Erster Kandidat in Emmen, Saab JAS 39 Gripen

14.08.2008 JKLA
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Die Schweizer Luftwaffe sucht für ihre Northrop F-5E Tiger II Kampfflugzeuge einen Nachfolger. Erster Kandidat in der Evaluation ist der Saab Gripen aus Schweden.

Die Schweizer Luftwaffe muss ihre Northrop F-5E Tiger II Kampfflugzeuge, die langsam an die strukturellen Limiten kommen, ersetzen. Hierfür stehen drei Kandidaten zur Auswahl, der Eurofighter Typhoon von EADS, der Rafale von Dassault und der JAS 39 Gripen von Saab.

Armasuisse präsentiert den ersten Kandidaten (Bild: Robert Kühni)

Am Dienstag, dem 12. August 2008, wurde der Saab Gripen den Medien vorgestellt. Es handelt sich hierbei um ein Mehrzweckkampfflugzeug,  das mit modernster Avionik und fortschrittlichsten Waffensystemen ausgerüstet ist.

JAS 39 Gripen von Saab aus Schweden macht den Auftakt

Der Gripen, zu Deutsch Greif, war das erste Einsatzbereite Jagdflugzeug der vierten Generation. Der Pilot findet im Cockpit drei grosszügige Farbbildschirme vor und fliegt die Maschine hauptsächlich über Informationen vom Frontsichtgerät (HUD Head Up Display). Praktisch alle Steuerungseingaben erfolgen über den Steuerknüppel und den Schubhebel, dieses Konzept nennt man HOTAS (Hands on Throttle and Stick). Ohne modernste Computersteuerung würde auch der Gripen nicht fliegen, die Steuereingaben vom Piloten werden über Computer und deren Software leicht modifiziert, damit der Gripen in allen Flugsituationen sauber in der Luft bleibt.

Saab JAS 39 Gripen mit F/A-18 Hornet (Bild: Gripen International, Armasuisse)

Der Kampfjet kann auf Knopfdruck als Jagdflugzeug, Angriffsflugzeug oder Aufklärer eingesetzt werden. Diese Fähigkeit nennt man in der Fachsprache  Swingrole- Capabilities. Das rasche Umstellen von einem Missionsprofil zu einem anderen wurde erst durch die moderne Mikroelektronik möglich. 

Trockenübung im Simulator Mock Up

An einem Cockpit Mockup, wo die Piloten die ersten Handgriffe und Systemfähigkeiten der Gripen erlernen und die Eingaben über das HOTAS System vertiefen können, konnten wir den Gripen kurz fliegen, die Maschine ist im Flug absolut gut zu beherrschen und setzt bei der Landung keine speziell hohen Fähigkeiten voraus, da die Anflug- geschwindigkeit mit rund 145 Knoten nicht allzu hoch ist. Als Einweisungspilot stand uns ein ehemaliger Saab Draken Pilot der schwedischen Luftwaffe zur Verfügung.

Erstes Übungsgerät während der Umschulung (Bild: Robert Kühni)

Saab Gripen eines der besten Kampfflugzeuge hat Vor- und Nachteile wie alle Kampfflugzeuge

Den Vergleich mit dem Eurofighter von EADS und dem Rafale von Dassault, braucht der Saab Gripen nicht zu scheuen. Neben der Grösse ist der wesentlichste Unterschied zu seinen Mitstreitern die Anzahl der Triebwerke. Der Saab Gripen besitzt nur ein Triebwerk, während die beiden anderen zur Auswahl stehenden Kandidaten zwei besitzen. Das heisst, dass der Saab Gripen im Betrieb und im Unterhalt kostengünstiger sein wird und in gewissen Flugphasen leiser sein wird, als die beiden anderen. Der Saab Gripen wäre für die Schweiz aber das erste Flugzeug mit nur einem Triebwerk, nach der Mirage III. Das wurde in der Schweizer Armee jeweils als grosser Nachteil gewertet, da bei den letzten Beschaffungen der Sicherheitsfaktor Triebwerkausfall stark gewertet wurde.

RM-12 Triebwerk der Gripen, stark verwandt mit dem F-404 der F/A-18 (Bild: Robert Kühni)

Bei der heutigen Triebwerktechnologie ist ein Triebwerkausfall im Friedensfall ziemlich unwahrscheinlich. Bis zu dem F-5E Tiger II hatten alle Kampfflugzeuge der Schweizer Luftwaffe nur ein Düsentriebwerk, zu dieser Zeit musste man eher mit Ausfällen während eines Fluges rechnen.

Fortschrittliches Evaluationsverfahren ohne wenn und aber!

Um herauszufinden, welches der drei Flugzeug für die Schweiz am Besten geeignet ist, hat die Schweizerische Luftwaffe ein fortschrittliches Evaluationsverfahren entwickelt, das durch den Verantwortlichen Flugerprobung, Res Schmid, anschaulich erläutert wurde. Dabei stehen zwei Aspekte im Vordergrund, der Nutzen und die Kosten. Alle Flugzeuge durchlaufen bei dieser Evaluation genau dieselben Tests. Die operationelle Wirksamkeit in der Luft und am Boden muss jeder Kandidat in einem vordefinierten Raster vollumfänglich erfüllen. Die Flugzeuge müssen bei der Wartung am Boden Miliztauglich sein. Das Wachstumspotential für die Zukunft spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle, wie die Kompatibilität mit der schweizerischen Infrastruktur.

Gripen testet sich selber, interner Funktionscheck (BIPT) (Bild: Robert Kühni)

Am Ende der Erprobungen kann die Schweizerische Luftwaffe die operationelle Wirksamkeit der drei Flugzeuge genauestens beurteilen. Insgesamt dauert die Flugerprobung pro Kandidat 3 Wochen (+ 1 Woche Reserve). Es werden 13 Missionen der Armasuisse durchgeführt (Technische Messungen), 11 Missionen der Luftwaffe (Operationelle Beurteilung) und zwei Lärmmessungen in Meiringen. Das ergibt in Summe 26 Missionen, in der sich die Kandidaten jeweils profilieren müssen.

Getankt wird in der Schweiz am Boden! (Bild: Gripen International)

Wie geht es weiter ?

Im Dezember des laufenden Jahres, nachdem alle Wettbewerber das Programm durchlaufen haben, soll dann die erste grosse Auswertung erfolgen. Nach Bestandener Evaluation wird bei den Herstellern ein neues, definitives Angebot angefordert. Im Mai 2009 gelangt der Evaluationsbericht an die Entscheidungsträger, die dann zu entscheiden haben, welches der Flugzeuge nun wirklich das Beste ist. Für die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeuges würden der Schweiz rund 2,2 Milliarden Franken zur Verfügung stehen, die im Rüstungsprogramm 2010 gesprochen würden.

Mission Completed, Testpilot von Saab (Bild: Robert Kühni)

 

Auf der nächsten Seite Impressionen aus Emmen und über den Gripen

Bericht von Johannes Klaiber und Robert Kühni

 

Fighter der Superlative! Saab JAS 39 Gripen

Link zu den Technischen Daten: Saab JAS 39A Gripen

Impressionen aus Emmen

Präsentation von Testpilot Res Schmid (Bild: FliegerWeb.com)
Gripen wird bereit gemacht. (Bild: FliegerWeb.com)
Ready to Taxi! (Bild: FliegerWeb.com)
F/A-18 Begleitflugzeug für Gripen (Bild: FliegerWeb.com)
Sim Mock Up (Bild: FliegerWeb.com)
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