Interview mit Helvetic CEO

21.04.2010 RK
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Am Freitag, dem 16. April 2010, hatte ich die Gelegenheit Helvetic Airways in ihren Büroräumlichkeiten in Kloten zu besuchen und mit Geschäftsführer Bruno Jans ein spannendes Gespräch und ein Interview zu führen.

Helvetic Airways wurde 2003 ins Leben gerufen und entstand auf der Basis ihrer Vorgängerin Odette Airways. Das Konzept war klar und einfach, günstige Linienflüge ab Zürich zum Einheitspreis. Helvetic Airways durchflog in ihrer noch jungen Geschichte einige Hochs und Tiefs, bis sie 2006 durch den Financier Martin Ebner übernommen wurde und durch die gut motivierte Crew zu einem erfolgreich agierenden Nischen- Carrier umgebaut wurde. Am Freitag, dem 16. April 2010, hatte ich die Gelegenheit Helvetic Airways in ihren Büroräumlichkeiten im Industriegebiet an der Steinackerstrasse in Kloten zu besuchen und mit Geschäftsführer Bruno Jans ein spannendes Gespräch und ein Interview zu führen. Helvetic Airways bedient mit vier modernen Fokker 100 Maschinen viele interessante Feriendestinationen und vermietet drei Maschinen an Swiss International Air Lines. In diesem Sommer wird Helvetic zwei weitere Fokker 100 begrüssen und damit ein noch attraktiveres Streckennetz anbieten.

Helvetic Liniendestinationen und Fokker 100 (Foto: Helvetic Airways)

Interview mit Helvetic Airways Geschäftsführer Bruno Jans

Wie sind Sie zur Aviatik gekommen? Was war Ihre Motivation?

Ich war immer an der Technik interessiert und würde mich als Technikfreak bezeichnen. Ursprünglich habe ich Automechaniker gelernt, danach hat es mich ins Ausland gezogen. Ich suchte nach einer Berufsmöglichkeit, in der ich meine Affinität zur Technik mit meiner Freude am Reisen verbinden konnte. Am ersten kam dabei ein Job in der Luftfahrtbranche, die mich immer schon faszinierte, in Frage. Daher bewarb ich mich bei der Swissair, nur wie es immer so ist in dieser von Schwankungen geprägten Branche, brauchte die Swissair zu diesem Zeitpunkt keine neuen Mitarbeiter, so entschloss ich mich nach England zu reisen, wo ich acht Monate blieb. Nach England war der Schritt in die USA nicht mehr weit, als ich mich in Amerika aufhielt, informierten mich meine Eltern, dass ich bei der Swissair vorstellig werden darf. Ich reiste sofort nach Hause und wurde schliesslich von der Swissair angestellt, dies war mein Einstieg in die Aviatik. Bei der Swissair war ich als Stationsmechaniker zuerst in London und wurde später häufig als Ablösung eingesetzt, so war es mir möglich viele Aussenstationen kennenzulernen. Diese Arbeit bereitete mir Freude, da ich in verschiedensten Ländern im Arbeitsleben voll integriert sein konnte.

Wie sind Sie zu Helvetic Airways gekommen?

Vor der Helvetic kam 1991 noch ein längerer Abstecher in die Corporate Fliegerei. Hier war ich lange in Nordafrika tätig. In diesem Sektor fand ich ein ganz interessantes und breiteres Betätigungsfeld an, das mir grosse Freude bereitete. Hier bot sich die Möglichkeit ein ganzes Flugzeug, ja, sogar die ganze Flotte zu managen. In diesem Umfeld war ich bis 2002 beschäftigt. Die Verantwortlichen der neu entstandene Schweizer Fluggesellschaft Odette Airways haben mich danach angefragt, ob ich den Posten als Postholder Maintenance übernehmen möchte. Ich habe ja gesagt und zusammen mit Peter Pfister in dieser Airline angefangen, dies war auch der fliessende Übergang in die Helvetic. Hier konnte ich die ganze Technik aufbauen und die Fokker 100 beschaffen. Bis März 2006 betreute ich die Technik der Helvetic und wurde, als Herr Ebner die Fluggesellschaft übernahm, zum Chief Operating Officer und Accountable Manager ernannt. Im August 2008 wurde mir der Posten als Geschäftführer von Helvetic Airways anvertraut.

Helvetic Airways Fokker 100 (Foto: Helvetic Airways)

Welches sind die grössten Herausforderungen, die sich Ihnen täglich bei Ihrem Beruf als CEO einer Airline stellen?

Das interessante an diesem Job ist, dass jeden Tag neue, interessante Aufgaben auf einem zukommen. Bei Helvetic bin ich als Geschäftsführer immer noch sehr nahe an der Flugoperation und weiterhin als Accountable Manager verantwortlich. Eine weitere Herausforderung stellt sich zudem in der Arbeitsbeschaffung für die Maschinen, hier helfen unser Finanzchef und unser neuer Verkaufschef tatkräftig mit. In meiner täglichen Arbeit geniesse ich zudem die Unterstützung von dem kleinen, motivierten Mitarbeiter Team der Helvetic, das mir bei der täglichen Arbeit wirklich Freude bereitet.

Sind Sie mit dem Geschäftslauf von Helvetic zufrieden? (eventuell Umsatzzahlen, EBIT usw.)

Da wir eine Aktiengesellschaft im Privatbesitz sind, geben wir keine Umsatzzahlen und Gewinnzahlen bekannt. Unseren angestrebten Cash Flow von 5 Millionen Schweizer Franken konnten wir auch im vergangenen Geschäftsjahr erreichen, ich bin mit dem Geschäftsgang zufrieden.

Wie sieht die Zukunft für Helvetic Airways aus? Gibt es weitere Expansionspläne?

Wir geben uns keine konkreten Wachstumsziele auf, wir ziehen Wachstumsmöglichkeiten in Betracht und wachsen nur dann, wenn wir eine klare Chance darin sehen. Die zwei zusätzlichen Fokker 100 waren wohl überlegt und gut geplant. Für das erste Jahr sieht die Produktion für die zusätzlichen beiden Maschinen bereits gut aus und im zweiten Jahr sind wir zuversichtlich, dass die Produktion weiter erhöht werden kann. Im ersten Jahr haben wir mit einem konservativen Ansatz gerechnet, wir rechnen nicht einmal mit der Hälfte der Passagiere, die eine der vier im Betrieb befindlichen Maschinen momentan bedient. Weitere Expansionsschritte lassen wir, wie ich bereits gesagt habe, vollständig offen. Wir verfügen über eine gut strukturierte Organisation, deren es möglich wäre, auch mehr Flugzeuge zu betreiben.

Helvetic Airways Fokker 100 (Foto: Helvetic Airways)

Ist der Fokker 100 das ideale Flugzeug für Helvetic?

Ich bin nach wie vor von der Fokker 100 überzeugt, es ist genau das richtige Flugzeug für die Helvetic. Die Maschine stimmt für uns von der Zuverlässigkeit und von der Qualität her. Die Flugzeuge weisen eine sehr hohe operative Betriebssicherheit auf. Der Fokker 100 besticht auch von der finanziellen Seite her.

Existieren Pläne, die Flugzeuge durch modernere Muster zu ersetzen?

Momentan hegen wir noch keine Pläne den Fokker 100 durch ein anderes Muster abzulösen, in etwa zwei bis drei Jahren werden wir uns dieser Aufgabe annehmen. Unsere Fokker 100 werden noch bis mindestens 2015-2016 auf unserem Streckennetz tätig bleiben.

Helvetic Airways Fokker 100 (Foto: Helvetic Airways)

Pilot zu werden ist immer noch der Traum vieler Jugendlicher. Stellt Helvetic junge Piloten ein?

Jawohl. Wir stellen gerne junge Piloten ein, weil wir dadurch unsere eigene Kultur pflegen und fördern können. Bei uns können sich bereits Interessenten melden, die eine Berufsabklärung machen wollen und bei entsprechender Eignung bei der Horizon Flight Academy auf eigene Kosten die Ausbildung absolvieren können. Den Pilotenschülern und zukünftigen Helvetic Copiloten wird ein „Götti“ zugeteilt, der aktiv bei Helvetic als Linienpilot unterwegs ist. Der Schüler hat auch die Möglichkeit den Crew Resource Management Kurs in einer laufenden Pilotenklasse der Helvetic zu besuchen und einen Flug auf dem dritten Sitz im Cockpit einer Helvetic Maschine mitzumachen.

Wie ist die Fluktuation bei den Co-Piloten?

Die Fluktuation ist momentan sehr klein, im letzten Jahr haben uns lediglich zwei Copiloten verlassen, die zur Swiss wechselten.

Was bringt ein junger Helvetic - Pilot mit?

Wir haben gerne junge, offene Leute, die auch durchaus vom Aviatik Fieber angesteckt sein dürfen, also Freude an der Fliegerei haben. Neben den allgemeinen Standards, die erfüllt werden müssen, ist es bei uns wichtig, dass die Piloten gut ins Team passen.

Wie viele Stunden ist der Pilot bei Helvetic im Einsatz?

Der Helvetic Pilot fliegt momentan im Jahr zwischen 700 bis 800 Blockstunden, das ist auch das wirtschaftliche Ziel unserer Unternehmung.

Und unsere abschliessende Frage: was raten sie jungen Menschen, die den Piloten Beruf ausüben wollen?

Haben Sie den Mut und machen Sie den Schritt. Absolvieren Sie vorab die Abklärungen, die einem genau zeigen, ob man sich für diesen Beruf eignet. Der Pilotenberuf ist sicher immer noch ein Traum, aber ein Traum, den man mit dem nötigen Engagement umsetzen kann.

Herzlichen Dank für das Interview.

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