Sicherheit im Segelflug
Das Thema Sicherheit ist in der Fliegerei immer wieder sehr brisant. Was es im Segelflug damit auf sich hat, zeigt der nachfolgende Bericht.
„ … Absturz eines Piloten mit einem Segelflugzeug …“ Diesen oder ähnlich formulierten Satz lesen wir zur Zeit ungewohnt häufig in der Presse oder erfahren von anderen davon. Aber was ist die Ursache dieser Unfälle? Technische Mängel am Flugzeug? Menschliches Versagen? Ungenügenden Vorbereitungen auf den bevorstehenden Flug? Selbstüberschätzung der Piloten?
All das sind Faktoren, die entweder zusammen, oder allein Gründe gewesen sein können, für die Unfälle mit Segelflugzeugen. Statistisch gesehen, tritt der Fall „Technische Mängel“ eher selten auf. Viel mehr liegen die Gründe für einen Absturz, beim Piloten selbst. Fehlentscheidungen in ungünstigen Situationen können das Leben kosten. Wir als Piloten sollten uns deshalb immer darüber bewusst sein, was wir wann tun und warum. Wir haben die Aufgabe, uns sicher im Luftraum zu bewegen und umsichtig zu handeln, um nicht unsere eigene Sicherheit und die anderer zu gefährden. In der Fliegerei ist Sicherheit ein wichtiges Thema und der Spruch: „Safety First!“, wohl allen bekannt. Dennoch muss sich ein Pilot immer und immer wieder damit auseinandersetzen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Ein ganz banales Mittel dazu ist zum Beispiel der Austausch der eigenen Erfahrungen, mit denen der anderen Piloten. So kann man nur schon durch ein Gespräch, Wichtiges mitbekommen und sieht, wie andere Piloten in diesen Situationen gehandelt haben. Gewissermassen kann so von den Erfahrungen der anderen profitiert werden. Womit wir beim Thema Briefing / Debriefing wären. An den meisten Flugplätzen wird morgens ein Briefing abgehalten. Der Tag wird besprochen und die Wettersituation analysiert. Die gemeinsame Analyse des Wetters ist sehr wichtig, weil andere vielleicht die Situation anders einschätzen, als man selbst. Auf diese Weise kann das Risiko einer „Überraschung“ minimiert werden. Beim Briefing sollte auch die Planung des Fluges gemacht werden. Fast noch viel wichtiger ist aber das Debriefing am Ende des Flugtages. Der Flug kann noch einmal Revue passiert werden lassen und getroffene Entscheidungen zum Beispiel während eines Streckenfluges können besprochen werden. Oft ist es interessant zu wissen, wie andere in einer bestimmten Situation gehandelt hätten. Vor dem Flug sind Checks sehr wichtig. Die Kontrolle des Flugzeuges muss vor dem ersten Start unbedingt durchgeführt werden.
Aber auch Startchecks, Anflugchecks und dergleichen sind sehr wichtig, um das Risiko des ungewollten Auftretens einer Situation zu verkleinern. Während des Fluges ist die Überwachung des Luftraumes unerlässlich. Unterstützend dabei wirken kann ein Antikollisionswarngerät, das so genannte FLARM. Es zeigt an, ob sich andere Flugzeuge in der Nähe befinden (vorausgesetzt, diese sind auch mit so einem Gerät ausgerüstet) und ob sich diese eventuell auf Kollisionskurs befinden. Mentales Training ist eines der effizientesten Mittel, um sich auf Flüge vorzubereiten. Wie das genau funktioniert, soll an einem fiktiven Szenario im Folgenden erklärt werden:
Stellen wir uns vor, ein Pilot entschliesst sich ins Ausland zu gehen, um dort mit dem Segelflugzeug zu fliegen. Das Land, in welches er geht ist oft karg und bietet nur wenige Möglichkeiten, eine Aussenlandung, wenn nötig, durchzuführen. Würde der Pilot einfach losfliegen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wäre das nicht nur leichtsinnig, sondern auch sehr gefährlich.
Also erschafft sich unser Pilot ein fiktives Szenario. Er stellt sich vor, er müsse eine Aussenlandung durchführen in einem Gebiet, indem es nichts ausser Seen und Wälder hat. Es bieten sich ihm nun zwei Möglichkeiten: Erstens, er landet in den Bäumen und kann sich dabei sehr stark verletzen. Zweitens, er führt eine Notwasserung durch. Das erscheint dem Piloten in dieser Situation sicherer. Unser Pilot setzt sich also hin und schreibt eine Art Drehbuch, für eine Notwasserung in dieser Situation. Dabei listet er alle Schritte genau auf, die aufeinander folgen. Er überlegt sich in welcher Höhe über Grund er sich überhaupt für eine Aussenlandung entscheidet. Danach wie und in welcher Richtung der Anflug auf den See am Besten gelingt. Es gibt unzählige Fachliteratur zu diesem Thema, das liest der Pilot und überträgt die wichtigsten Informationen in sein Drehbuch. Danach spielt er die ganze Geschichte in Gedanken durch. Er lernt quasi sein selbst entwickeltes Verfahren für eine Notwasserung auswendig.
Bis er jeden einzelnen Schritt bestens beherrscht. Sollte jetzt dieser Pilot bei seinem Urlaub tatsächlich einmal in eine solche Situation kommen, weiss er genau was zu tun ist, denn er hat es sich ja vorher unzählige Male überlegt. Er weiss genau, wann er in den Endanflug eindrehen muss, welche Richtung die Wellen zu seiner Flugbahn haben dürfen, was kurz vor der Wasserberührung zu tun ist usw. Er kann sich also sicher fühlen, denn er weiss wie es funktioniert. Aber das ist nur eines von vielen Beispielen, in denen mentales Training gut ist. Zum Beispiel kann sich auf diese Weise ein Flugschüler auf der ersten Alleinflug vorbereiten, indem er sich den kompletten Flug in einzelne Abschnitte aufteilt und diese in Gedanken immer und immer wieder nachfliegt. So bekommt er sehr viel Training, was das Risiko einer gefährlichen Situation minimiert, denn der Flugschüler weiss ja genau was zu tun ist in so einer Situation. Er hat das ja mehrere Male geübt.
Andere Stressfaktoren während eines Fluges können zum Beispiel ein Seilriss oder Technische Probleme sein. Deshalb müssen wir in jeder Situation handlungsfähig bleiben, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Oben ist Mentales Training als Methode erwähnt worden, um bestimmte Abläufe zu trainieren und so handlungsfähig zu bleiben. Rainer Rose von FLY TOP, bietet Vorträge und Kurse zum Mentalen Training an. Die Ergebnisse sind hervorragend und bieten Piloten eine grosse Hilfe.
Den Ablauf eines Fluges demonstriert das folgende Schema:
Impressionen - Segelflug
© Johannes Klaiber, fliegerweb.com