Lufthansa Group muss Quartalsverlust hinnehmen
Die Lufthansa Group muss für das erste Quartal 2024 einen Betriebsverlust auf EBIT-Stufe von 849 Millionen Euro hinnehmen, der Umsatz konnte um 5 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro gesteigert werden.
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG:
Wir lassen heute das erste Quartal hinter uns, das vor allem durch Streiks belastet wurde und stehen an einem Wendepunkt. Für den größten Teil unserer Mitarbeitenden haben wir langfristige Tarif-Abschlüsse erzielt. Das bedeutet Sicherheit und Klarheit für die kommenden Jahre. Wir verzeichnen nach wie vor eine starke Nachfrage, die für den Sommer sogar noch einmal deutlich über dem Vorjahr liegt. Daher bauen wir unser Angebot weiter aus und wachsen insbesondere auf der Langstrecke. Die Auslastung unserer Flugzeuge bleibt dabei konstant hoch. Schon jetzt ist klar: Es wird wieder ein sehr starker Reisesommer. Besonders freut mich, dass wir nicht nur bei Privat- sondern auch bei Geschäftsreisenden weiterhin einen positiven Trend beobachten können. Mit ganzer Kraft widmen wir uns nun dem weiteren Ausbau unserer Premium-Kundenangebote und einem pünktlichen und zuverlässigen Flugbetrieb.
Ergebnis erstes Quartal 2024
Der Konzern steigerte seinen Umsatz im Vorjahresvergleich im ersten Quartal 2024 um fünf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 7,0 Milliarden Euro). Dabei verzeichnete die Lufthansa Group einen operativen Verlust (Adjusted EBIT) von 849 Millionen Euro (Vorjahr: -273 Millionen Euro). Streiks, sowohl von verschiedenen Beschäftigtengruppen innerhalb des Konzerns als auch von Beschäftigten bei Systempartnern, wirkten sich mit rund 350 Millionen Euro negativ auf das Ergebnis aus. Zudem ging das Ergebnis von Lufthansa Cargo zurück, nachdem sich das Logistikgeschäft nach der pandemiebedingten Sonderkonjunktur mittlerweile wieder normalisiert hat. Die Adjusted EBIT-Marge sank auf -11,5 Prozent (Vorjahr: -3,9 Prozent). Das Konzernergebnis sank auf -734 Millionen Euro (Vorjahr: -467 Millionen Euro).
Passagierzahlen und Verkehrsentwicklung
Die Nachfrage nach Flugreisen stieg im ersten Quartal des laufenden Jahres weiter. Insgesamt flogen 24 Millionen Fluggäste mit den Airlines der Lufthansa Group, ein Anstieg um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1. Quartal 2023: 22 Millionen). Die Konzernairlines weiteten ihr Angebot an Sitzplätzen trotz der streikbedingten Flugstreichungen um 12 Prozent gegenüber Vorjahr aus. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 lag es damit bei 84 Prozent, rund 5 Prozentpunkte niedriger als ursprünglich geplant. Trotz der deutlichen Ausweitung des Angebots blieb die Auslastung aufgrund der hohen Nachfrage konstant hoch. Der Sitzladefaktor betrug 79,7 Prozent und lag damit auf Vorjahresniveau.
Streiks belasten Ergebnis der Passagier-Airlines erheblich
Der Umsatz der Passagierairlines stieg im ersten Quartal um sieben Prozent auf 5,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,2 Milliarden Euro). Dabei verbuchten sie ein Adjusted EBIT in Höhe von -918 Millionen Euro (Vorjahr: -512 Millionen Euro). Streiks beeinflussten das Ergebnis in diesem Segment mit rund 300 Millionen Euro. Die Durchschnittserlöse (Yields) sanken um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, unter anderem aufgrund der streikbedingten Unsicherheit auf Kundenseite und dem entsprechenden Ausbleiben hochpreisiger Last Minute Buchungen. Die Stückerlöse (RASK) lagen um 6,3 Prozent unter Vorjahr, zusätzlich beeinflusst von niedrigeren Cargo-Erlösen und streikbedingt deutlich höheren Kompensationszahlungen an Passagiere.
Die Stückkosten (CASK) stiegen streikbedingt um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Bereinigt um die Streikeffekte lagen diese jedoch trotz höherer Aufwendungen für Gebühren, Technikleistungen und Personal 1,8 Prozent unter Vorjahr.
Lufthansa Airlines hat aufgrund der hohen Verluste der Kernmarke im ersten Quartal (Adjusted EBIT –640 Millionen Euro) Maßnahmen initiiert, die kurzfristig das Ergebnis in diesem Jahr stützen sollen. So ist unter anderem vorgesehen, die Sachkosten zu reduzieren, Neuprojekte zu stoppen und Einstellungen in administrativen Bereichen zu prüfen.
Lufthansa Technik profitiert von mehr Flugverkehr
Die Nachfrage nach Wartungs-, Überholungs- und Reparaturleistungen sowie weiteren Produkten von Lufthansa Technik stieg im ersten Quartal 2024 aufgrund der positiven Entwicklung bei den Flugreisen. Die Umsatzerlöse stiegen entsprechend um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 1,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,5 Milliarden Euro). Das Adjusted EBIT sank um 14 Prozent auf 116 Millionen Euro (Vorjahr: 135 Millionen Euro), belastet von streikbedingten Arbeitsausfällen. Ohne diesen Effekt, der das Ergebnis mit rund 25 Millionen Euro belastete, lag das Ergebnis also über Vorjahr.
Im Logistikgeschäft stieg das Angebot aufgrund der Ausweitung des Flugverkehrs um sieben Prozent und auch der Absatz konnte um zehn Prozent gesteigert werden. Die Durchschnittserlöse lagen um rund 25 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals, in dem das Ergebnis noch erheblich von einer hohen Nachfrage aufgrund von Lieferkettenstörungen und dem knappen Angebot infolge der Pandemie unterstützt wurde. Lufthansa Cargo erzielte so ein Adjusted EBIT in Höhe von -22 Millionen Euro (Vorjahr: 151 Millionen Euro). Ohne die Streikeffekte von 25 Millionen Euro war das Quartalsergebnis leicht positiv.
Positiver Adjusted Free Cashflow reduziert Nettokreditverschuldung weiter
Aufgrund der anhaltend hohen Buchungseingänge lag der operative Cashflow trotz des negativen operativen Ergebnisses bei rund 1,3 Milliarden Euro. Die Netto-Investitionen lagen mit 940 Millionen Euro rund zehn Prozent unter Vorjahr, sodass sich der Adjusted Free Cashflow auf 305 Millionen Euro (Vorjahr: 482 Millionen Euro) belief.
Der Konzern hat im ersten Quartal 2024 seine Bilanz weiter gestärkt. Die Nettokreditverschuldung reduzierte sich wegen des positiven Free Cashflows gegenüber dem Jahresende 2023 auf 5,5 Milliarden Euro (31. Dezember 2023: 5,7 Milliarden Euro). Die Netto-Pensionsverpflichtungen sanken zinsbedingt auf 2,4 Milliarden Euro (31. Dezember 2023: 2,7 Milliarden Euro). Ende März 2023 stand dem Unternehmen Liquidität in Höhe von insgesamt 10,8 Milliarden Euro (31. Dezember 2023: 10,5 Milliarden Euro) zur Verfügung. Nach einem Upgrade von Moody’s im ersten Quartal wird die Lufthansa Group als einzige europäische Netzwerk-Airline nun wieder durchgängig von allen vier Agenturen am Markt mit einem Investment Grade Rating bewertet.
Remco Steenbergen, Finanzvorstand der Deutschen Lufthansa AG:
Mit dem operativen Ergebnis des ersten Quartals können wir nicht zufrieden sein, mit mehr als 350 Millionen Euro wirkten sich die diversen Streiks erheblich auf unser Ergebnis aus. Trotzdem war der Cashflow aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage nach Flugreisen positiv. Auch unsere Bilanz konnten wir weiter stärken. In den nächsten Monaten werden wir intensiv daran arbeiten, die Auswirkungen steigender Kosten zu kompensieren. Insbesondere bei Lufthansa Airlines, die erheblich von steigenden Personalaufwendungen und Gebühren betroffen ist, haben wir dazu zusätzliche Maßnahmen ergriffen. Ich bin somit weiter überzeugt, dass wir ohne Berücksichtigung der Streiks im ersten Quartal eine stabile Stückkostenentwicklung im Gesamtjahr erreichen können.
Buchungen für Sommer 16 Prozent über Vorjahr
Die globale Nachfrage nach Flugreisen bleibt weiterhin stark, insbesondere durch Privatreisende. Das Unternehmen erwartet erneut einen sehr guten Reisesommer. Noch nie wurden so viele Urlaubsziele durch die Airlines der Lufthansa Group angeflogen, wie in diesem Jahr. Die beliebtesten Sommer-Reiseziele 2024 sind wieder Spanien, Portugal, Italien und Griechenland und bei Fernreisen USA, Japan oder das südliche Afrika. Dabei leisten sich auch in diesem Jahr wieder viele Urlauber ein Ticket in einer der Premiumklassen.
Neben der sehr guten Nachfrage im Privatreise-Segment ist auch die Entwicklung im Geschäftsreise-Bereich positiv. Dies gilt insbesondere auf der Langstrecke. Hier baut die Lufthansa Group ihr Angebot kontinuierlich weiter aus. Neben den traditionell starken Nordamerika-Routen wächst dieses Jahr vor allem die Nachfrage von Geschäftsreisenden auf den Indien- und Japanstrecken.
Insgesamt liegen die Buchungen für den Zeitraum des Sommerflugplans (April bis Oktober) 16 Prozent über dem Vorjahr.
Gäste können ab sofort auch Lufthansa Allegris, das neue Reiseerlebnis auf der Langstrecke, genießen. Am 1. Mai startet Allegris im regelmäßigen Liniendienst. Von München aus fliegt der erste mit Allegris ausgestattete Airbus A350 die kanadische Metropole Vancouver an. Zweites Ziel ist Toronto, das in den ersten Monaten auf ausgewählten Flügen abwechselnd mit Vancouver angeflogen wird. Mit weiteren ausgelieferten A350 wird die Allegris-Kabine im Sommer auch auf Flügen nach Chicago und Montreal zum Einsatz kommen.
Finanzieller Ausblick
Die Lufthansa Group plant die angebotene Kapazität im zweiten Quartal auf rund 92 Prozent des Vorkrisenniveaus zu steigern. Der Anstieg fällt damit aufgrund weiterer Investitionen in die operative Stabilität und verzögerter Flugzeuglieferungen geringer aus als ursprünglich geplant. Dabei erwartet das Unternehmen einen Rückgang der Stückerlöse (RASK) gegenüber Vorjahr im niedrigen einstelligen Prozentbereich, unter anderem weil sich Kundinnen und Kunden während der inzwischen beigelegten Tarifauseinandersetzungen mit kurzfristigen Buchungen für den April und, in geringerem Umfang, Mai zurückhielten. Für die Stückkosten (CASK) wird im zweiten Quartal ein Anstieg im niedrigen einstelligen Prozentbereich erwartet. Das Adjusted EBIT wird somit im zweiten Quartal noch unter dem des Vorjahres liegen. Entsprechend der geringeren Kapazität der ersten beiden Quartale erwartet die Lufthansa Group im Gesamtjahr 2024 nun ein Kapazitätsniveau von rund 92 Prozent des Vorkrisenwertes des Jahres 2019 zu erreichen (bislang: 94 Prozent).
Im dritten Quartal soll die Kapazität weiter, auf über 95% des Vorkrisenniveaus, gesteigert werden. Auf Basis der Buchungseingänge gehen die Konzernairlines davon aus, dass die Stückerlöse (RASK) im dritten Quartal über dem Vorjahr liegen werden.
In der zweiten Jahreshälfte wird das operative Ergebnis des Konzerns voraussichtlich höher ausfallen als im Vorjahr. Wie bereits am 15. April kommuniziert, wird für das Gesamtjahr nun ein Adjusted EBIT von rund 2,2 Milliarden Euro erwartet (bislang: stabile Ergebnisentwicklung im Vergleich zu 2,7 Milliarden Euro im Vorjahr). Für die Passagierairlines wird im Gesamtjahr ein Rückgang der Stückerlöse (RASK) im niedrigen einstelligen Prozentbereich und ein Anstieg der Stückkosten (CASK), ebenfalls im niedrigen einstelligen Prozentbereich, erwartet. Ohne die Berücksichtigung der Auswirkungen der Streiks im ersten Quartal werden sich die Stückkosten (CASK) voraussichtlich stabil entwickeln. Der Adjusted Free Cashflow wird voraussichtlich bei mindestens 1 Milliarde Euro liegen (bislang: mindestens 1,5 Milliarden Euro).
Lufthansa Group