Segelflugwetterlagen

11.11.2008 RK
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Das Wetter ist für den Segelflieger sehr wichtig. Diese Reportage klärt Sie über die wichtigsten Wetterlagen in Europa auf.

In unseren Breiten gibt es verschiedene Wetterlagen, die für den Segelflug von Bedeutung sind. Deshalb ist es gut, über die Wetterlagen im Einzelnen Bescheid zu wissen. Es versteht sich aber von selbst, dass ein umfassendes Studium der Wetterlage vor dem Flug unerlässlich ist. Die tatsächliche Situation kann nämlich durchaus von der hier beschriebenen abweichen. Grundsätzlich Dinge treffen jedoch immer zu.

Die Hochdrucklage (zentrale Hochdrucklage über Europa, keine grossräumigen Winde, Frühjahr bis Sommer):

Diese Wetterlage kommt vor allem im Sommer vor. Sie bietet uns schwache bis mittlere Thermik und keine oder wenig Quellbewölkung, schwacher Wind und mässige Sicht.
In einem Hochdruckgebiet sinkt die Luft sehr langsam (Subsidenz). Durch Kompression wird die absinkende Luft erwärmt und die relative Luftfeuchtigkeit (Verhältnis von aktueller Luftfeuchtigkeit zur theoretisch möglichen Luftfeuchtigkeit) sinkt. Dadurch werden Wolken aufgelöst und es entstehen Schönwetterzonen. Diese können sich nur sehr langsam verlagern.
Diese Lage eignet sich sehr gut für Dreieckstreckenflüge. Gefahren für den Piloten bei dieser Wetterlage bestehen bei schlechter Sicht, verursacht durch Dunst oder Bodennebel. Im Sommer kann es bei einer Abschwächung des Hochs vereinzelte Wärmegewitter geben.

Hochdrucklage über Europa (Quelle: Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz)

Das Rückseitenwetter:

Die Rückseitenwetterlage tritt häufig nach Durchzug einer Kaltfront auf. Am ersten Tag nach dem Durchzug steigt der Druck, es ist labil und windig, die Sicht ist gut. In bergigen Gebieten kann es zu Staubewölkung und Schauern kommen. Nach einiger Zeit hat sich das Wetter jedoch beruhigt und die Labilität lässt nach. Kurze Zeit nach dem Durchzug der Front entstehen starker Wind und eventuell Aufwindreihen. Das begünstigt flache Fluggebiete, und Zielflüge oder Zielrückkehrflüge in Richtung der Windachse bieten sich als Streckenflüge an. Je weiter der Hochdruckeinfluss zum tragen kommt, desto mehr lohnen sich auch Dreiecksflüge in den Bergen.

Schema des Rückseitenwetters: Hochdruckgebiet nach Durchzug einer Kaltfront (Zeichnung: Johannes Klaiber)

Die Nordost- und die Ostlage (Frühjahrslage, günstig für Streckenflüge in Windrichtung):

Mitte April bis Mitte Juni bringt uns diese Wetterlage statistisch gesehen die besten Flugmöglichkeiten. Lang ausgedehnte Flüge Richtung Westen und Südwesten sind möglich. Polarluft aus Nordeuropa wird bei relativ guter Sicht herangeführt. Das Windprofil ist nahezu prädestiniert für lange Wolkenstrassen, welche bei Labilität bis zu 2000 m hoch sein können. Trotz der relativ grossen Windstärke entwickelt sich gute Thermik. Über dem flachen Norddeutschen Raum gibt es sehr frühzeitig beginnende Thermik. Bei dieser Wetterlage wurden alle bisher erfolgreichen europäischen Flüge über 1000 km geflogen (u.a. H. W. Grosse, 25. April 1972 1460 km freie Strecke und am 16.4.1974 1230 km Zielflug).
In der Schweiz wird diese Lage auch Bisenlage genannt. Das Hochdruckgebiet liegt dabei im Norden von Europa, ein Tiefdruckgebiet im Süden. Als Bise wird dabei die Ost- bis Nordostströmung bezeichnet. Gefahren für den Piloten stellen sich durch starken Wind in den bodennahen Luftschichten ein.

Bisenlage (Quelle: Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz)

Die Westwindlage (sehr häufig):

Im Sommer beschert uns diese Wetterlage häufige Regenschauer. Durch den Westwind wird maritime Luft herangeführt. Warm- und Kaltfronten gleiten mit Regenzonen in raschem Wechsel über Europa hinweg. Das Wetter ändert sich deshalb laufend. Die Isobaren zwischen dem Hoch- und dem Tiefdruckgebiet liegen nahezu geradlinig. Das Hochdruckgebiet liegt im Süden von Europa, das Tiefdruckgebiet im Norden. Auf der Alpennordseite gibt es beträchtlich mehr Wetteraktivität, als auf der Südseite. Diese Wetterlage eignet sich je nach Wetterverhältnissen für Flüge mit oder ohne Rückkehr zum Startort. Im Winter können günstige Wellenflugmöglichkeiten entstehen, bei Gebirgszügen, deren Achse in Nord-Süd Richtung verläuft. Gefahren für den Piloten können durch starke Böen bei einem Kaltfrontdurchgang entstehen. Zusätzlich kann es an den Fronten Windscherungen geben. Auf der Rückseite kann es einen raschen Wechsel zwischen guten und schlechten Flugbedingungen (z.B. Schauer) geben.

Westwindlage (Archiv: Robert Kühni)
Von Westen her aufziehende Cirren kündigen häufig eine Westwindlage an. (Archiv: Robert Kühni)

Föhnlage (Südföhn):

Bei dieser Drucklage wird trockene, warme Luft von Süden über die Alpen geführt. Wenn die Windgeschwindigkeit ausreicht, können Leewellen entstehen. Das Hoch liegt dabei über Italien und dem Balkan. Auf der Alpensüdseite können oft kräftige Niederschläge entstehen. Die Wolken lösen sich auf (Föhnfenster). Eine gute Zeit für günstige Föhnflüge ist vom 9. bis zum 13. November und vom 6. bis zum 14. Dezember, sowie vom 27. bis zum 29. Dezember.
Gefahren für den Piloten können durch die sehr tiefe Basis und die schlechte Sicht auf der Alpensüdseite entstehen. Hinzu kommen anhaltende Niederschläge. Auf der Alpennordseite kann starke Turbulenz entstehen.

Südföhnlage (Quelle: Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz)
Föhnfenster (Foto: Markus Arndt, Freising, Dezember 2004)

© Johannes Klaiber, fliegerweb.com

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