Bolchovitinov DB-A
Bolchovitinov DB-A, Land: Russland Die Maschine war als grosser Bomber gedacht schaffte es jedoch nie zur Spitzenklasse und blieb bei einer Kleinserie, auch als Transporter konnte sich die Maschine im Krieg nicht bewähren. Spannweite: 39,50 m, Länge: 24,40 m, Geschwindigkeit: 305 km/h.
Die im Einsatz befindlichen schweren Bomber TB-3, die zwischen 1932 bis 1934 in großer Stückzahl (mindestens 800 Exemplare) gefertigt wurden, waren bereits bei ihrer Einführung von ihren Leistungen her veraltet, deshalb erhielt die Moskauer Shukovsky-Militärakademie der Luftstreitkräfte unter Professor V. F. Bolchovitinov bereits Ende 1934 den Auftrag, ein modernes schweres Bombenflugzeug zu entwickeln, dabei sich aber stark an der Konstruktion der TB-3 zu orientieren. So entschied man sich, den Grundaufbau der TB-3 und deren Abmessungen beizubehalten, aber im Prinzip entstand trotzdem ein neues Flugzeug, das die Bezeichnung DB-A, Dalny Bombardirowschtschik Akademia, zu Deutsch Fernbomber Akademie, erhielt. Die Konstruktionsleitung übernahm V.F. Bolchovitinov während M.M. Shishmarev die eigentliche Konstruktion durchführte.
Konstruktionsmerkmale Bolchovitinov DB-A
Die Maschine war als freitragender, viermotoriger Schulterdecker in Ganzmetallbauweise mit einziehbarem Heckradfahrwerk und Normalleitwerk ausgelegt. Der Rumpf mit rechteckigem Querschnitt wurde zum ersten Mal in der Sowjetunion in Halbschalenbauweise ausgeführt und die Beplankung bestand aus Glattblech, im Gegensatz zur TB-3, die mit Wellblechen verkleidet war. Der Rumpfbug war als Platz für den Navigator/Bombenschützen großzügig verglast, die Pilotenkabine war geschlossen und der Waffenstand auf dem Rumpfrücken in die Rumpfkontur integriert. All diese Änderungen waren für den sowjetischen Großflugzeugbau, der ja bekanntlich auf den Erfahrungen des Baus von Junkers-Flugzeugen basierte, Neuland. Bolchovitinov und die 20 Ingenieure und Dozenten seiner Mannschaft, die von der Militär-Luftfahrtakademie N.J. Shukovsky in Moskau stammten, änderten die Grundkonzeption der TB-3 nicht, aber durch ihre Verbesserungen gelang es, die Leistungen des schweren Bombenflugzeuges deutlich zu steigern. Durch die Halbschalenbauweise konnte das nutzbare Volumen des Rumpfes, bei gleichen Abmessungen wie bei der TB-3, deutlich vergrößert werden, was den Einbau eines über sechs Meter langen Bombenschachts ermöglichte. Die Tragflächen waren zweiholmige Ganzmetallkonstruktionen mit trapezförmigen Aufriss und halbrunden Flügelendkappen. Die Holme gingen durch den Rumpf hindurch und bildeten eine torsionsfeste Einheit. Die Ruder waren ebenfalls Ganzmetallkonstruktionen, die allerdings mit Stoff bespannt waren.
Charakteristisch für die DB-A waren die großen hosenbeinartigen Verkleidungen des Einziehfahrwerks unter den inneren Triebwerksgondeln, die nötig waren, da das Fahrwerk nur nach oben und unten bewegt werden konnte. Die Hauptfahrwerksräder hatten einen Durchmesser von 2 m und waren die größten bisher in der Sowjetunion verwendeten Flugzeugräder. Als Motoren verwendete man die wassergekühlten stehenden 12 Zylinder Reihenmotoren Mikulin AM-34 FRN, die gegenüber den in der TB-3 verwendeten M-17 (Lizenzbau des BMW VI) etwa 170 PS mehr Startleistung brachten. Zusätzlich zu den stärkeren Motoren erhielt die DB-A verstellbare Dreiblatt-Metallpropeller.
Flugerprobung und Rekorde der Bolchovitinov DB-A
Der Erstflug des Prototyps fand am 2. Mai 1935 statt. Die Piloten waren dabei N.G. Kastanajev und J.N. Lipkin. Einige kleinere dabei festgestellte Mängel führten zu einigen kleinen Änderungen, wie einer Vergrößerung der Seitenruders und der Trimmung. Die weitere Flugerprobung verlief dann erfolgreich. Der zweite Prototyp auch DB-2A bezeichnet, flog im März 1936 zum ersten Male. Er hatte eine höhere Startmasse. Beide Maschinen wurden für Weltrekordversuche verwendet, so erflog man 1937/38 mehrere Weltrekorde, z.B. erreichte man am 14. Mai 1937 mit 5.000 kg Zuladung über 2.002,6 km eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 280,246 km/h oder beförderte am 20. November 1936 eine Nutzlast von 10.000 kg auf 7.032 m und später 13.000 kg auf 4.535 m. Nach der staatlichen Abnahme erteilte man einen Auftrag über eine Kleinserie von 20 Exemplaren, von denen zwölf produziert wurden, ehe man sich für die ANT-42 (TB-7), später als Pe-8 bezeichnet, als strategischen Fernbomber entschied.
Einsatz der Bolchovitinov DB-A
Im Mai 1937 bat der Polarflieger Sigismund A. Levanevsky anlässlich eines Treffens der sowjetischen Polarforscher Stalin, mit der DB-A einen Fernflug über den Nordpol nach den USA durchführen zu dürfen. Stalin sah die Möglichkeit, der staunenden Weltöffentlichkeit die Überlegenheit seines sozialistischen Flugzeugbaus vorzuführen und war natürlich einverstanden und ignorierte Einwände von Fachleuten, wie Tupolev und Archangelsky, die darauf hinwiesen, daß die Maschine noch nicht ausreichend erprobt sei. Am 12. August 1937 startete die auffällig gespritzte Maschine, der Rumpf war blau und die Tragflächen signalrot gehalten, vom Flugplatz Schtscholkovo bei Moskau. Nach 19 Stunden und 27 Minuten, nachdem die Besatzung unter ungünstigen Wetterverhältnissen bereits den Nordpol überflogen hatte, meldete Levanevsky den Ausfall des rechten Außenmotors. Kurze Zeit später brach der Funkkontakt ab. Trotz der umfangreichen Suche durch amerikanische und sowjetische Flugzeuge konnte keine Spur von Flugzeug oder der Besatzung gefunden werden. Im Mai 1938 wurde dann die Suche eingestellt, nachdem man etwa 58.000 km² abgesucht hatte. Die Besatzung gilt seitdem als vermisst. Die letzte der zwölf gefertigten DB-A wurde erst im Sommer 1940 fertiggestellt und an die Rote Luftflotte übergeben. Inzwischen waren die Maschinen als Kampfflugzeuge bereits technisch überholt und so versuchte man sie als Transporter zu verwenden. Zu diesem Zweck erhielten sie auf der rechten Rumpfseite eine große Ladeluke, die in den Bombenschacht führte.
Auch wollte man die Maschinen zum Truppentransport verwenden, ob es zu praktischen versuchen kam, ist nicht nachgewiesen. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Sowjetunion am 22.Juni 1941 wurden die Maschinen, von denen zu diesem Zeitpunkt noch neun vorhanden waren, in einer Sonderstaffel zusammengezogen, die strategische Luftangriffe auf Berlin und Königsberg fliegen sollte, die aber tatsächlich nie durchgeführt wurden. Über das weitere Schicksal der DB-A Bomber gibt es keine gesicherten Aussagen, Mehrere Maschinen wurden beim Vormarsch der deutschen Truppen von ihren Besatzungen gesprengt, andere konnten zurückweichen und kamen bis 1943-44 als Transporter bei der Versorgung von Partisanenverbänden zum Einsatz.
Technische Daten: Bolchovitinov DB-A
Land: Russland
Verwendung: Schweres Bombenflugzeug
Triebwerk: vier wassergekühlte stehende 12-Zylinder-Reihenmotoren Mikulin M-34 FRN mit verstellbaren Dreiblatt-Metall-Propellern
Startleistung: je 970 PS (715 kW)
Dauerleistung: je 850 PS (626 kW) in 4.000 m
Besatzung: 8 Mann
Erstflug: 2. Mai 1935
Spannweite: | 39,50 m |
Spannweite Höhenflosse: | 7,85 m |
Länge: | 24,40 m |
größte Höhe: | 8,50 m |
Propellerdurchmesser: | 3.90 m |
Propellerfläche: | 11,94 m² |
Spurweite: | 7,58 m |
Flügelfläche: | 234,5 m² |
V-Form: | Außenflügel +4,5° |
Streckung: | 6,65 |
Durchmesser Haupträder: | 2,00 m |
Leermasse: | 15.400 kg |
Startmasse normal: | 21.900 kg |
Startmasse maximal: | 23.000 kg |
Tankinhalt: | 4.800 Liter |
Flächenbelastung: | 98,1 kg/m² |
Leistungsbelastung: | 6,80 kg/PS (9,23 kg/kW) |
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: | 292 km/h |
Höchstgeschwindigkeit in 4.000 m: | 305 km/h |
Marschgeschwindigkeit in 4.000 m: | 290 km/h |
Landegeschwindigkeit: | 100 km/h |
Gipfelhöhe: | 7.200 m |
Steigleistung: | 4,9 m/s |
Steigzeit auf 1.000 m: | 3,5 min |
Steigzeit auf 4.000 m: | 15,5 min |
Reichweite normal: | 2.000 km |
Reichweite maximal: | 3.000 km mit reduzierter Bombenlast von 1.600 kg |
Flugdauer: | 10 h |
Startgeschwindigkeit: | 145 km/h |
Startstrecke: | 940 m |
Landestrecke: | 1.050 m |
Bewaffnung: eine 20 mm Maschinenkanone ShKAS mit 250 Schuss und sieben 7,62 mm Maschinengewehre ShWAK mit je 3.000 Schuss
Bombenlast maximal: 3.000 kg
Text: Eberhard Kranz