Focke Wulf Fw 56 Stösser

01.11.2014 EK
fockewulf_fw56_200

Focke Wulf Fw 56 Stösser, Land: Deutschland Die Focke Wulf Fw 56 bewährte sich als Schulflugzeug in der deutschen Luftwaffe und entwickelte sich wegen ihrer hervorragenden Flugeigenschaften zu einem gut laufenden Exportgut. Mehr als 900 Maschinen wurden gefertigt, leider hat keine den Krieg überlebt. Spannweite: 10,50 m, Länge: 7,60 m, Geschwindigkeit: 278 km/h.

1933 forderte das technische Amt im Reichsluftfahrtministerium, das sogenannte C-Amt, in einer seiner ersten Ausschreibungen die Entwicklung eines einsitzigen Fortgeschrittenenschulflugzeuges und leichten Heimatschutzjägers. Die Ausschreibung ging an Arado, Focke Wulf, Heinkel und Henschel. Gefordert wurde darin, daß die Auslegung als Hochdecker zu bevorzugen ist. Als Triebwerk war der luftgekühlte hängende Achtzylinder-V-Motor Argus As 10C mit 240 PS Startleistung zu verwenden. Arado entwickelte daraufhin die Ar 76, Heinkel die He 74, einen Doppeldecker, und Henschel die Hs 121, während Focke Wulf eine überarbeitete Fw 55, die eigentlich eine Albatros L 102 war, vorschlug. Dazu beauftragte der neue Leiter des Entwurfsbüros bei Focke Wulf, Kurt Tank, Oberingenieur Rudolf Blaser, der von Albatros gekommen war, mit der Konstruktion des Flugzeuges, das die Bezeichnung Fw-56 erhielt. Blaser griff auf die ehemaligen Albatrosentwicklungen L 82, L 100 und L 101 zurück und entwarf einen einsitzigen abgestrebten Hochdecker in Gemischtbauweise mit festem Spornfahrwerk und typischen Albatros-Leitwerk, bei dem die Höhenflosse vor der Seitenflosse angebracht war, um die Trudeltendenz zu verhindern.

Focke Wulf Fw 56 Stösser (Archiv: Eberhard Kranz)

Konstruktionsmerkmale der Focke Wulf Fw 56

Der Rumpf bestand aus einer geschweißten Stahlrohrkonstruktion mit trapezförmigem Querschnitt, der durch hölzerne Formleisten in einen ovalen Querschnitt gebracht wurde. Fast der gesamte Rumpf wurde mit Stoff bespannt. Nur für den Rumpfbug bis zum Pilotensitz und die Verkleidung des Motors verwendete man Leichtmetallbleche. Der Führersitz war ausgesprochen bequem und verfügte über verstellbare Pedale, damals eine Seltenheit. Der Tragflügel war eine zweiholmige Holzkonstruktion, die zum größten Teil mit Sperrholz beplankt war. Lediglich der hintere Tragflächenteil ab dem zweiten Holm und die großen Querruder mit Trimmklappen waren stoffbespannt. Der zweiteilige Tragflügel wurde durch je einen V-Stiel zum Rumpfuntergurt hin abgefangen und an einem schmalen Baldachin, der auf zwei verspannten N-Stielen über dem Rumpf saß, befestigt. Dadurch erhielt der Pilot eine einwandfreie Sicht nach unten und nach oben. Beim ersten Prototypen Fw 56a hatte der leicht gepfeilteTragflügel noch einen elliptischen Aufriss, der dann aus fertigungstechnischen Gründen aufgegeben wurde. Neu war eine auf dem Tragflügel angebrachte verstellbare Störklappe, mit der sich der Gleitwinkel leicht ändern und steuern ließ, so konnte man den Auftrieb verringern und die Sinkgeschwindigkeit erhöhen oder sie als Sturzflugbremse verwenden. Das Leitwerk war eine Holzkonstruktion, die komplett mit Stoff bespannt war. Die Höhenflosse, mit je einer I-Strebe zur Rumpfoberseite abgestützt, saß auf dem vorgezogenen unteren Teil des Seitenleitwerks. Das feste Hauptfahrwerk hatte freitragende Federbeine, die aerodynamisch verkleidet waren. Eine Radverkleidung war vorgesehen, wurde aber in den seltensten Fällen verwendet. Ein gefederter Schleifsporn mit Stahlsohle war am Rumpfheck fest angebaut.

Focke Wulf Fw 56 Stösser (Archiv: Eberhard Kranz)

Flugerprobung und Verwendung des Focke Wulf Fw 56

Am 16. November 1933 startete der Prototyp mit der offiziellen zivilen Kennzeichnung D-ISOT, die aber fälschlicherweise als D-JSOT auf der Maschine angebracht worden war, zu seinem Erstflug. Die folgende Flugerprobung ergab keine größeren Mängel, lediglich das Fahrwerk bereitete durch seine zu harte Federung einige Schwierigkeiten. Der zweite Prototyp Fw 56b, D-IIKA, erhielt einen Tragflügel aus einer stoffbespannten Metallkonstruktion und ein neures weicheres Fahrwerk. Der Motor wurde mit einem Verstellpropeller ausgerüstet. Der dritte Prototyp Fw 56 V3 erhielt wieder den Holzflügel und ein nochmals geändertes Fahrwerk mit hydraulischen Bremsen, auch waren jetzt die Fahrwerksbeine verkleidet. 1934 fiel beim Typenvergleichsfliegen in Rechlin die Entscheidung für die Fw 56, die durch ihre robuste und einfache Konstruktion und ihr hohes Bruchlastvielfaches von 13 besonders punkten konnte. Außerdem war man in den höheren Militärfliegerkreisen der Meinung, dass der zukünftige deutsche Standardjäger ein Hochdecker sein würde. Die Fw 56 V4, das erste Vorserienmuster erhielt eine Bewaffnung von zwei 7,9 mm Maschinengewehren MG 17, die über dem Motor montiert waren und durch den Propellerkreis schossen. Im Sommer 1935 lief dann die Serienfertigung in Bremen mit der Serie Fw 56 A-1 an, von der insgesamt 445 Exemplare gebaut wurden. Der bekannte Kunstflieger Gerd Achgelis führte eine zivile Fw 56 mit der Kennung D-IKNI, die auch als Fw 56 A-1 bezeichnet wurde und über einen stärkeren Motor As 10 E (270 PS bei 2.100 U/min) und einen Argus-Verstellpropeller verfügte, in den USA vor. Die US Firma Gilmore Oil Company übernahm dabei den Hauptteil der anfallenden Kosten. Wieder in Deutschland errang er mit dieser Maschine mehrere Kunstflugweltmeisterschaften. Hierbei zeigten sich die außergewöhnlichen Sturzflugeigenschaften der Fw 56, die sie später zum Ausbildungsflugzeug für Stuka-Piloten werden ließ. Aber auch die allgemeinen Flugeigenschaften waren so gut, dass zum Beispiel in der Dienstvorschrift zum Start nur stand: ?Besondere Anweisungen für den Abflug sind nicht notwendig.? Der Erfolg der Fw 56 machte sie auch zu einem Exportschlager, Ungarn kaufte 18, Österreich 14, Bulgarien 22, die Niederlande 12, Bolivien ebenfalls 12 und die Sowjetunion 5 Maschinen. Insgesamt wurden von der Fw 56 bis zum Auslaufen der Fertigung Ende 1940 zwischen 900 bis 1.000 Maschinen gebaut. Die genaue Anzahl lässt sich nicht mehr ermitteln. Die letzten ?Stösser? kamen 1944 in die Nachtschlachtgeschwader, wo sie verheizt wurden, so dass heute keine einzige Fw 56 erhalten ist.

Focke Wulf Fw 56 Stösser (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Focke Wulf Fw 56 Stösser

Land: Deutschland
Verwendung: Militärisches Übungsflugzeug, Heimatschutzjäger
Triebwerk: ein luftgekühlter Achtzylinder Reihenmotor Argus As 10C mit festem Zweiblatt-Holzpropeller
Startleistung: 240 PS (177 kW)
Dauerleistung: 200 PS (148 kW) in 3.000 m
Besatzung: Pilot
Erstflug: 16. November 1933

Spannweite: 10,50 m
Länge: 7,60 m
größte Höhe: 2,60 m
Propellerdurchmesser: 2,50 m
Propellerfläche: 4,91 m²
Spurweite: 1,70 m
Flügelfläche: 14,00 m²
V-Form: +5°
Pfeilung der Flügelvorderkante:
Streckung: 7,88
Wurzeltiefe: 1,32 m
Bruchlastvielfaches: 12,8
Reifengröße: 600 x 100 mm
Leermasse: 755 kg
Startmasse normal: 985 kg
Startmasse maximal: 1.060 kg
Tankinhalt: 100 Liter
Schmierstofftank: 13 Liter
Nutzlast: 230 kg
Flächenbelastung: 75,71 kg/m²
Leistungsbelastung: 4,42 kg/PS (6,00 kg/kW)
Kraftstoffverbrauch: 25 l/100 km
Schmierstoffverbrauch: 1,1 l/100 km
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 246 km/h
Höchstgeschwindigkeit in 3.000 m: 278 km/h
Reisegeschwindigkeit in 3.000 m: 255 km/h
Landegeschwindigkeit: 90 km/h
Gipfelhöhe: 6.200 m
Steigleistung: 8,4 m/s
Steigzeit auf 1.000 m: 2,2 min
Steigzeit auf 5.000 m: 17,9 min
Reichweite normal: 385 km
Reichweite maximal: 440 km
Reichweite mit Zusatztanks: maximal 665 km
Flugdauer: 1,5 h
Flugdauer mit Zusatztanks: maximal 2 h 40 min
Startstrecke: 168 m
Landestrecke: 233 m

Bewaffnung: zwei 7,9 mm Maschinengewehre MG 17 mit je 650 Schuss
Bombenlast: maximal 100 kg

Text: Eberhard Kranz

Share

Empfohlen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

© 2023 Hobby Verlag AG. Alle Rechte vorbehalten.