DLR untersucht Zirren und Kondensstreifen

25.03.2014 RK
DLR_MLCirrus_400x297

Offene Fragen zur Bildung und Klimawirkung von Wolken schränken derzeit die Aussagekraft globaler Klimaprognosen massiv ein. Um die Klimawirkung natürlicher Eiswolken und der vom Luftverkehr erzeugten Kondensstreifen detailliert zu untersuchen, startet da

In den kommenden vier Wochen werden im Rahmen der Mission ML-CIRRUS (Mid-Latitude Cirrus) Eiswolken, sogenannte Zirren, in acht bis 14 Kilometern Höhe über Europa und dem Nordatlantik vermessen. Unter Federführung des Deutschen Zentrums für Luft– und Raumfahrt (DLR) untersucht ein etwa 100-köpfiges Team von Wissenschaftlern verschiedener Atmosphärenforschungsinstitute die Bildung, den Lebenszyklus und die Klimawirkung der Zirren und Kondensstreifen-Zirren. Die Wissenschaftler legen dabei ein besonderes Augenmerk auf die langlebigen Kondensstreifen-Zirren des Luftverkehrs. Inwieweit sich die Eigenschaften dieser künstlichen Wolken von den natürlichen Zirren unterscheiden, ist bislang ungeklärt. “Neue Erkenntnisse zeigen, dass die wärmende Klimawirkung von Kondensstreifen-Zirren möglicherweise stärker ist, als die durch den Kohlendioxidausstoß des Luftverkehrs”, erklärt Kampagnenleiterin Prof. Dr. Christiane Voigt, Wissenschafterin am DLR-Institut für Physik der Atmosphäre und an der Universität Mainz. Lokal gibt es jedoch massive Unterschiede. “Mit HALO werden wir umfassende Messdaten sammeln, um Modellergebnisse besser zu untermauern und bestehende Unsicherheiten zu reduzieren”, so Voigt weiter. Drei Tonnen hochmoderne Messtechnik an Bord Eine innovative Intrumentierung unterstützt die Atmosphärenforscher an Bord von HALO bei ihrer Arbeit. “Seit mehreren Jahren haben wir in Vorbereitung für ML-CIRRUS neue Messmethoden entwickelt, um die Eigenschaften von Zirren und Kondensstreifen sehr genau zu erfassen”, berichtet Dr. Andreas Minikin vom DLR-Institut für Physik der Atmosphäre, der gemeinsam mit Christiane Voigt die Forschungskampagne leitet. “Aktuell fliegt HALO mit einer der modernsten Wolken-Instrumentierungen weltweit: Insgesamt sind das knapp drei Tonnen experimentelle Nutzlast.” Die Ausrüstung des Forschungsflugzeugs umfasst neben dem Lidar, einem Laser-Experiment zur Fernerkundung von Wolken, neun verschiedene Wolkensonden, die direkt unter den Tragflächen montiert sind sowie eine komplexe Aerosol-, Wasserdampf- und Spurengasinstrumentierung in der Kabine. Wie ein wärmender Schal Dünne Zirren und Kondensstreifen können regelmäßig bei klarem Wetter am Himmel beobachtet werden: Sie legen sich wie ein wärmender Schal um die Erde. Wie stark die Erwärmung tatsächlich ausfällt ist Gegenstand der aktuellen Forschung und hängt von vielen Parametern wie der Größe und Anzahl der Eiskristalle in den Wolken, der Höhe der Wolken und ihrer Lebensdauer ab. Außerdem beeinflusst die Form der Eispartikel ihre Strahlungswirkung: “Ein regelrechter Zoo von Säulchen, Plättchen und komplizierter verästelter Eiskristalle erwartet unsere Instrumente”, verrät Voigt. Unter bestimmten Bedingungen können die Eiswolken sogar kühlen. Um diese vielseitigen Klimawirkungen von Zirren und Kondensstreifen besser zu verstehen, benötigen die Wissenschaftler genaue Daten über die Anzahl, Form und Größe der Eiskristalle, die von einem Tausendstel Millimeter bis zu mehreren Millimetern variiert. HALO verfügt daher über verschiedene, komplementäre Messinstrumente. Die gesammelten Wolkeninformationen fügen sich am Ende wie in einem Puzzle zu einem Gesamtbild. Im Anschluss an die Wolkenmessungen mit dem Forschungsflugzeug HALO vergleichen die Wissenschaftler die Ergebnisse mit Messreihen von Fernerkundungsstationen am Boden und überprüfen globale Satellitendaten. Die Messergebnisse dienen als Grundlage für detaillierte Prozessmodelle und somit der Verbesserung globaler Klimavorhersagen. ML-CIRRUS: Gemeinsame Mission vieler Forschungsinstitute Die umfassende Wolken-Messkampagne deutscher Atmosphärenforscher wird unter Federführung des DLR gemeinsam mit den Universitäten in Mainz, Leipzig, Frankfurt, Heidelberg, der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), sowie dem Forschungszentrum Jülich, dem Karlsruher Institut für Technologie, dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig, der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, dem Max-Planck Institut für Chemie und der Eidgenössisch-Technischen Hochschule in Zürich durchgeführt. Die DLR-Einrichtung Flugexperimente ist für den Betrieb des Forschungsflugzeugs HALO, einer umgebauten und stark modifizierten Gulfstream G550, verantwortlich. “HALO ist weltweit eines der modernsten Messflugzeuge in der Atmosphärenforschung”, sagt der Leiter des DLR-Flugbetriebs Oliver Brieger. “Bis 2018 sind mit HALO acht weitere große wissenschaftliche Missionen geplant.” Über HALO Das Forschungsflugzeug HALO ist eine Gemeinschaftsinitiative deutscher Umwelt- und Klimaforschungseinrichtungen. Gefördert wird HALO durch Zuwendungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), der Leibniz-Gemeinschaft, des Freistaates Bayern, des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ, des Forschungszentrums Jülich und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

DLR

Share

Empfohlen

A380_CleanSky_400
Airbus beteiligt sich an Clean Sky 2
News
Airliner

23.05.2014 BGRO

Airbus beteiligt sich an Clean Sky 2

Airbus wird eine führende Rolle in dem Programm Clean Sky 2 (CS2) spielen, das vor kurzem von der EU auf den Weg gebracht wurde. CS2 ist das Folgeprogramm von Clean Sky und das bisher umfassendste Luftfahrtforschungsprogramm in Europa.

Lufthansa Cargo B777F D-ALFG
DB Schenker beliefert Mercedes-Benz mit Biokraftstoff
News
Airliner

13.03.2025 PS

DB Schenker beliefert Mercedes-Benz mit Biokraftstoff

Mercedes-Benz hat die bislang größte Einzelbestellung von Sustainable Aviation Fuel (SAF) aller Kunden von DB Schenker aufgegeben.

Pearl Engine
Pearl Antrieb wird umweltfreundlicher
News
General Aviation

09.04.2025 PS

Pearl Antrieb wird umweltfreundlicher

DLR und Rolls-Royce reduzieren mit einer überarbeiteten Brennkammer die Rußemissionen der neuesten Triebwerksgeneration.

Airbus A350 DLR Testflüge mit SAF Treibstoff
DLR kooperiert mit Diehl Aviation
News
Airliner

10.06.2025 PS

DLR kooperiert mit Diehl Aviation

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geht eine Kooperation mit dem Luftfahrtzulieferer Diehl Aviation ein.

cumulus_200
Wolkenlexikon
Reportagen
Segelflug

25.04.2008 JKLA

Wolkenlexikon

A320Neo_LAN_MC_400
LAN absolviert in Kolumbien Flug mit Biotreibstoff
News
Airliner

27.08.2013 RK

LAN absolviert in Kolumbien Flug mit Biotreibstoff

Die Fluggesellschaft aus Chile hat zum ersten Mal in Kolumbien einen Flug mit Biokraftstoff durchgeführt.

Der Digitale Hangar Bei Dlr
DLR mit digitalem Hangar
News
Airliner

24.04.2025 PS

DLR mit digitalem Hangar

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eröffnet digitalen Hangar, dieser gewährt einen Einblick in die Flugzeuge der Zukunft.

Beruhigungskammer
Wissenschafter des DLR reduzieren mit Druckluft Flugzeuglärm
News
Airliner

02.03.2015 PS

Wissenschafter des DLR reduzieren mit Druckluft Flugzeuglärm

Schaut man frontal auf ein Flugzeugtriebwerk, dominieren die großen Blätter des Hauptrotors. Wird es laut in der Luft, sind sie eine der größten Lärmquellen.

Airbus A350 DLR Testflüge mit SAF Treibstoff
Nachhaltiger Kraftstoff für Flugzeuge
Reportagen
Airliner

08.12.2021 RK

Nachhaltiger Kraftstoff für Flugzeuge

Das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat im Rahmen einer Forschungskampagne festgestellt, dass nachhaltiger Kraftstoff eine Perspektive für Passagierflugzeuge sein kann.

LCY_400x263_1
London City Airport mit bestem Bahnservice
News
Airliner

06.03.2014 RK

London City Airport mit bestem Bahnservice

Der London City Airport ist der am einfachsten per Bahn zu erreichende Londoner Flughafen. Dies geht aus einer Umfrage des Instituts Which? hervor.

Vulkan_Island_220511
DLR erforscht Auswirkungen von Vulkanasche
News
Airliner

03.11.2014 RK

DLR erforscht Auswirkungen von Vulkanasche

Vulkanasche kann im Luftverkehr zu ernstzunehmenden Problemen führen. Im Rahmen des Projekts VolcATS-Vehicle (Volcanic Ash Impact on the Air Transport System) erforschen Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Auswirkungen

Ice on the Wing
DLR arbeitet an neuen Methoden zur Flugzeugenteisung
News
Airliner

26.01.2015 RK

DLR arbeitet an neuen Methoden zur Flugzeugenteisung

Das morgendliche Eiskratzen ist für viele Autofahrer im Winter tägliches Ritual. Auch in der Luftfahrt ist Eis auf der Flugzeughaut lästig, denn vereisende Tragflächen können die Flugfähigkeit einer Maschine beeinträchtigen.

© 2023 Hobby Verlag AG. Alle Rechte vorbehalten.