EBACE 2009 Show Report
In diesem Jahr wurde keine Rekordmesse erwartet, die Veranstalter der EBACE sind mit knapp 11.000 Besuchern zufrieden.
In diesem Jahr wurde keine Rekordmesse erwartet, die Veranstalter der EBACE sind mit knapp 11.000 Besuchern zufrieden. Die Messe für Geschäftreise- und Luxusjets vermochte vom 12. bis zum 14. Mai 10.917 Besucher anziehen. Bei den Herstellern fanden sich trotz der allgemeinen Finanzflaute praktisch alle auf dem Messegelände BALEXPO und auf Teilen des Flughafens von Genf ein, um ihre Flugzeuge und Dienstleistungen zu präsentieren. Im Statikdisplay wurden nicht weniger als 65 Maschinen präsentiert und Aussteller waren im ganzen 411 präsent. Freuen wir uns bereits auf die Jubiläumsmesse (zum zehnten Mal) im nächsten Jahr, die vom 4. bis zum 6. Mai abgehalten wird. An der Messe wurde der aktuelle Stand so manches Projektes von seinen Verantwortlichen vorgestellt und besprochen.
Bombardier Learjet 85 Update
Das Learjet 85 Programm befindet sich laut Aussagen von Bombardier im Zeitfahrplan und wird voraussichtlich ab 2013 auf dem Markt verfügbar sein. Bombardier wird den neuen Business Jet, der vollständig aus Kunststoff gefertigt sein wird, wie geplant im Querearo Aerospace Park in Mexiko fabrizieren. Entwickelt wird an dem Flugzeug an vier Standorten. Bombardier Montreal ist für die Detailentwicklung der Struktur verantwortlich, Learjet Wichita ist für die Systemintegration, die Endmontage und die Kundenauslieferung zuständig. An diesem Standort werden auch die Flugtests absolviert. In den Betriebsstätten in Mexiko werden die Kunststoffteile fabriziert, die elektrische Verkabelung und einige Teilsysteme vormontiert. Das Projekt befindet sich laut dem kanadischen Flugzeugbauer bereits in einer weit fortgeschrittenen Designphase. Für den Learjet 85 liegen bei Bombardier bereits rund sechzig Bestellungen vor.
Honda Jet
Honda war mit seinem Honda Jet vertreten und machte in dem Innenbereich der Palexpo Halle einen noblen Eindruck. Der Kleinjet von Honda besticht ganz eindeutig durch sein ungewöhnliches Konzept. Honda hat sich entschieden die GE Honda HF120 Triebwerke über dem Flügel anzustraken und nicht wie üblich am Rumpf, dies führt im Rumpfbereich zu mehr Platz. Der Honda Jet ist in der Klasse der Very Light Jets angesiedelt und wird voraussichtlich ab 2010 verfügbar sein.
Embraer kam mit einigen Jets an die Show
Embraer war mit seiner Businessjet Familie gut vertreten. Für die beiden Kleinjets Phenom 100 und Phenom 300 liegen dem Flugzeugbauer aus Brasilien mehr als 800 Bestellungen vor, so ist es nicht erstaunlich, dass auch ein Testflugzeug des Phenom 300 ausgestellt wurde. Wir hatten die Gelegenheit ein paar Worte mit der Testcrew zu wechseln. Laut ihnen schreitet das Flugtestprogramm beim Phenom 300 zügig voran und die Zulassung ist auf Ende Jahr zu erwarten. Der Lineage 100 wirkte auf die Messebesucher wie ein kleiner Magnet, das Kundenflugzeug konnte jedoch nur auf Einladung besichtigt werden, zum Glück hatten wir einen Presseausweis, so zeigte uns der Cheftestpilot das Flugzeug. Eigentlich interessierte uns nur das Cockpit. Im Gespräch kommt aus, dass unser Gastgeber zusammen mit einem Swiss Kapitänskollegen von uns bei Varig als Copilot angefangen hatte. Da sieht man wieder einmal mehr wie klein die Fliegerwelt ist. Das Cockpit der Lineage ist ein echt moderner Arbeitsplatz, geräumig und hochmodern ausgerüstet. Auch die Flugleistungen dieses Businessjets der Extraklasse können sich sehen lassen.
Airbus ist mit einem Luxus A318 an der EBACE
Auch der A318 von Airbus kann sich sehen lassen, viele Kollegen von uns haben das Vergnügen mit diesem Jet von Comlux, exklusive Kundschaft herumzufliegen. Das Cockpit ist und bleibt ein Airbus Cockpit, langsam aber sicher würde sich ein Upgrade gut machen. Die luxuriöse Kabine nehmen wir kommentarlos zur Kenntnis. In der Halle präsentiert Airbus SAS ihre ganze Palette an noblen Verkehrsflugzeugen, selbst den A350 kann man in einer VIP Version bestellen.
BAE Systems ist mit einem AVRO präsent
Auch eine Luxusausführung des altbewährten AVRO fand den Weg nach Genf zu der EBACE. Die Innenausstattung sieht wunderbar aus, so macht das Reisen in der Kabine spass. Auch in diesem Typ wurde das Cockpit so belassen wie es in der Linienmaschine ist. Ein Upgrade drängt sich in diesem Fall nicht auf, da das Modell seit Jahren nicht mehr in der Produktion steht.
Farnborough Aircraft, gibt es die noch?
Farnborough Aircraft war mit ihrem formschönen Turboprop hier. Eigentlich war ich sehr erstaunt diesen Hersteller an der EBACE anzutreffen, habe ich doch gemeint, dass die Unternehmung aus Grossbritannien im letzten Sommer Konkurs gegangen ist. Leider hatte ich keine Zeit mit den Verantwortlichen zu sprechen.
Gulfstream ist mit einigen Jets zugegen
Gulfstream war mit einem stattlichen Kontingent an Flugzeugen zugegen. Der Flugzeugbauer aus Savannha liess an der EBACE verlauten, dass ihr Flagship G650 im Plan sei und der Erstflug in der zweiten Jahreshälfte 2009 geplant sei. Es wird wohl bis Ende Jahr dauern, bis wir den Jungfernflug dieser Super Maschine melden können.
Cessna ist mit der ganzen Palette dabei
Wohl kein anderer Hersteller pflegt die Familienpolitik besser als Cessna, fast alle Citation Jets waren in der Statikausstellung an der EBACE in Genf zugegen. Geschäftsführer Jack Pelton betonte, dass das Projekt Langstrecken Midsize Jet Columbus nicht aufs Eis gelegt wurde, sondern nur auf die lange Bank geschoben wurde. Zur Freude aller Cessna Fans wurde der neue Business Jet der Spitzenklasse, der für lockere 27 Millionen US Dollar zu haben sein wird, noch nicht vollständig beerdigt. An der Messe rechnete Cessna noch mit rund 300 Business Jets, die in diesem Jahr in den Produktionshallen von Wichita gebaut werden und anschliessend dem Kunden übergeben werden können, das tönt nach dem Spitzenjahr 2008 sehr bescheiden, im letzten Geschäftsjahr konnte der populärste Flugzeugbauer in diesem Segment 467 Geschäftsreisejets ausliefern.
Das Reisen im Überschallbereich
Den Wunsch nach dem ganz schnellen Reisen könnte Aerion mit ihrem Supersonic Jet ab 2015 möglich machen. Die Unternehmung hat jedoch immer noch keinen Partner für die Produktion ihres neuen überschallschnellen Geschäftsreisejet gefunden. Die Unternehmung aus Reno rechnet mit einem Bedarf von bis zu 300 Flugzeugen. Der Jet für 8 bis 12 Passagiere wird bis zu Mach 1,6 schnell sein und Strecken von mehr als 4000 Nautischen Meilen (7400 km) überwinden können. Der Preis der Maschine wird bei rund 80 Millionen US Dollar angesetzt. Alle grossen Hersteller von Business Jets sind über das Projekt informiert, Aerion konnte jedoch noch keinen dieser Produzenten für den neuen Jet begeistern.
Boeing liefert auch den Jumbo als VIP Version
Leider hatten wir keine Zeit um den BBJ zu besichtigen. Der BBJ Executive Jet basiert auf der Boeing 737 Baureihe. Boeing bietet den BBJ nun mit einer Frachttüre an, so kann die Maschine innerhalb von nur acht Stunden von einem exklusiven Business Jet zu einem Frachtflugzeug umgebaut werden. Die neue Version nennt sich BBJ Convertible und könnte für Betreiber von Staatsflugzeugen interessant sein. Das Flugzeug kann rasch in einen Transporter umgewandelt werden, um Hilfsgüter in Katastrophengebiete zu fliegen. Ab 2011 werden auch verbesserte BBJ Modelle ausgeliefert, die durch kleine Detailverbesserungen an der Aerodynamik und am CFM56-7B Triebwerk bis zu zwei Prozent weniger Treibstoff verbrauchen. Boeing war mit all ihren Business Jets in Modellform in der Ausstellungshalle präsent. Bei Boeing kann man auch eine 747-400 mit Sonderausstattung kaufen.
Dassault fühlt sich in Genf fast wie zuhause
Bei Dassault interessierte mich einmal mehr der Rafale Fighter, waren doch alle Verantwortlichen für die Ausschreibung in der Schweiz zugegen. Der Rafale ist unserer Ansicht nach eines der besten Kampfflugzeuge der vierten Generation, leider konnte Dassault für diesen echten Multirole Fighter noch keinen Exportkunden an Land ziehen. Wer weiss, vielleicht wird die Schweiz der erste Käufer für dieses tolle Mehrzweckkampfflugzeug sein. Wie der Rafale gehören auch die Business Jets aus dem Hause Dassault zu den Besten. Leider hatten wir keine Zeit die Geschäftsreiseflugzuge des französischen Herstellers im Statikdisplay näher unter die Lupe zu nehmen, dies werden wir im nächsten Jahr an der 10. EBACE nachholen.