Flughafen Nürnberg bilanziert
Dank des attraktiven Flugangebots und der großen Nachfrage ist die Zahl der Passagiere am Albrecht Dürer Airport Nürnberg im Berichtsjahr 2022 wieder deutlich gestiegen.
2022 zählte Bayerns zweitgrößter Flughafen 3,278 Millionen Fluggäste (Vorjahr: 1,063). „Die Lust an Flugreisen kehrte deutlich früher und stärker zurück als allgemein erwartet. Eine wichtige Rolle spielte auch die Wiederbelebung der Messen“, so Geschäftsführer Dr. Michael Hupe. Der Konzernumsatz lag bei 81,5 Millionen Euro (Vorjahr 42,6).
Die Reiselust kam ab Pfingsten 2022 mit Macht zurück, wodurch sich die Passagierzahl im Vorjahresvergleich verdreifachte und bereits wieder rund 80 Prozent des Niveaus von 2019, also vor der Pandemie, erreichte. Die Erholung der Passagierentwicklung in Nürnberg verlief damit deutlich besser als im deutschen Durchschnitt von 66 Prozent. Im dritten Quartal 2022 wuchs die Passagiermenge sogar auf bis zu 97 Prozent des Niveaus von 2019.
Verkehrsentwicklung
Die Nachfrage war so stark, dass während der Sommermonate eine große Zahl von zusätzlichen und kurzfristig geplanten Flügen durchgeführt wurden. Das sorgte zeitweise für enorme operative Herausforderungen, etwa in der Gepäckabfertigung. Durch breit angelegte Personalbeschaffungs-maßnahmen und Prozessoptimierungen gelang es aber bis zu Beginn der Hauptreisesaison, eine deutliche Entspannung herbeizuführen.
Der Touristikverkehr nahm mit Start des Sommerflugplans Fahrt auf: Ab April bis Ende September 2022 wurden die Passagierzahlen von 2019 in diesem Segment erreicht und vor allem durch die Airlines Eurowings, SunExpress, Corendon Airlines, Condor und SmartLynx (für TUI Deutschland) generiert.
Seit Beginn des Sommerflugplans waren auch die wichtigsten europäischen Metropolen, Wirtschafts-zentren und internationalen Drehkreuze wieder regelmäßig und mehrmals am Tag nonstop ab Nürnberg erreichbar, darunter Amsterdam mit KLM, Paris mit Air France, Istanbul mit Turkish Airlines, Frankfurt mit Lufthansa, Wien mit Austrian Airlines und – neu – London mit British Airways.
Ein genereller Trend ist die deutliche Zunahme des Low Cost-Segments am Standort Nürnberg. Allein Ryanair verzeichnete 2022 über 1 Millionen Fluggäste und steht damit für ein Drittel des Gesamtpassagieraufkommens. Dr. Hupe: „Die Airline hat sich zum Motor des Wiederaufschwungs in Nürnberg entwickelt und zeichnet sich auch durch eine vergleichsweise geringe Saisonalität im Angebot aus."
Im Jahr 2022 starteten und landeten am Albrecht Dürer Airport 48.303 Flugzeuge. Dies waren 46 Prozent mehr als im Vorjahr und etwa 79 Prozent der Flugbewegungen aus 2019. Allgemein zeichnet sich ab, dass zunehmend größere Flugzeuge bei gleichzeitig weniger Starts und Landungen zum Einsatz kommen. Die Entwicklung geht dabei klar in Richtung effizienterer und damit treibstoffsparenden Flugzeugtypen. Darüber hinaus war die Auslastung der Flugzeuge 2022 so hoch wie nie zuvor.
Wirtschaftliche Entwicklung
Im Berichtsjahr konnten im Konzern Umsatzerlöse von 81,5 Millionen Euro erzielt werden. Dies entspricht einer Erhöhung von 91,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Die Zunahme beruht auf dem stark gestiegenen Flugverkehr, von dem auch der sogenannte Non Aviation-Bereich profitierte. So erzielten die flughafeneigenen Shops (z.B. Duty-free) und das Parkgeschäft die höchsten Umsätze in ihrer Geschichte.
Der Konzern schloss das Jahr 2022 mit einem negativen Ergebnis nach Steuern in Höhe von 12,6 Millionen Euro ab. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Ergebnisverbesserung um 2,2 Millionen Euro. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Vorjahresergebnis durch die Ausgleichszahlung für die Aufrechterhaltung des Betriebes während der Pandemie um 13,8 Millionen Euro positiv beeinflusst war. Die deutliche wirtschaftliche Erholung ist an der Verbesserung des operativen Ergebnisses um 19,5 Millionen Euro erkennbar.
Das EBITDA betrug im Jahr 2022 2,4 Millionen Euro und liegt damit 2,7 Millionen Euro über dem Vorjahresniveau. Der Cash-Flow erhöhte sich um 6,2 Millionen Euro auf 1,2 Millionen Euro. Damit konnte der Flughafen seine Betriebskosten wieder vollumfänglich selbst verdienen.
Flughafen als Arbeitgeber
Zum 31. Dezember 2022 wurden im FNG-Konzern insgesamt 1.003 Mitarbeiter beschäftigt (Vorjahr 902), darunter fünf Ausbildungsplätze für kaufmännische und technische Berufe. Vor allem im operativen Bereich wurden zahlreiche Neuneinstellungen vorgenommen. Dr. Hupe: „Durch den rasanten Anstieg des Flugverkehrs wurden unseren Beschäftigten ein besonderes Maß an Engagement und Flexibilität abverlangt. Dafür herzlichen Dank!“
Nachhaltiges Energiemanagement
Der Flughafen hat bereits 2018 seine Stromversorgung auf reinen 100 Prozent Ökostrom umgestellt. Hangardachflächen und das neue Parkhaus P4 sind mit Solarmodulen bestückt sowie Terminal, Parkhäuser und Außenbereiche mit stromsparenden LED-Leuchtmitteln ausgerüstet. Neben einem weiteren Ausbau von Photovoltaik-Anlagen wurde die Wärmeversorgung hinsichtlich des CO2-Ausstoßes verbessert: Der Airport bezieht von einem benachbarten Landwirt umweltfreundliche Fernwärme aus einem Hackschnitzelkraftwerk.
In der Fahrzeugflotte hält die Elektromobilität Einzug: Viele Vorfeldfahrzeuge, Gepäck- und Flugzeugschlepper fahren bereits mit Ökostrom. Wenn ein elektrischer Antrieb derzeit noch nicht möglich oder verfügbar ist, kommt synthetischer Kraftstoff (Gas-to-liquids, GTL) mit deutlich geringeren Schadstoffemissionen zum Einsatz. Mit der aktuellen Entgeltordnung setzt der Flughafen Anreize zum Einsatz von besonders energieeffizienten und deutlich leiseren Flugzeugmustern und neuen, ökologisch nachhaltigen Antriebsformen im Luftverkehr. Dies gilt sowohl für elektrisch betriebene Luftfahrzeuge als auch für alternativen Flugzeugtreibstoff (Sustainable Aviation Fuel).
Ausblick
Während das erste Quartal 2022 noch durch Corona geprägt war, soll das Geschäftsjahr 2023 von einem konstanten Flugangebot sowie stetiger Nachfrage profitieren. Mit erwarteten 3,9 Millionen Fluggästen setzt sich der Wachstumskurs am Airport Nürnberg fort. Dr. Hupe: „Mit insgesamt mehr als 20 Fluggesellschaften, die den Airport regelmäßig anfliegen, und wieder 65 Flugzielen bietet der Sommer echte Chancen zu einem ,new normal‘. Zu den wichtigsten Herausforderungen zählt, dass die Abfertigung für ein entspanntes Abheben wieder stabil funktioniert und dass wir die Konnektivität der Region kontinuierlich verbessern, damit der Flughafen seinen Auftrag zur effizienten Anbindung der Metropolregion an das internationale Luftverkehrsnetz erfüllt.