Latécoére Laté 299

01.11.2014 EK
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Latécoére Laté 299, Land: Frankreich Die französischen Marineflieger forderten Mitte der 1930er Jahre einen neuen Torpedobomber, der in Zukunft die alten Doppeldecker ersetzten sollte. Der Krieg verhinderte die Entwicklung, es wurden lediglich Prototypen gebaut. Spannweite: 15,64 m, Länge: 12,28 m, Geschwindigkeit:345 km/h.

Am 8. März 1937 beschloss das französische Marineministerium ein Programm zur Erneuerung der im Einsatz befindlichen veralteten Marineflugzeuge, die zum überwiegenden Teil Doppeldecker waren. Es wurden drei moderne Typen von Flugzeugen gefordert: ein einmotoriges Wasserflugzeug mit einer Masse bis 3.500 kg, ein zweisitziges leichtes einmotoriges Wasserflugzeug mit einer Masse bis 1.600 kg sowie ein zweimotoriges Flugzeug mit Klappflügeln für den Einsatz vom Flugzeugträger ?Bearn? aus, das die dort bei den Staffeln 7 B-1 und 7 S-1 seit 1933 verwendeten einmotorigen Doppeldecker Levasieur PL-107 ersetzen sollte, da deren Flugleistungen inzwischen absolut nicht mehr den Anforderungen entsprachen, so betrug zum Beispiel die Höchstgeschwindigkeit lediglich 220 km/h und die Steigleistung lag bei 150 m/min. Das geforderte Einsatzspektrum der zukünftigen Maschine war breit gefächert, von der Fernaufklärung zur Beobachtung feindlicher Schiffe und deren Bekämpfung mit Bomben im Horizontal- und im Sturzflug, über das Abwerfen von Lufttorpedos bis zur U-Boot Bekämpfung. Leistungsmäßig war lediglich gefordert, dass die Höchstgeschwindigkeit der Flugzeuge nicht unter 300 km/h liegen durfte. Die Ausführung sollte zweimotorig sein, da man das weitgefächerte Anwendungsprofil einem einmotorigen Flugzeug nicht zutraute, zumal die stärksten französischen Motoren bei einer Leistung von lediglich ca. 500 kW (650 PS) lagen. Die 1917 gegründete Flugzeugfabrik Latécoère verfügte über reiche Erfahrungen, besonders im Bau von Flugbooten und Schwimmerflugzeugen, die der Entwicklung des Trägerflugzeuges zu Gute kommen sollten. Durch die guten Flugleistungen des modernen Schwimmerflugzeuges Laté 298 bestärkt, beschloss man bei ?Forges et Ateliers de Construction Latècoère? in Toulouse für die Ausschreibung des Trägerflugzeuges aus diesem ein bordgestütztes Flugzeug mit Einziehfahrwerk abzuleiten, wobei man die Konstruktion zum großen Teil möglichst unverändert lassen wollte.

Latécoére Laté 299 (Archiv: Eberhard Kranz)

Hauptkonstruktionsmerkmale der Latécoére Laté 299

Die neue Maschine erhielt die Bezeichnung Laté 299 und war ein freitragender Tiefdecker mit Normalleitwerk und einziehbarem Hauptfahrwerk. Das Flugzeug war eine Ganzmetallkonstruktion, lediglich die Ruder waren komplett mit Stoff bespannt. Der Rumpf entsprach dem der Laté 298 und war in Schalenbauweise als Ganzmetallkonstruktion ausgeführt. Lediglich die Kabine hatte man um 0,53 cm verlängert, um die maximal 4 Mann umfassende Besatzung unterbringen zu können. Die Mulde im Unterrumpf zur Unterbringung verschiedener Abwurfwaffen oder eines großen Kraftstoffzusatzbehälters beim Einsatz als Aufklärer wurde beibehalten. Als Triebwerk sah man ebenfalls den wassergekühlten 12 Zylinder-Reihenmotor Hispano Suiza 12 Y-43 mit dem dreiblättrigen Verstellpropeller ?Ratier? vor. Die Startleistung war um 37 kW erhöht worden. Die Tragflächen waren zweiholmige Ganzmetallkonstruktionen mit trapezförmigen Grundriß, der sich zu den Spitzen hin stark verjüngte. Wegen der geplanten Unterbringung auf dem Flugzeugträger ?Bearn? waren die Tragflächen an den Rumpf klappbar. Seiten- und Höhenleitwerk waren freitragende Ganzmetallkonstruktionen, die Ruder waren stoffbespannt. Die einrädrigen Hauptfahrwerksbeine fuhren hydraulisch nach hinten in unter den Tragflächen befindlichen Gondeln ein, wobei im eingezogenen Zustand die Räder um etwa 20 Prozent aus den Gondeln ragten, um bei Bauchladungen einer Beschädigung vom Rumpf und Tragflächen vorzubeugen. Das Spornrad war um 120° schwenkbar, konnte aber nicht eingezogen werden.

Latécoére Laté 299A (Archiv: Eberhard Kranz)

Flugerprobung Latécoére Laté 299

Am 5. Juli 1938 erhielt Latécoére einen Auftrag über den Bau zweier Prototypen, die bis zum 5. Juli 1939 flugfähig übergeben werden mussten. Der Termin konnte nicht gehalten werden, der erste Prototyp 299.01 hatte am 27. Juli 1939 in Cazaux seinen Erstflug. Nach einer kurzen Erprobung kam die Maschine für das weitere Testprogramm zum Marinefliegerstützpunkt Biarritz-Parme. Dort traf auch im Herbst 1939 der zweite Prototyp 299.02 ein, der dann am 8. Oktober 1939 die Flugerprobung aufnahm. Inzwischen war der zweite Weltkrieg mit dem deutschen Angriff auf Polen ausgebrochen und Frankreich befand sich im Krieg mit Deutschland. Für den Flugzeugträger ?Bearn? gab man noch 25 Maschinen in Auftrag, die aber nicht mehr gefertigt wurden, da zwischenzeitlich die Kapitulation Frankreichs erfolgt war.Im Herbst 1940 hatten die Arbeiten an dem zweimotorigen Jagdflugzeug Arsenal VB.10 unter den Konstrukteuren Vernisse und Badie begonnen, wobei die Motoren in Tandemanordnung eingebaut werden sollten. Dazu erhielt die Firma einige Monate später einen offiziellen Auftrag des Luftfahrtministeriums über 30 Flugzeuge. Um Grundsatzversuche durchführen zu können, wurde die Laté 299.01 zu Arsenal gebracht und dort in eine einsitzige Maschine mit zwei in Tandembauweise eingebauten Motoren, die zwei gegenläufige verstellbare Dreiblatt-Metall-Propeller ?Ratier? antrieben, umgebaut. Die Maschine erhielt die Bezeichnung Laté 299A. Die Umbauarbeiten begannen 1942, da die eigentlich vorgesehenen Motoren Hispano Suiza HS 12 Z in absehbarer Zeit nicht zur Verfügung standen, baute man zwei HS 12Y-31 mit einer Startleistung von je 800 PS ein. Inzwischen war ganz Frankreich von der deutschen Wehrmacht besetzt worden. Die Maschine wurde unter deutscher Aufsicht weitergebaut, dies verlief aber äußerst schleppend, so das erst Anfang April 1944 mit der Bodenerprobung begonnen werden konnte. Geflogen ist die Laté 299A nicht. Bei einem Luftangriff wurde sie am 30. April 1944 vernichtet.

Latécoére Laté 299A (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Latécoére Laté 299.01

Verwendung: leichtes bordgestütztes Bomben-, Torpedo- und Aufklärungsflugzeug
Land: Frankreich
Triebwerk: 1 flüssigkeitsgekühlter 12 Zylinder Reihenmotor Hispano Suiza 12Y-43 mit verstellbarem Dreiblatt-Metall-Propeller Ratier
Startleistung: 920 PS (677 kW)
Dauerleistung: 850 PS (626 kW) in 4.000 m
Erstflug: 27. Juli 1939
Besatzung: 3-4 Mann

Spannweite: 15,64 m
Länge:12,28 m
größte Höhe: 4,46 m
Propellerfläche: 7,07 m²
Spurweite: 2,76 m
Flügelfläche: 34,60 m²
V-Form: 3,5°
Streckung: 7,07
Leermasse: 3.170 kg
Startmasse normal: 4.650 kg
Startmasse maximal: 4.990 kg
Tankinhalt: 1.090 Liter
Flächenbelastung: 144,22 kg/m²
Leistungsbelastung: 4,85 kg/PS (6,59 kg/kW)
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 322 km/h
Höchstgeschwindigkeit in 3.000 m: 345 km/h
Marschgeschwindigkeit in 3.000 m: 275 km/h
Landegeschwindigkeit: 120 km/h
Gipfelhöhe: 6.600 m
Steigleistung: 5,8 m/s
Steigzeit auf 1.000 m: 3,0 min
Steigzeit auf 3.000 m: 11,0 min
Reichweite normal: 900 km
Reichweite maximal: 1.100 km mit reduzierter Zuladung
Flugdauer: 4 h

Bewaffnung: zwei 7,5 mm Maschinengewehre Darne mit 550 Schuss starr in den Tragflächen und ein schwenkbares 7,5 mm Maschinengewehr Darne mit 1.000 Schuss in der hinteren Kabine
Bombenlast normal: 700 kg

Text: Eberhard Kranz

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