Anflug auf den London City Airport
Der Anflug auf den Stadtflughafen London City Airport zählt weltweit zu den speziellsten. Die Piloten müssen für diesen Flugplatz speziell geschult werden.
Für den Passagier ist der London City Airport der perfekte Ausgangspunkt für einen Besuch der pulsierenden Grosstadt London. Wenn man geschäftlich in der City zu tun hat, gibt es keinen angenehmeren Flughafen in London als den Stadtflughafen in den alten Hafendocks. Das Stadtzentrum erreicht man mit der U-Bahn in rund 30 Minuten und das moderne Bankenviertel von Ostlondon in ein paar Minuten. Die U-Bahn Station befindet sich gleich vor der Tür des Flughafens, Taxis stehen immer genügend bereit und auch Mietautos sind in allen Preisklassen verfügbar.
London City Airport, interessanter Anflug für die Piloten
An die Piloten stellt der Flughafen London City erhöhte Anforderungen. Der Stadtflughafen fällt bei den meisten Gesellschaften unter die Flughafen Kategorie C. Bei der internationalen Luftfahrtbehörde ICAO und in den europäischen Regelwerken ist festgelegt worden, dass die Fluggesellschaft oder die Flugzeugbetriebsgesellschaft für jeden Flughafen, den sie anfliegen, einen Schwierigkeitsgrad festlegen muss, nämlich Kategorie A, B oder C. Die Flughafenliste der Fluggesellschaft mit der Kategorisierung muss von der zuständigen Luftfahrtbehörde durchgesehen und bewilligt werden. Bei einem Flughafen in der Kategorie A muss die Flugbesatzung mit keinen Schwierigkeiten rechnen. Bei Kategorie B Flughäfen schreiben die meisten Fluggesellschaften vor, dass die Besatzung ein vorgängiges Kartenstudium machen muss, da bei gewissen Bedingungen von den Piloten erhöhte Aufmerksamkeit verlangt wird.
Kategorie C Flughäfen sind die schwierigsten
Die Kategorie C Flughäfen verlangen ein spezielles Training, das von der Unternehmung in einem Schulungshandbuch festgelegt werden muss. Nach diesem Trainingshandbuch werden die Besatzungen zusätzlich geschult, bevor sie den Kategorie C Flughafen anfliegen dürfen. Der bekannteste Kategorie C Flughafen in der Schweiz ist Lugano, viele Fluggesellschaften setzen auch Bern in die höchste Kategorie, da der Anflug auf die Piste 32 bei Westwindlagen und in der Nacht hohe Anforderungen an die Piloten stellt. Selbstverständlich kann auch die Luftfahrtbehörde zusammen mit dem Flughafen Spezialvorschriften erlassen.
Der London City Airport stellt höhere Ansprüche an die Piloten
Wegen seiner unmittelbaren Stadtnähe werden bei dem London City Airport in den Endflugphasen dicht bevölkerte Stadtgebiete von Ostlondon überflogen. Damit die Lärmbelastung möglichst gering gehalten werden kann, entschied man sich beim Instrumentenanflug für einen steileren Gleitwinkel. Normalerweise liegt der Gleitwinkel bei dem Instrumentenlandesystem ILS (Instrument Landing System) bei drei Grad. In London City wählte man für den Gleitpfad zur Piste hin 5,5 Grad, deshalb spricht man in diesem Fall von einem Steilanflug (Steep Approach). Die 5,5 Grad sind für ein Linienflugzeug ziemlich steil, man muss bei den meisten Flugzeugen die Widerstände bereits früh ausfahren, sonst lässt sich die überschüssige Geschwindigkeit im Endanflug nicht mehr abbauen. In der Schweiz haben wir im militärischen Flugbetrieb noch steilere Anflüge, der Militärflugplatz Meiringen wird mit einem Gleitweg von 11 Grad angeflogen, auch hier wird vom Piloten erhöhte Aufmerksamkeit gefordert.
Auf dem London City Airport kommt die kurze Piste erschwerend dazu
In London City kommt die kurz Piste erschwerend dazu, für die Landung auf der Piste 28 stehen nur 1200 Meter zur Verfügung, zudem ist die Runway lediglich 30 Meter breit. Der Flughafenbetreiber hat auf der Piste zusätzlich Durchstartlichter installiert, wenn man während der Landephase länger kommt, muss man durchstarten. In England ist es häufig windig und das Wetter lässt oft zu wünschen übrig. Die Flugzeugbesatzungen müssen öfters mit nassen Pisten rechnen und werden mit ruppigen Quer- und Scherwinden konfrontiert. Diese drei Komponenten, Steep Approach, kurze und schmale Piste und häufig widrige Wetterverhältnisse, machen den Stadtflughafen London City Airport zu einem der speziellsten Flughäfen. Am Boden angekommen muss man beim Rollen und Einparken der Maschine den engen Platzverhältnissen hohe Aufmerksamkeit schenken.
Minutiöse Flugvorbereitung wird noch wichtiger
Die Airline Besatzung bereitet sich auf jeden Flug minutiös vor, dazu gehört das Studium der Wetterberichte für den Start- und Landeflughafen und den Ausweichplätzen, zudem muss das Streckenwetter angeschaut werden. Dann macht man anhand der Streckenpläne die Treibstoffberechnungen und vergewissert sich mithilfe der NOTAM (Notice to Airmen), dass alle Einrichtungen, die man zum Befliegen der Flugstrecke braucht, ordnungsgemäß oder mit akzeptablen Einschränkungen funktionieren. Bei der Flugzeugübernahme überprüft man die Maschine auf Flugtüchtigkeit und macht sie startklar.
Nach einer Flugstunde geht es an die Anflugvorbereitungen
Das Flughafenwetter ist notiert, nun kann es an die Anflugvorbereitungen gehen. ATIS Information: Runway 28, Wind 270/10 Knots, CAVOK, 15/5, QNH 1013, NOSIG. Aus der Wetterinformation entnehmen wir, dass am London City Airport die Westpiste in Betrieb ist, der Wind aus 280 Grad mit einer Stärke von 10 Knoten bläst, das Wetter mit CAVOK gut ist, die Temperatur bei 15 Grad und der Taupunkt bei 5 Grad liegt. Der Luftdruck steht bei 1013 Hektopascal und mit NOSIG wird angegeben, dass keine Änderung der Wetterlage zu erwarten ist.
Das Anflug Briefing für den London City Airport
Vor dem Anflug auf den London City Airport kann ein Anflug Briefing folgendermassen aussehen.
- Steep Approach Runway 28 London City Airport,
- (Aircraft spezifisch) Press steep approach button,
- Intermidiate Approach Altidude 2000 feet
- Inbound Course 276 Degrees
- Glideslope at 3,4 Miles
- Outermarker Substitute at 2 Miles 1220 Feet
- Minimum 460 Feet
- Set Radio Altimeter to 150 feet
- Speed setting for landing mass 39.000 kg
.
- MSA will be visual
- Special Hazards, short and narrow runway
- No Hazards expected from weather
- Missed approach procedure: track 276 degrees climb to 2000 feet or 5 DME ILSR whichever is earlier, right turn direct LCY, Missed approach altitude 2000 feet - If no questions or suggestions briefing is completed.
Nach oder während dem Briefing werden die Navigationsgeräte zweckmäßig eingestellt.
Jetzt geht es in den Anflug
Die Flugsicherung London lässt die Flugzeuge zum London City Airport relativ früh absinken, damit der Verkehr in die Hafendocks den anfliegenden Maschinen nach London Heathrow nicht in die Quere kommt. In den meisten Fällen kriegt man die Freigabe zum VOR Detling zu fliegen und danach Kurs 330 Grad zu steuern. Dieser Steuerkurs führt den Airliner direkt auf die verlängerte Pistenachse der Runway 28. Meistens reicht dann eine letzte Kursänderung für das saubere Einfädeln auf den Instrumentenanflug auf die Westpiste vom London City Airport.
Anflug auf die Westpiste vom London City Airport
Jetzt geht es in den Anflug, meistens holt man weit über die Themsemündung aus, um dann auf einen Endanflug von etwa 6 bis 8 Meilen einzudrehen. Unter Flugfläche 100 sollte die Geschwindigkeit nicht höher als 250 Knoten liegen. In den meisten Fällen muss man sie etwa auf 200 bis 220 Konten reduzieren, damit der Flugverkehrsleiter die ankommenden Flugzeuge besser staffeln kann. Auf dem Endanflug bei 8 Meilen angelangt, fliegt man in der Regel auf etwa 3000 Fuss, nimmt die Geschwindigkeit kontinuierlich zurück und konfiguriert das Flugzeug in die volle Landekonfiguration. Der Gleitweg fängt bei etwa 5 Meilen an einzulaufen und wird vom Autopiloten gekoppelt, dort fährt man beim AVRO noch die Luftbremse aus, damit der Schulterdecker mit seinen 39 Tonnen nicht zu schnell wird.
Geschwindigkeitsmanagement ist entscheidend
Bei jedem Anflug auf den London City Airport ist das Geschwindigkeitsmanagement entscheidend für eine saubere Landung. In London City muss man wegen dem steileren Anflugwinkel dem Energiemanagement mehr Aufmerksamkeit schenken als bei einem herkömmlichen Landeanflug, denn das Abrunden muss in einer viel kürzeren Zeit stattfinden, als man es sich bei einem Anflugwinkel von 3 Grad gewohnt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass man das Flugzeug in den ersten 250 Metern der Piste landen muss, sonst muss man durchstarten, so will es die Flughafenbetreiberin.
Sicher gelandet auf der Piste 28
Zum Glück sind wir heute sanft gelandet, fahren unverzüglich die Spoilers aus und Bremsen den AVRO auf normale Rollgeschwindigkeit ab. Das erstaunliche ist, dass die Bremsen in den meisten Fällen gar nicht so heiß werden. Wie ich bereits kurz erläutert habe, muss man beim Rollen auf diesem doch eher speziellen Platz achtsam vorgehen, denn der Parkplatz ist doch eher als eng zu bezeichnen.
Erlebnisbericht: Robert Kühni