Focke Wulf Fw 190 G

01.11.2014 EK
fw190g_200

Focke Wulf Fw 190 G, Land: Deutschland Mit der Focke Wulf Fw 190 G wollte man einen taktischen Bomber entwickeln, mit dem man der englischen Industrie empfindliche Verluste zuführen konnte, ohne große Bomber zu entsenden. Die G Version wurde zum klassischen Schlachtflugzeug. Spannweite: 10,51 m, Länge: 8,95 m, Geschwindigkeit: 655 km/h.

Entwicklungsgeschichte

Nach dem Scheitern der Luftschlacht um England, was praktisch zur Einstellung der Angriffe deutscher Bomberkräfte gegen England führte, war man auf deutscher Seite gezwungen, sich nach Alternativlösungen umzusehen, um wenigstens mit Nadelstichen seine Präsenz zu zeigen. So entstand die Idee, Jagdflugzeuge als Bombenträger einzusetzen, das hatte viele Vorteile, die Maschinen waren schnell und nach dem Abwerfen der Bombe konnten sie als normale Jäger den Heimflug antreten. Bei ersten Versuchen mit der Fw 190 A-0/U4, Werknummer 0022, stellte sich heraus, dass die Maschine bis zu einer 500 kg Bombe alle gängigen Bombengrößen als Außenlast befördern konnte und nach einigen kleineren konstruktiven Änderungen sogar bis zu einer 1.000 kg Bombe. Problematisch war die geringe Reichweite, die sich durch die Erhöhung des Luftwiderstandes durch die unter der Maschine hängenden Bombe zusätzlich verringerte. Hier mußte schnell gehandelt werden. Am 12.November 1942 wurde in Bremen bei einem Treffen, an dem Oberst Adolf Galland, Professor Kurt Tank, Oberstleutnant Petersen vom Technischen Amt und die Fliegerstabsingenieure Böttcher und Beauvais von der Erprobungsstelle Rechlin teilnahmen, die Forderungen an einem Jaborei (Jagdbomber mit gesteigerter Reichweite) festgelegt. Gleichzeitig sollte diese neue Version der Fw 190 auch als Schlächter (Schlachtflugzeug) eingesetzt werden können.

Folgende Änderungen zur laufenden A-Serie wurden festgelegt:

- Ausrüstung mit drei ETC 501 Bombenträgern, um wahlweise auch Zusatztanks mitnehmen zu können
- Die beiden auf dem Motor montierten MG 17 entfallen, es bleiben als Bewaffnung nur die beiden MG 151 in den Flügelwurzeln
- Die Anschlüsse des ETC 501 werden so verstärkt, daß eine 1.000 kg bombe mitgenommen werden kann
- Es müssen auch kleinkalibrige Minenbomben wie die SC50 und SC70 in entsprechender Anzahl mitgeführt werden können
- Als zusätzliche Ausrüstung müssen Variometer, Wendehorizont, FuG 16Z, Kuto-Nase sowie Kurssteuerung eingebaut werden
- Die momentane Panzerung von 480 kg ist durch Wegfall der Seitenpanzerung zu reduzieren
- Als Triebwerk ist der BMW 801 D-2 mit 1.770 PS Startleistung zu verwenden

Auslieferung an die Verbände

Bereits ab September 1942 konnten die ersten provisorischen Schlachtflugzeuge als Fw 190 A-4/U3, wenn auch in geringer Stückzahl, an die Verbände geliefert werden, während die Mustermaschine des Jaborei mit zwei abwerfbaren Zusatztanks unter den Tragflächen erst im Dezember 1942 fertiggestellt werden konnte. Dessen stark eingeschränkten Möglichkeiten zeigten sich schon auf den Entwicklungsbesprechungen deutlich, trotzdem wurde am 18. April 1943 bei einer Amtchefbesprechung ein Wiederauflebung des Luftkriegs gegen England besprochen, wobei neben der Ju 88, der Ju 188, der Me 410 die Fw 190 einen entscheidenden Anteil an den geplanten Angriffen haben sollen. Deshalb wurden neue Forderungen an das Flugzeug gestellt, wie die Unterbringung von zusätzlichem Kraftstoff, möglichst 200 Liter, die Mitnahme einer 1.000 kg Sprengbombe SC 1000, die ein eingekürztes Leitwerk oder einen Bremsschirm erhalten sollte, verstärkte Verwendung von mit Trialen gefüllten Bomben und Ausrüstung der Maschine für den Nachteinsatz. Als zusätzliche Bewaffnung wurde der Einbau von zwei Maschinengewehren Mg 131 als starre Rückwärtsbewaffnung mit Rückblickperiskop für den Piloten gefordert. Da dies aber platzmäßig nicht zu verwirklichen war, baute man zwei Waffengondeln mit je einem nach hinten feuernden MG 131 mit 150 Schuß unter die Tragflächen. Bei der Erprobung in der Erprobungsstelle Tarnewitz stellte man fest, dass dadurch die Geschwindigkeit um 15-20 km/h absank, so dass schließlich auf die Rückwärtsbewaffnung ganz verzichtet wurde. Das Fahrwerk und die Bereifung der Fw 190 A war konstruktiv für eine Startmasse von 3.900 kg ausgelegt, der Jaborei kam auf 4.900 kg, was die Reifen nicht mehr aushielten, deshalb war die Verwendung spezielle Jabo-Reifen, die aus 50% Naturgummi bestanden, während die normalen Reifen nur noch 5% Naturgummi enthielten, notwendig. Nach der ausgiebigen Truppenerprobung begann im Sommer 1943 die Fertigung der Jagdbomberversion mit der Bezeichnung Fw 190 G in bescheidenen Stückzahlen. Das neu aufgestellte Schnellkampfgeschwader SKG 10 verfügte so bis in den Herbst 19343 nur über eine einzige Gruppe (I/SKG 10), die vom Einsatzplatz Poix in Nordfrankreich aus gegen England zum Einsatz kommen sollte. Am 25.Dezember 1943 verfügte diese Gruppe über ganze 22 Maschinen Fw 190 G-1, von denen 16 einsatzbereit waren. Mit zunehmender Wucht der alliierten Luftangriffe kam es zu starken Ausfällen bei den Zulieferern, so fehlten Schmiedeteile und besonders BMW 801 Triebwerke, so dass am 15. Februar 1944 der Lieferrückstand bereits 754 Maschinen betrug. Wegen der angespannten Luftkriegslage wurden die meisten Fw 190 für die Verbände der Reichsverteidigung als Jäger gefertigt, Jagdbomber und Schlachtflugzeuge liefen nur in kleiner Serie.

Einsatz der Focke Wulf Fw 190 G

Das Schnellkampfgeschwader SKG 10, das am 1. Februar 1943 als künftiges Anti-Invasionsgeschwader zusammen mit Schlachtgeschwader SG 2 aufgestellt wurde, blieb auch der einzige Verband, der mit Fw 190 G Angriffe gegen Ziele in Südengland flog, wobei die Verluste an Material und vor allem an fliegendem Personal beträchtlich waren. Die erste Gruppe operierte von Poix aus, während die zweite Gruppe in Caen-Carpiquet aufgestellt wurde. Das fliegende Personal bestand aus einigen A/B Lehrern und in der Masse aus jungem Fliegernachwuchs aus den Schulen. Beide Gruppen waren dem ?Angriffsführer England? unterstellt.
Die dritte Gruppe sollte aus der III/ZG2 gebildet werden, die bis Mai 1943 in Nordafrika kämpfte. Die vierte Gruppe schließlich kam von den Jabo-Staffeln 10/JG2 und 10/JG 26. Ihren ersten Einsatz flog I/SKG 10 am 7. März 1943 gegen Ziele in Südengland. Ende März wurden dann fliegenden Teile der I/SKG 10 und der in der Aufstellung befindlichen II/ SKG 10 und III/SKG 10 in Amsterdam-Schiphol zusammengezogen. Die Angriffsziele waren Great-Yarmoth, Hastings, Margate, Folkstone, Lowsoft und London. Im Juni 1943 wurden der Geschwaderstab, sowie die zweite und vierte Gruppe nach Süditalien verlegt, wo sie von den Einsatzplätzen Aquino, Gerbini, Crotone und Tivoli aus operierten. Die erste Gruppe war in Frankreich geblieben und flog bei Nacht und Schlechtwetter weiter Angriffe gegen Südengland. Nach der Invasion wurde sie auch für Tag- und Nachtjagd, Schlachtflugzeugeinsätze und zur Aufklärung eingesetzt. Im Winter 1944/45 wurde dann das Geschwader aufgelöst und stellte danach die Masse der Nachtschlachtgruppe 10, die in den schweren Abwehrkämpfen an der Oderfront und bei den Kämpfen um Berlin teilnahm.

Versionen der Focke Wulf Fw 190 G

Fw 190 G-1

Jagdbomber mit vergrößerter Reichweite, als Jaborei bezeichnet. Die Maschinen waren der Fw 190 A-5/U8 ähnlich, hatten zwei 200 Liter Zusatzbehälter unter den Tragflächen an Trägern, die von Weserflug entwickelt worden waren. Die Bewaffnung war auf zwei 20 mm Maschinenkanonen MG 151/20 in den Flügelwurzeln mit je 250 Schuß reduziert. Unter dem Rumpf befand sich ein ETC 501 zur Aufnahme der Bombe. Von Ende 1942 bis April 1943 wurden insgesamt 48 Maschinen gebaut.

Fw 190 G-2

Die Fw 190 G-2 war die Großserienausführung als Jaborei. Von April 1943 bis Ende März 1944 wurde sie in 601 Exemplaren gebaut. Die Maschine entsprach weitestgehend der G-1, lediglich wurden die Weserflug-träger gegen welche aus der Messerschmitt-Produktion ersetzt. Die Unterversion als Nacht-Jagdbomber Fw 190 G-2N mit spezieller Nachtflugausrüstung (Pintsch-Scheinwerfer), Blendschutz und Flammenvernichtern wurde nur in wenigen Exemplaren (weniger als 40 Maschinen) gefertigt und kam vorwiegend beim SKG 10 zum Einsatz.

Fw 190 G-3

Entsprach weitgehend der G-2 erhielt aber verkleidete Flügel-ETCs und C-3 Einspritzung, statt der MW 50. Die Maschinen konnten mit einer 1.000 kg Splitterbombe SC 1000 beladen werden. Es wurden von Juni 1943 bis Ende 1943 insgesamt 150 Maschinen bei Focke Wulf gefertigt. Sonderausführungen waren die G-3/R5 als Schlachtflugzeug, mit vier ETC 50 unter den Tragflächen und die G-3N, die weitestgehend der G-2N entsprach. Als Änderungssätze wurden Satz 116 (Flammvernichter) und 128 (Pintsch-Scheinwerfer) verwendet.

Fw 190 G-4

Die Fw 190 G-4 entsprach der G-3, und war durch den Einbau zusätzlicher Tropenausrüstung für den Einsatz in Nordafrika, Sizilien und Süditalien vorgesehen. Von dieser Version wurden nur acht Erprobungsflugzeuge gebaut.

Fw 190 G-8

Die Fw 190 G-8 war ein Jaborei mit geändertem Rumpfaufbau, um den Einbau eines 115 Liter Zusatztank für die GM-1 zu ermöglichen. Dazu wurde das FuG 16Z-Y und der Bombenträger ETC 501 unter dem Rumpf um 20 cm vorverlegt. Zwischen November 1943 und März 1944 in 36 Exemplaren gebaut. davon wurden mindestens fünf Maschinen zur G-8/R5 umgebaut, indem sie vier ETC 50 Bombenträger unter den Tragflächen für den Einsatz als Schlachtflugzeug erhielten. Die geplanten Ausführungen G-5, G-6, G-9 und G-10, die als Antrieb den BMW 801 F mit 2.000 PS Startleistung erhalten sollten, wurden nicht verwirklicht. Insgesamt wurden von der Fw 190 G zwischen Ende 1942 und Ende 1944 etwa 900 Exemplare gebaut.

Focke Wulf Fw 190 G3 (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Fw 190 G-8

Land: Deutschland
Verwendung: Jagdbomber mit gesteigerter Reichweite (Jaborei)
Triebwerk: 1 x luftgekühlter 14 Zylinder Doppelstern-Motor Jumo BMW 801 D-2 mit Dreiblatt-Metall-Verstellpropeller VDM
Startleistung: 1.770 PS (1.321 kW)
Dauerleistung: 1.490 PS (1.112 kW) in 5.000 m
Baujahr: 1944
Besatzung: 1 Mann

Spannweite Höhenflosse: 3,65 m
Länge: 8,95 m
größte Höhe: 3,95 m
Propellerdurchmesser: 3,50 m
Propellerfläche: 9,62 m²
Spurweite: 3,52 m
Flügelfläche: 18,30 m²
Flügelstreckung: 6,04
V-Form: 4,25°
Leermasse: 2.720 kg
Startmasse normal: 4.025 kg
Startmasse maximal: 5.010 kg
Nutzlast gesamt: 1.495 kg
Kraftstoff: 640 Liter plus 300 Liter Zusatzbehälter plus 115 Liter für GM-1
Schmierstoff: 49 Liter
Flächenbelastung: 273,80 kg/m²
Leistungsbelastung: 2,83 kg/PS (3,79 kg/kW)
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 550 km/h
Höchstgeschwindigkeit in 6.300 m: 655 km/h
Marschgeschwindigkeit in 4.500 m: 530 km/h
Startgeschwindigkeit: 190 km/h
Landegeschwindigkeit: 185 km/h
Gipfelhöhe: 10.750 m
Steigleistung: 15,2 m/s
Steigzeit auf 1000 m: 1,2 min
Steigzeit auf 3000 m: 5,0 min
Steigzeit auf 10.000 m: 20,5 min
Reichweite normal: 755 km
Reichweite maximal, 300 l Zusatztank: 1.600 km
Startstrecke: 370 m
Landestrecke: 425 m
Flugdauer: 1,6 h normal
Flugdauer: 6 h mit Zusatzbehälter
Kraftstoffverbrauch 2.300 U/min: 550 Liter/h in 5.000 m

Bewaffnung: zwei 20 mm Maschinenkanonen MG 151/20E mit je 250 Schuss in den Flügelwurzeln
Bombenlast: eine 1.000 kg Bombe SC 1000

Text und Technische Daten: Eberhard Kranz

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