Flug mit der Antonov 2
Im Sommer hatte ich die Gelegenheit mit einer Antonov 2 zu fliegen. Tauchen Sie ein in ein Fliegererlebnis der russischen Art.
An einem sommerlichen Tag im Juni machten wir uns zu früher Morgenstunde auf den Weg nach Köln Bonn, um eine Antonov 2 Probezufliegen. Die Autofahrt führte uns von Basel in dreieinhalb Stunden zum schmucken General Aviation Flugplatz Bonn Hangelar.
Die alte Dame stand noch auf ihrem Standplatz, wo Mark Stähle, der Besitzer der stolzen Antonov 2, die alte Dame für einen weiteren Rundflugtag startbereit machte. Die Antonov mit Baujahr 1957 hört auf das Rufzeichen D-FKMA und stammt aus den Beständen der ehemaligen Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik, hat etwa 5700 Flugstunden auf dem Buckel und wird heute nach JAR OPS-1 unter einem deutschen Aircraft Operating Certificate betrieben.
Mit Rauch und Schall, Engine Start
Mit Rauch und Getöse beginnt der 1000 PS starke Sternmotor an zu röhren. Nach dem Abarbeiten der Checkliste beginnt der grosse Vogel gemächlich in Richtung Tower zu rollen, wo die ersten Fluggäste bereits warten. In der D-FKMA finden neun Fluggäste in einer bequem ausgestatteten Business Klasse Platz und können gewerbsmässig nach Sichtflugregeln bei Tag von A nach B geflogen werden oder wie heute ganz einfach zu einem gemütlichen Rundflug zusteigen.
In ihrer Heimat Russland wird die Antonov 2 lieblich Anuschka "kleine Anna" genannt. Von dem beheblichen Doppeldecker wurden in Russland, Polen und China mehr als 18.000 Flugzeuge gebaut, wo viele Maschinen immer noch im harten Landwirtschaftsbetrieb und Transportwesen eingesetzt werden. Die Antonov 2 verfügt über extreme STOL Eigenschaften, die von keinem anderen Flugzeug in dieser Grösse so leicht überboten werden.
Unsere deutsche Anna verfügt über einen grossen Gomolzig Nachschalldämpfer, der die Maschine in der besten Lärmklasse dastehen lässt. Rundflugbetrieb kann sogar während den Mittagsstunden problemlos durchgeführt werden, da sie nicht merklich lauter ist als eine Cessna 150, gut das ist jetzt schon ein wenig übertrieben, aber die Antonov ist für ihre Grösse und dem starken Sternmotor mit neun Zylindern sehr leise unterwegs.
Fahrt zum Tower
Wir fahren zu dem Tower von Hangelar, wo die Rundflugtouristen bereits ungeduldig auf ihren Gebuchten Kölnflug warten. Während ich mit meinem Kollegen das Cockpit mit seiner russischen Avionik bemustere, macht sich der Gastgeber und Pilot mit seinen Fluggästen bekannt und gibt die Sicherheitsanweisungen durch, damit jeder Fluggast genau weiss, was in einem Notfall zu tun ist.
Im Cockpit sitzt es sich auf dem Gartenstuhl der Antonov bequem, gross verstellen kann man nichts, da kann nur ein Kissen helfen. Alle Schalter und Bediengeräte sind jedoch gut erreichbar und auch die Seitenruder Pedale kann man selbst mit kürzeren Beinen gut bedienen. Die Avionik der Antonov 2 ist einfach aber zweckmässig ausgelegt.
Rundflug über den Dom von Köln
Platz genommen und angeschnallt, "strating engine checklist", starter engaged, quietschend und gierend setzt sich das Schwungrad in Bewegung, bei einer bestimmten Amperezahl wird das Schwungrad über eine Kupplung auf den mächtigen Sternmotor gekoppelt, schiessend und rauchend setzt sich der Bärenstarke Kolbenmotor in Bewegung. Starting Engine CL completed, Rollfreigabe anfragen und los geht es.
Anna Mike Alpha you are cleared for take off. Sachte schiebt Mark Stähle den Gashebel nach vorne, bereits bei 30 km/h senkt die Anna artig die Nase nach unten und gibt uns endlich einen freien Blick nach vorne. Die russischen Motoren drehen in die andere Richtung als es die amerikanischen tun, so muss man beim Startlauf mit dem linken Seitenruderpedal das Gieren um die Hochachse ausgleichen. Bei 90 km/h kann man bereits rotieren und die adrette Dame steigt mit 5 Meter pro Sekunde gegen den stahlblauen Himmel zu.
Auf einer Höhe von 600 Meter ziehen wir unsere Schlaufen über dem majestätischen Kölner Dom. Ein gigantisches Bauwerk, das zum guten Glück den unsäglichen Bombenkrieg fast vollständig überlebt hat. Auch von oben her gesehen verliert der mit Gottessegen erbaute Dom nichts von seinem Glanz und seiner Grösse.
Selbstverständlich kriegte ich die Gelegenheit die Anna zu fliegen, ich bin beeindruckt wie gehorsam und schön sich der 5,7 Tonnen schwere Doppeldecker fliegen lässt. Kurz und Bündig zusammengefasst, ein tolles Flugerlebnis der besonderen Art! Flüge können bei Mark Stähle jederzeit gebucht werden.
Für den Rückflug nach Bonn Hangelar fragen wir für einen Low Pass über den internationalen Flughafen von Köln Bonn an.
Tiefer Überflug, Flughafen Köln Bonn
Selbstverständlich sind die Damen und Herren empfänglich für unsere Anfrage und genehmigen einen tiefen Überflug. Stets erfreut über die Stipp Visite der Antonov 2, die früher hier auf dem Flughafen Köln Bonn beheimatet war. Die Passagiere kommen dadurch zu einer unvergesslichen Flughafenrundflug, viel besser als die Rundfahrten mit dem Flughafenbus. Die Passagiere applaudieren.
Fly Low and Slow!
Nach dreißig Minuten landen wir mit unserer Antonov 2 wieder sicher in Bonn Hangelar. Für den zweiten Rundflug ist mein Fliegerkollege Raphael Tscharland an der Reihe, um auf dem Copilotensitz der Anna Platz zu nehmen.
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Impressionen Antonov 2
Bericht von Robert Kühni