Martin 4-0-4

22.03.2015 EK
Martin 4-0-4  (Archiv: Eberhard Kranz)
Martin 4-0-4 (Archiv: Eberhard Kranz)

Die Martin 4-0-4 war ein Verkehrsflugzeug, das Anfang der 1950er Jahre entwickelt und gebaut wurde. Von der zweimotorigen Maschine wurden lediglich 103 Flugzeuge gebaut.

Entwicklungsgeschichte der Martin 4-0-4

Nach der Katastrophe mit der Martin 2-0-2 begann man bei der Glenn L. Martin Company in Cleveland, Ohio ab  Mitte 1950 sich intensiv mit der Überarbeitung und der Verbesserung dieses Typs zu beschäftigen, da die Marktchancen immer noch als sehr gut eingeschätzt wurden, denn außer der Convair 240  gab es noch keine weiteren Wettbewerber auf dem amerikanischen Markt. Die überarbeitete Maschine, die eigentlich eine Neukonstruktion war, erhielt die Bezeichnung Martin 4-0-4. Das Flugzeug sollte nun 40-44 Passagiere aufnehmen und, wie ursprünglich für die 2-0-2 geplant, über eine Entfernung von 3.000 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 450 km/h befördern können.

Martin 4-0-4 (Archiv: Eberhard Kranz)

Konstruktionsmerkmale der Martin 4-0-4

Die Martin 4-0-4 war ein freitragender zweimotoriger Tiefdecker in Ganzmetallbauweise mit einziehbarem Haupt- und Bugradfahrwerk und freitragendem Zentralleitwerk. Bei der Konstruktion war man sehr sorgfältig vorgegangen, denn einen zweiten Flop konnte man sich nicht erlauben. Auch war die nun einsetzende Werbekampagne von der Sicherheit und der Zuverlässigkeit des neuen Flugzeuges geprägt. Der Komfort und die Bequemlichkeit sollten alles Bisherige in den Schatten stellen. Der Rumpf war verlängert worden und hatte einen leicht ovalen Querschnitt und war in Schalenbauweise ausgeführt. Als Neuerung erhielt er eine Druckkabine, die einen konstanten Druckausgleich ermöglichte, wie er in  2.800 m Höhe herrscht. Mit dem Einbau der Druckkabine verbesserte sich auch das Klima an Bord. Die Kabinenluft wurde permanent umgewälzt, gereinigt und erneuert. Von den Motoren wurde Warmluft abgezapft, die man zur Kabinenheizung verwendete. Die Passagierkabine war größer und bei der Gestaltung hatte man sich besondere Mühe gegeben, denn der Wohlfühlfaktor  der Passagiere war nach Meinung der Werbefachleute ebenfalls entscheidend, ob die neue Maschine angenommen wurde oder nicht. Die Fenster, elf auf jeder Rumpfseite, waren rechteckig und großzügig dimensioniert.  In der Mitte der Passagierkabine verlief der Gang, an dem zu jeder Seite immer zwei Passagiersessel angeordnet waren. Insgesamt war die Kabine für 44 Fluggäste ausgelegt. Vor der Passagierkabine befanden sich die Küche, eine Garderobe und ein Waschraum mit WC. Hinter der Passagierkabine befanden sich ein zweites WC und ein zusätzlicher Gepäckraum. Die eigentlichen Gepäckräume von 3,0 m³ waren im Rumpfboden unter dem Kabinenfußboden untergebracht. Im Heck des Rumpfes befand sich, wie bei der 2-0-2, eine Passagiertreppe, die hydraulisch ein und ausgefahren werden konnte und die Maschine auf kleinen Flughäfen vom Bodenservice unabhängig machte. Die zweiholmigen Tragflächen bestanden aus einem Tragflächenmittelstück, das durch den Kabinenboden hindurch ging und bis zu den Motorenaufhängungen reichte und je einem Außenflügel. Die gesamten Tragflächen waren Ganzmetallkonstruktionen in Schalenbauweise. Über die ganze Länge der Tragflächenhinterkante bis zum Rumpfanschluß reichten die Querruder und Landeklappen, die als Fowlerklappen ausgelegt waren. Wie bei der 2-0-2 befanden sich die Betankungseinrichtungen an der Tragflächenunterkante und  im Flügel waren die zwischen den Rippen an Stahlbügeln aufgehängten Gummitanks untergebracht. Die Schmierstofftanks befanden sich in den Motorverkleidungen hinter den Brandschotts. Das Hauptfahrwerk war ölhydraulisch gedämpft und wurde hydraulisch nach vorn in die Motorgondeln eingefahren und hatte Zwillingsräder, die hydraulisch gebremst wurden. Das ebenfalls ölhydraulisch gedämpfte Bugrad fuhr nach hinten in den Rumpfboden ein. Es war bremsbar und konnte um 45° gelenkt werden.

Martin 4-0-4 (Archiv: Eberhard Kranz)

Erprobung und die Martin 4-0-4 am Markt

Im Sommer 1950 war die erste Maschine in Baltimore fertig gestellt und begann mit der Bodenerprobung. Auf den Bau eines Prototypen hatte man aus Kostengründen verzichtet, diese erste Maschine verblieb später bei der Glenn L. Martin Company in Baltimore.

Der Erstflug fand am 21. Oktober 1950 statt.  In der anschließenden Flugerprobung wurden die entsprechenden Leistungen erbracht.  Die Luftverkehrszulassung erfolgte schließlich am 5. Oktober 1951. Erste Aufträge kamen von der Eastern Air Lines über 60 Maschinen und der TWA über 40 Exemplare. Die US Coast Guard bestellte  zwei Maschinen als Reiseflugzeuge, die als RM-1G bezeichnet wurden. Später in RM-1 umbenannt und zuletzt als VC-3A bezeichnet. Im Februar 1951 wurden die ersten Maschinen ausgeliefert, aber es zeigte sich sehr schnell, dass die Luftverkehrsgesellschaften keine großen wirtschaftlichen Vorteile durch den Einsatz der 4-0-4 erzielten, was dazu führte, dass keine weiteren Bestellungen für die 4-0-4 eingingen. Nach nur 103 Exemplaren endete schließlich bereits im Juni 1953 die Fertigung der Martin 4-0-4, die gleichzeitig den Ausflug der Glenn L. Martin Company in den Bereich der Zivilluftfahrt beendete. Die gefertigten 4-0-4 erwiesen sich als relativ langlebig. Die Eastern Airlines bezeichnete ihre 4-0-4 als „Silver Falcon“ und betrieb sie von Januar 1952 bis November 1962 im regulären Liniendienst. Die TWA Maschinen flogen unter der Bezeichnung „Skyliner“ vom Oktober 1951 bis zum letzten Flug einer 4-0-4 am 29.April 1961 im regulären Liniendienst.

Martin 4-0-4 (Archiv: Eberhard Kranz)

Die Martin 4-0-4 erwies sich als sicher, es gab aber auch Unfälle

Die Flugzeuge erwiesen sich als sehr sicher und waren beliebt bei Besatzungen und Passagieren. Trotzdem gab es auch Unfälle mit 4-0-4 Maschinen.

Am 19.Februar 1955 kollidierte eine TWA Maschine (Flight 260) in den Sandia Bergen mit einem Gipfel, alle drei Besatzungsmitglieder  und 13 Passagiere kamen dabei um Leben.

Am 1.April 1956 verunglückte eine TWA Maschine (Flight 400) beim Start vom Pittsburgh International Airport  22 der 36 Menschen an Bord kamen dabei ums Leben.

Am 2. Juli 1963 verunglückte eine Maschine der Mohawk Airlines beim Start in Rochester, Sieben Personen starben und 36 wurden verletzt.

Am 2.Oktober 1970 stürzte eine Chartermaschine  in der Nähe von Silver Plume ab, 31 der 40 Insassen kamen ums Leben.

Martin 4-0-4 (Archiv: Eberhard Kranz)

Einige Martin 4-0-4 stehen auch heute noch im Einsatz

Später wurden sie an kleinere Gesellschaften verkauft, die damit ihre noch im Einsatz befindlichen DC-3 ersetzten, wie die Air South, die Florida Airlines, die Atlantic Southeast Airlines, die Mohawk Airlines, die Southeast Airlines, die Pazific Airlines, um nur einige zu nennen. Damit war der Lebenslauf der meisten 4-0-4 noch nicht beendet, viele kamen in Mittel- und Südamerika (Bolivien, Kolumbien, Panama, Haiti, Dominikanische Republik und Mexiko) zum Einsatz, wo  heute noch eine Hand voll im Liniendienst fliegen.

Martin 4-0-4 (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Martin 4-0-4

Land: USA
Verwendung: Verkehrsflugzeug  
Baujahr: 1951
Besatzung: 3 -4 Mann
Passagiere: 40 -44
Nutzlast: 5.200 kg
Triebwerk: zwei luftgekühlte 18 Zylinder Doppel-Sternmotoren Pratt&Whitney R-2800-CB 18 „Double Wasp“  mit verstellbaren Dreiblatt-Metallpropellern Hamilton Standard
Startleistung: je 2.400 PS  (1.768 kW)
Dauerleistung: 1.900 PS (1.400 kW) in 4.500 m  

Erstflug: 21. Oktober 1950

 

Abmessungen:

Spannweite: 28,42 m

Länge:22,73 m

größte Höhe: 8,66 m

Spannweite Höhenleitwerk: 11,00 m

größte Flügeltiefe:  3,78 m

Rumpfdurchmesser: 2,98 m

Kabinenhöhe: 2,00 m

Kabinenbreite: 2,74 m

Kabinenlänge: 11,50 m

Frachtraum: 2,93 m³

Propellerdurchmesser: 4,01 m

Propellerfläche: 12,63 m²

Spurweite: 7,56 m

Radstand: 6,88 m

Flügelfläche: 80,50 m²

V-Form: Innenflügel +2,25° 

Außenflügel + 11,50°

Streckung: 10,03

Massen:

Leermasse: 13.600 kg

Startmasse normal:  19.850 kg

Startmasse maximal: 20.366 kg

Tankinhalt: 6.100 Liter

Schmierstofftank: 283,5 Liter

Flächenbelastung: 253,00 kg/m²

Leistungsbelastung: 4,24 kg/PS  (5,77 kg/kW)

Leistungen:

Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 477 km/h

Höchstgeschwindigkeit in 4.400 m: 505 km/h

Reisegeschwindigkeit in  5.500 m:  450 km/h

Landegeschwindigkeit: 135 km/h

Mindestgeschwindigkeit: 130 km/h in Bodennähe

Reiseflughöhe: 5.400 m

Gipfelhöhe: 8.840 m

Steigleistung: 9,68 m/s

Steigzeit auf 1.000 m: 2,0 min

Steigzeit auf 4.400 m: 12,0 min

Reichweite normal: 2.640 km

Reichweite maximal: 4.180 km

Flugdauer: 9 h

Startstrecke auf 15 m: 610 m

Landestrecke aus 15 m: 530 m

 

Text: Eberhard Kranz

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