Junkers K 47

01.11.2014 EK
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Junkers K 47, Land: Deutschland Ende der 1920er Jahre entwickelte Junkers mit der K 47 ein modernes Jagdflugzeug, das der Zeit weit voraus war. Er konnte sich am Markt jedoch nicht durchsetzen, da zu dieser Zeit weiterhin Doppeldecker gefordert wurden. Spannweite: 12,40 m, Länge: 8,55 m, Geschwindigkeit: 290 km/h.

Im Sommer 1927 begann man bei Junkers aus Eigeninitiative mit der Entwicklung eines modernen zweisitzigen Jagdflugzeuges. Da der Bau von Militärflugzeugen in Deutschland immer noch verboten ist, entsteht nach außen hin in Dessau ein ziviles Hochleistungsflugzeug, das als A 48 oder J 48 bezeichnet wird. Die militärische Ausrüstung soll erst im schwedischen Junkerswerk AB Flygindustri in Limhamn eingebaut werden und aus der A 48 die K 47 machen. Die Entwicklung lag in den Händen von Dipl.-Ing. Karl Plauth, dem persönlichen Assistenten von Professor Junkers. Karl Plauths Grundidee war, Bewaffnung und Motor in den Mittelpunkt seiner Konstruktion zu stellen und quasi um sie herum eine maßgeschneiderte Zelle zu entwickeln. Junkers war anfänglich gegen die Entwicklung dieses Flugzeuges, ließ es aber dann doch entwickeln, wobei die gesamten Entwicklungs- und Erprobungskosten vom Werk getragen wurden. Am Ende werden es etwa 50.000 Konstrukteursstunden und 8.000 Stunden für den Bau des Prototypen sein, für die damalige Zeit ein enormer Aufwand. Der Entwicklungsleiter Karl Plauths stürzte am 2. November 1927 ab, er verlor beim Versuch mit der K 32, einem dreisitzigen Aufklärer, einen Aussenloop zu fliegen, sein Leben. Dipl.-Ing. Hermann Pohlmann musste nach ihm das Projekt übernehmen. Die Jagd- und Aufklärungsflugzeuge Mitte der zwanziger Jahre sind Doppeldecker, die ein- oder zweisitzig sind, der Beobachter saß meist in einem Verschlag und war dem Luftstrom fast ungeschützt ausgesetzt. Für Pohlmann und seine Konstrukteure war klar, das Flugzeug muß ein Eindecker in bester Junkers Tradition sein. Pohlmann bevorzugt die zweisitzige Ausführung, weil eine damit ausgerüstete Einheit ihren Angriff fortsetzen kann, auch wenn sie von hinten angegriffen wird, da alle Schützen sich auf die Angreifer konzentrieren können, während die Piloten die eigene Aktion durchführen können.

Junkers K 47 (Archiv: Eberhard Kranz)

Forderungen an den Entwurf der Junkers K 47

? Die Geschwindigkeit des zweisitzigen Jägers in 5.000 m Höhe muß mindestens der eines einsitzigen entsprechen.
? Abstriche sind höchstens in der Steigleistung zu machen.
? Der Pilot muß über beste Sichtverhältnisse verfügen.
? Der hinten sitzende Schütze muß ein großes Sichtfeld nach Hinten, Oben und Unten haben und in der Lage sein, in jedem Flugzustand, auch bei Steigung und Kurvenflug, sicher zu schießen.
? Dem entsprechend muß das Flugzeug über gute Flugeigenschaften und eine hohe Bausicherheit verfügen.
? Die Besatzung muß weitestgehend gegen gegnerischen Beschuß geschützt sein

Junkers K 47 (Archiv: Eberhard Kranz)

Hauptkonstruktionsmerkmale der Junkers K 47

Um diese Forderungen erfüllen zu können, entwickelt Pohlmann einen Ganzmetall -Tiefdecker mit aerodynamisch geformtem Rumpf, festem Heckspornfahrwerk und einem freitragenden Leitwerk mit zwei Endscheiben als Seitenleitwerk. Als Antrieb wählt er starke ausländische luftgekühlte Motoren mit Vorverdichtung. Wichtig ist ihm auch deren relativ geringes Gewicht. Der Rumpf ist eine Schalenkonstruktion in Ganzmetallkonstruktion mit ovalem Querschnitt und Glattblechbeplankung. Der Motor wird ebenfalls aerodynamisch günstig eingebaut. Die Zylinder sind verkleidet, nur die Zylinderköpfe ragen aus der Kontur heraus. Der Pilotensitz wird durch die Verwendung eines Sternmotors nach vorn gerückt, was sich positiv auf die Sicht auswirkt. Die beiden Maschinengewehre sind ebenfalls in der Rumpfkontur integriert, die Bedienhebel liegen aber direkt in der Pilotenkabine im Handbereich des Piloten. Der Schütze wird in einer neuartigen Wiegenlafette, einem wiegenartig aufgehängtem Sitz untergebracht. Der Schütze sitzt mit dem Rücken zum Piloten. Sein Gewicht wird durch das Gewicht des Maschinengewehrs, das fest mit dem Lafettensitz verbunden ist, ausgeglichen. Das Schussfeld beträgt je 18 Grad nach beiden Seiten durch die Seitenflossen begrenzt und 97 Grad in vertikaler Richtung. Der Tragflügel hat eine geringe Spannweite und wird im unteren Rumpfbereich angebaut, mehr als Tiefdecker. Für die geplanten hohen Geschwindigkeiten erhält ein Junkers Schnellflugprofil. Um die bestmögliche Bausicherheit zu ermitteln, werden zwei unterschiedliche Tragflügel gebaut. Ein Flügel wird in der bewährten aufgelösten Junkers Metallbauweise mit einem Fachwerk aus Rohrholmen, Streben und Blechprofilen gebaut und mit Wellblech beplankt, der andere Tragflügel besteht aus einer Holkonstruktion und ist auf der Oberseite mit Glattblech und auf der Unterseite zu zwei Dritteln mit Wellblech verkleidet. Der Junkersflügel gewährleistet eine zwölffache Bruchsicherheit, während der zweite Flügel deutlich weniger erlaubt. Die Tragflächen werden mit zwei Stahlseilen nach oben und nach unten zum Rumpf hin verspannt. Die Wellblechhaut des Flügels nimmt die Torsionskräfte auf, abwerfbare Kraftstofftanks und ein integrierter Stützbock erhöhen die Sicherheit. Das freitragende, einteilige Höhenruder ist ebenfalls mit Wellblech verkleidet und liegt auf dem Rumpf auf und verfügt über einen Innenausgleich und doppelte Ruderhebel. Die Höhenflosse ist im Flug vom Piloten zu verstellen. Die beiden Seitenruder, ebenfalls mit Wellblech verkleidet, verfügen über einen aerodynamischen Ausgleich. Die langen, schmalen Querruder verfügen über einen Gewichtsausgleich und garantieren eine gute Wendigkeit. Das robuste Fahrwerk mit durchgehender Achse hat eine Öldämpfung und besteht aus aerodynamisch geformten Rohren. Die Haupträder sind hydraulisch bremsbar, das Heck liegt auf einem gefederten Schleifsporn aus Stahl.

Junkers K 47 (Archiv: Eberhard Kranz)

Erprobung und Einsatz des Junkers K 47

Anfang September 1929 ist der Prototyp der K 47 mit der Werknummer 3365 und der zivilen Zulassung D-2012 als A 48 dy in Dessau fertig gestellt. Am 15. September 1929 findet der Erstflug mit Flugkapitän Wilhelm Neuenhofen statt, später kommt Dipl.-Ing. Hoppe hinzu. Die Maschine erreicht hervorragende Steigleistungen und eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h bei guten Flugeigenschaften. Mit einem versuchsweise angebauten Bristol Mercury IVS2 mit 540 PS erreicht das Flugzeug sogar 324 km/h. Während der Flugerprobung kommt es zu verschiedenen Änderungen, so fallen die Spannseile weg und werden durch Strebe ersetzt. Versuchsweise baut man ein einfaches Seitenleitwerk an, belässt es aber dann bei der zweiteiligen Ausführung. Die Maschine wird nach Schweden überführt und erhält dort bei AFI die militärische Ausrüstung, die aus drei 8,0 mm Maschinengewehren m/22 und einem Funkgerät bestand. Die Maschine, die dem neuesten Stand der Technik entspricht, soll nun auch kommerziell ein Erfolg für Junkers werden. Sie wird in Schweden zahlreichen Delegationen aus Kolumbien, Frankreich, Litauen, Japan, Norwegen, Belgien, China, der Sowjetunion und Dänemark gezeigt und eine zweite K 47 wird den Militärs auf verschiedenen schwedischen Flugplätzen im Flug vorgeführt. Die erste K 47 besucht die Olympia Ausstellung 1930 in London, wird in Riga, Warschau, Kopenhagen, Reval und weiteren Städten vorgeführt und nimmt schließlich im August 1930 an einem Jagdflugzeug-Wettbewerb in Bukarest teil. Im Juni 1930 kauft die Reichswehr die A 48 dy um sie in Lipezk gründlich zu testen. Obwohl die Testergebnisse sehr gut ausfallen und die Maschine von den Piloten in den höchsten Tönen gelobt wird, lehnt die Reichswehr eine Beschaffung ab. Die Maschine ist einfach zu modern, ein Jagdflugzeug hat nach damaliger Auffassung ein Doppeldecker zu sein. Insgesamt werden nach Aussage von Junkers Chefkonstrukteur Ernst Zindel etwa 30 Maschinen gebaut, davon 12 Stück für China und zwei Exemplare für die Sowjetunion. 1930/31 werden in Schweden mit Hilfe der Firmen Bofors und Askania Sturzflugbremsen, eine Sturzflugabfangautomatik, sowie ein Sturzbombervisier entwickelt und scharfe Bombenabwürfe im Sturzflug durchgeführt. Damit stellt die K 47 eine Ausgangsbasis zur Entwicklung des Sturzkampfflugzeuges Ju 87 dar, das ebenfalls von Hermann Pohlmann und seiner Mannschaft in Dessau entwickelt worden ist.

Junkers K 47 (Archiv: Eberhard Kranz)

Junkers K 47 Versionen

K 47 b Bristol Jupiter VII: 440 PS (323 kW)
K 47 ba BMW Hornet : 600 PS (441 kW)
K 47 bo Pratt & Whitney Wasp: 450 PS (330 kW)
K 47 cae Armstrong Siddeley Jaguar Major: 570 PS (419 kW)
K 47 ce Armstrong Siddeley Jaguar (S): 460 PS (338 kW)
K 47 cu Armstrong Siddeley Major S: 500 PS (368 kW)
K 47 di Bristol Jupiter VI: 485 PS (356 kW)
K 47 di Bristol Jupiter VI (hochverdichtet): 600 PS (441 kW)
K 47 dy Siemens Sh 20: 540 PS (397 kW)
Junkers K 47 (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Junkers K 47

Land: Deutschland
Verwendung: Jagdflugzeug
Triebwerk: ein luftgekühlter 9-Zylinder-Sternmotor Bristol Jupiter mit festem Zweiblatt-Holzpropeller Junkers
Startleistung: 485 PS (356 kW)
Dauerleistung: 400 PS (295 kW) in 3.500 m
Besatzung: 2 Mann
Erstflug: 15. September 1929

Spannweite: 12,40 m
Länge: 8,55 m
größte Höhe: 2,80 m
Spannweite Höhenflosse: 3,18 m
Propellerdurchmesser: 2,70 m
Propellerfläche: 5,73 m²
Spurweite: 2,00 m
Flügelfläche: 22,80 m²
V-Form :
Pfeilung der Tragflächenvorderkante:
Streckung: 6,65
Wurzeltiefe Tragfläche: 2,05 m
Leermasse: 1.035 kg
Startmasse normal: 1.635 kg
Startmasse maximal: 1. 725 kg
Tankinhalt: 320 Liter
Schmierstofftank: 30 Liter
Flächenbelastung: 75,66 kg/m²
Leistungsbelastung: 3,56 kg/PS (4,84 kg/kW)
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 276 km/h
Höchstgeschwindigkeit in 3.500 m: 290 km/h
Reisegeschwindigkeit in 3.300 m: 245 km/h
Minimalgeschwindigkeit: 135 km/h
Landegeschwindigkeit: 105 km/h
Startrollstrecke: 150 m
Landestrecke: 270 m
Gipfelhöhe: 8.500 m
Steigleistung: 7,6 m/s
Steigzeit auf 1.000 m: 2,2 min
Steigzeit auf 2.000 m: 4,3 min
Steigzeit auf 3.000 m: 6,3 min
Reichweite normal: 480 km
Reichweite maximal: 540 km
Flugdauer: 2,0 h

Bewaffnung: zwei 8,0 mm Maschinengewehre m/22 starr im vorderen Rumpfoberteil mit je 1.000 Schuß ein schwenkbares 8,0 mm Maschinengewehr m/22 in Wiegelafette mit 400 Schuß

Text: Eberhard Kranz

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