Endmontagelinie in Tianjin
Airbus Endmontagelinie in Tianjin Zusammen mit Airbus realisierten die deutschen Konzerne Dürr und EDAG die Airbus A320 Endproduktionslinie in Tianjin.
Beim Bau neuer Produktionskapazitäten setzt die Flugzeugindustrie verstärkt auf Schlüssellieferanten, die auch große Gewerke Turnkey erstellen können. Eine Vorreiterrolle nimmt das neue Airbus-Werk im chinesischen Tianjin ein. Dort haben die Partner Dürr und EDAG gemeinsam mit Airbus in nur 13 Monaten eine Montagelinie für den Airbus 320 gebaut. Dürr liefert in Tianjin außerdem die Bühnentechnik für die Lackierung. Am 28. Juni 2009 hatte der erste in Tianjin gebaute A320 seinen Jungfernflug.
250 Meter lang, 70 Meter breit und 30 Meter hoch ist der von einem chinesischen Airbus-Partner errichtete Hangar, in dem die Final Assembly Line (FAL) installiert wurde. Vier große Stationen der Linie wurden von Dürr und EDAG installiert und mit Gewerken verbunden, die Airbus selbst beistellte.
Am ersten von Dürr realisierten Bauplatz werden die zwei vormontierten Rumpfhälften auf je vier Rumpfaufbockpunkten zusammengefügt. Dies erfolgt mit höchster Präzision, damit die Hälften im nächsten Schritt für den Fügeprozess vorbereitet werden können. Danach werden die beiden Rumpfhälften entgratet und vernietet. Auch beim zweiten Bauplatz, der Flügelmontage, konnte Dürr seine spezifische Kompetenz für Anlagen zum exakten Positionieren im Zehntel-Millimeterbereich einbringen. Kernelement dieser Station sind die Flügelwagen, die wie die Rumpfaufbockpunkte aus dem deutschen Dürr-Werk Wyhlen stammen. Neben den Flügeln wird am zweiten Bauplatz auch das Fahrwerk installiert.
Die beiden folgenden Bauplätze wurden von EDAG geliefert, mit der Dürr im Jahr 2007 eigens für das Projekt in Tianjin das Konsortium PCC (Prime Contratctor Consortium) gründete. In der dritten Station werden Struktur- und Systemkomponenten angebracht und der Innenausbau begonnen. Danach folgen umfangreiche Prüfungen an Elektrik und Hydraulik, auch die Dichtigkeit der Kabine wird geprüft. Den Abschluss der Montage im FAL-Hangar bildet die ebenfalls von EDAG gelieferte Station Dock. Dort werden die Teppichböden eingelegt, Bestuhlung und Staufächer montiert und der Innenausbau nahezu abgeschlossen.
Lackierung der Maschinen
Die Lackierung der Flugzeuge erfolgt in zwei Lackierhallen und einer Anlage zur Lackierung der Seitenleitwerke. Die Bühnentechnik für diese drei Lackierbereiche hat Dürr ebenfalls geliefert. An dem von EDAG errichteten Bauplatz Final Phase werden die Flugzeuge schließlich mit den Triebwerken ausgestattet. Zudem werden fehlende Montagen durchgeführt und die Kundenanforderungen letztmalig überprüft. Auch bei der Wartung der gelieferten Anlagen in Tianjin unterstützen EDAG und Dürr den Kunden Airbus, um einen reibungslosen Hochlauf und Betrieb der Anlagen zu gewährleisten. Ein erster Wartungsvertrag wurde hierzu bereits abgeschlossen.
Kundenvorteile auf mehreren Ebenen
Dem Kunden Airbus eröffnete die enge Projektpartnerschaft mit nur zwei großen Lieferanten Vorteile auf mehreren Ebenen. Nach der Auftragsvergabe im Juli 2007 installierten Dürr und EDAG die vier bestellten Bauplätze in time und on budget und das bei geringerem Koordinierungsaufwand als bei anderen Großprojekten. Dabei arbeiteten in Spitzenzeiten bis zu 150 Mitarbeiter an dem Projekt. Neben Abwicklung und Projektmanagement ist Airbus auch mit der Qualität der Anlagen im laufenden Betrieb vollauf zufrieden. Der Kunde hat uns ein sehr positives Feedback gegeben, als die ersten Teile in die Anlage eingelegt wurden und alles auf Anhieb perfekt lief, so Werner Lotz, der bei EDAG den Bereich Aircraft Assembly leitet.
In der Flugzeugbaubranche hat das erfolgreiche Projekt Signalwirkung. Dürr Aircraft-Chef Dr. Uwe Siewert: Der große Lieferumfang, den Dürr und EDAG in Tianjin aus einer Hand beisteuerten, ist ein Novum beim Bau von Flugzeugwerken. Dürr und EDAG verfügen genau über die Kompetenzen, die für solche Projekte erforderlich sind: System- und Produktkompetenz, die Beherrschung großer Volumina und Projektmanagement mit globaler Präsenz. Vor diesem Hintergrund haben beide Unternehmen ihre Partner-schaft weiter intensiviert und im September 2008 das Joint Venture Dürr EDAG Aircraft Systems GmbH gegründet. Das Gemeinschaftsunterneh-men, an dem Dürr und EDAG mit jeweils 50% beteiligt sind, forciert die Vermarktung des gemeinsamen Produkt- und Leistungsangebots.
Text: Eric Hutchenreuther