei der Royal Air Force wurden sie 1994 ausgemustert. Die Buccaneers hatten einen taktischen Einsatzradius von 3.700 Kilometern und konnten neben konventionellen Bomben auch Atombomben mitführen

Fleet Air Arm Museum on the Deck P1
Fleet Air Arm Museum Ausstellung auf dem simulierten Flugzeugträger

Auf den Trägern der Royal Navy dienten im Jetzeitalter neben den Phantoms und Buccaneers auch De Havilland Sea Venom, De Havilland Sea Vixen und Hawker Sea Hawk Kampfflugzeuge. Alle diese Muster sind auf dem simulierten Trägerdeck anzutreffen.

Fleet Air Arm Museum on the Deck 2
Fleet Air Arm Museum On the Deck "mittendrin"

Auch in den nachgebildeten Räumen der Ark Royal findet man viele interessante Informationen zu der Geschichte der britischen See- und Seeluftfahrt. Die ganzen Informationen sind zu einem großen Teil multimedial interessant aufgearbeitet.

Fleet Air Arm Museum on the Deck
Faszination Flugzeugträger im Fleet Air Arm Museum "mittendrin"

In den Bann gezogen von tollen Aufnahmen, die auf den großen britischen Flugzeugträgern entstanden sind, bekommen die Besucher einen tiefen Einblick in die Flugoperation auf einem Flugzeugträger mit Katapult.

Supermarine Seafire Pict1
Fleet Air Arm Museum Supermarine Seafire

Die Supermarine Seafire ist eine trägergestützte Spitfire und nahm ihren Kriegsdienst im Jahr 1942 auf. Die Seafire wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg auf zahlreichen außereuropäischen Kriegsschauplätzen eingesetzt. Ab 1950 wurde sie durch leistungsfähigere Grumman F6F Hellcats ersetzt.

Hawker Sea Fury Pict1
Fleet Air Arm Museum Hawker Sea Fury

Während unserem letzten Besuch in Yeovilton wurde die Halle 2 umgebaut. Einige Exponate mussten platzsparend untergebracht werden, daher stelle ich nur ein paar Ausstellungsflugzeuge vor, die in Szene gesetzt waren. Hier ist die Hawker Sea Fury mit eingeklappten Flügeln zu sehen. Die Sea Fury war der letzte Kolbenmotorjäger der Royal Navy und eines der schnellsten Kolbenmotorflugzeuge. Die Sea Fury war eine trägergestützte Weiterentwicklung der Hawker Tempest, zum Erstflug startete sie am 21. Februar 1945. Die Sea Fury war mit einem 2.480 PS starken Bristol Centaurus 18 ausgerüstet und erreichte Geschwindigkeiten von bis zu 740 km/h.

Harrier G R9 a Concorde 02
Fleet Air Arm Museum in Yeovilton Harrier GR 9 und Concorde Prototyp 2

In der Halle 4 besticht neben dem Senkrechtstarter Harrier der zweite Concorde Prototyp. Im Vordergrund ist ein Harrier Senkrechtstarter der modernsten Generation zu sehen. Es handelt sich dabei um einen GR9 Harrier II. Der Harrier Kampfjet diente ab 1972 auf den britischen Flugzeugträgern und läutete bei der Royal Navy das Ende der schweren Flugzeugträger ein. Die Royal Navy und Royal Air Force haben ihre letzten Harrier vor gut zehn Jahren ausgemustert und teilweise an das US-Marine Corps übergeben.

Fleet Air Arm Museum Hall 4 Pict2
Fleet Air Arm Museum Hawker-Siddeley P.1127 Kestrel XP980

Ein interessantes Exponat ist der Hawker-Siddeley P.1127 Kestrel XP980 Prototyp mit einem GR.1 Harrier Flügel. Die Kestrel war das Entwicklungsflugzeug, das in den ersten und einzigen einsatzfähigen Senkrechtstarter mündete. Der P.1127 Prototyp startete am 19. November 1960 zum Jungfernflug, es folget eine lange Erprobungszeit, die schließlich über die Kestrel zum Senkrechtstarter Harrier führte. Der Harrier wurde in vielen Varianten gebaut und dient auch heute noch in zahlreichen Luftstreitkräften als Einsatzflugzeug.

Fleet Air Arm Museum Hall 4 Pict1
Fleet Air Arm Museum Halle 4 mit BAC Concorde G-BSST Prototyp 02

Die Concorde 002 wurde in Großbritannien gebaut und absolvierte am 9. April 1969 in Filton den Jungfernflug. Der erste Flug führte Concorde 002 zur Royal Air Force Base Fairford.

Fleet Air Arm Museum Motoren 2
Fleet Air Arm Museum Teil der Motorensammlung

Das Fleet Air Arm Museum verfügt über eine große Motorensammlung, hier sind zwei Motoren aus den Anfängen der Luftfahrt zu sehen.

Fleet Air Arm Museum Motoren
Fleet Air Arm Museum Rolls Royce Merlin Motor

Der Rolls Royce Merlin Motor ist legendär, hier ist ein Merlin 35 abgebildet. Dieser Motor leistet 1.280 PS und wurde beim Avro Athena verwendet.

Naval Air Power Today F35 B
F-35B so sieht die Carrier Zukunft in Grossbritannien aus

Im Jahr 1907 haben die britischen Seestreitkräfte noch nicht an eine Zukunft mit Flugzeugen in ihrer Teilstreitkraft geglaubt, bereits ein paar Jahre später, erkannten auch die Seefahrer, dass Flugzeuge ein Teil der Verteidigungs- und Kriegsindustrie werden. Die Royal Navy setzt heute auf die F-35B, welche das Rückgrat auf den beiden neuen Flugzeugträgern HMS Queen Elizabeth und HMS Prince of Wales bilden werden.

Text und Fotos: Robert KÜHNI

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