Piaggio P.119

01.11.2014 EK
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Piaggio P.119, Land: Italien Die P.119 lehnte sich stark an die amerikanische Bell P-39 Airacobra an und war wie diese mit einem Mittelmotor ausgelegt worden. Die Maschine kam nicht über das Prototypenstadium hinaus und wurde nie in Serie gefertigt. Spannweite: 13,0 m, Länge: 9,70 m, Geschwindigkeit: 644 km/h.

Im August 1938 beauftragte der Chefkonstrukteur von Piaggio, Giovanni Casiraghi, den Konstrukteur Giovanni Penia, der die Projektabteilung bei Piaggio leitete, mit der Entwicklung eines ungewöhnlichen Jagdflugzeuges, das sich an der Bell P-39 orientierte. Penia, der lange Jahre in den USA als Flugzeugkonstrukteur gearbeitet hatte, war die P-39 gut bekannt, auch hatte er die technologischen Möglichkeiten des modernen amerikanischen Flugzeugbaues, hier besonders die Ganzmetall-Schalenbauweise, kennengelernt. Wieder in Italien hatte er mit den Problemen zu schwacher Motoren und veralteter Auffassungen, wie Doppeldecker und Gemischtbauweise zu kämpfen. In Giovanni Casiraghi hatte er jedoch einen Förderer und Gönner gefunden, der ihm bei der Entwicklung seiner Projekte freie Hand ließ. Deshalb sollte er ein Jagdflugzeug nach seinen Vorstellungen entwickeln. Er lehnte sich an das Prinzip der P-39 an und wollte den Motor ebenfalls in der Rumpfmitte nahe beim Schwerpunkt anbringen und mittels Fernwelle den Propeller antreiben lassen. Um entsprechende Flugleistungen zu erzielen, beschloss er den stärksten italienischen Flugmotor, das war der luftgekühlte 18 Zylinder-Doppelsternmotor Piaggio P.XV RC 45 mit 1.500 PS Startleistung, zu verwenden. Der Entwurf wurde dem Ministero dell? Aeronautica vorgelegt und am 2.Juli 1940 befürwortet. Der Entwicklungsvertrag sah einen Preis für Entwicklung und Bau eines Prototypen von 2,28 Millionen Lire vor.

Piaggio P.119 (Archiv: Eberhard Kranz)

Auslegung der Piaggio P.119

Die P.119 war ein einsitziger Tiefdecker in Ganzmetallbauweise mit einem normal gestalteten Leitwerk und einziehbarem Hauptfahrwerk, das Heckrad war nur aerodynamisch verkleidet und konnte nicht eingefahren werden. Der Rumpfquerschnitt war auf die Maße des Sternmotors abgestimmt, der hinter der Kabine eingebaut war. Durch Schlitze in der Außenhaut und eine Ansaugöffnung hinter der Kabine sollte die notwendige Menge Kühlluft einem Gebläse zugeführt werden, das den Motor mit ausreichend Kühlluft versorgen sollte. Die Kühlluft wurde über mehrere mit Gittern verschlossene Schlitze wieder nach außen abgeführt. Ansonsten war der Rumpf als Halbschalenkonstruktion aufgebaut. Die hohle Propellerwelle hatte die stattliche Länge von 3,85 m und war siebenmal gelagert.
Der Tragflügel hatte einen trapezförmigen Grundriss und war an den Flügelwurzeln weit nach vorn gezogen. Für italienische Verhältnisse war eine sehr starke Bewaffnung aus einer 20 mm Motorkanone und vier 12,7 mm Maschinengewehren vorgesehen.

Piaggio P.119 (Archiv: Eberhard Kranz)

Flugerprobung und Verbleib der Piaggio P.119

Im Herbst 1942 war der Prototyp mit der militärischen Kennung MM.497 fertig gestellt und am 19. Dezember 1942 startete Testpilot Nicola Lana auf dem Werksflugplatz Villanova d?Albegna in Pentedera. Bei der folgenden Flugerprobung traten vor allem Kühlprobleme und Schwingungen der Antriebswelle auf. Durch Veränderung der Lufteinlassöffnungen, Luftleitbleche und einem stärkeren Gebläse konnten diese beseitigt werden. Die Werkserprobungen wurden am 2. August 1943 abgeschlossen, anschließend wurde die P.119 offiziell der Regia Aeronautica zur weiteren Erprobung übergeben. Gleichzeitig wurden erste Vorbereitungen für eine Serienfertigung getroffen. Mit der italienischen Kapitulation am 8.September 1943 war das Ende der Piaggio P.119 gekommen, das weitere Schicksal der Maschine ist unbekannt.

Piaggio P.119 (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Piaggio P.119

Land: Italien
Verwendung: Jagdflugzeug
Triebwerk: ein luftgekühlter 18 Zylinder- Doppelsternmotor Piaggio P.XV RC62/27 mit Aufladung und verstellbarem Dreiblatt-Metall-Propeller
Startleistung: 1.650 PS (1.216 kW)
Dauerleistung: 1.290 PS (950 kW) in 4.200 m
Besatzung: 1 Mann
Erstflug: 19. Dezember 1942

Spannweite:13,00 m
Länge:9,70 m
größte Höhe: 2,90 m
Propellerdurchmesser: 3,50 m
Propellerfläche: 9,62 m²
Spurweite: 4,75 m
Flügelfläche: 27,80 m²
V-Form: +2°
Pfeilung der Flügelvorderkante:
Pfeilung an der Flügelwurzel: 25°
Streckung: 6,08
Leermasse: 2.438 kg
Startmasse normal: 4.091 kg
Startmasse maximal: 4.185 kg
Tankinhalt: 890 Liter
Flächenbelastung: 150,54 kg/m²
Leistungsbelastung: 2,54 kg/PS (3,45 kg/kW)
Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 572 km/h
Höchstgeschwindigkeit in 6.800 m: 644 km/h
Marschgeschwindigkeit in 4.000 m: 550 km/h
Landegeschwindigkeit: 142 km/h
Gipfelhöhe: 9.800 m
Steigleistung: 15,6 m/s
Steigzeit auf 1.000 m: 1,1 min
Steigzeit auf 3.000 m: 3,6min
Steigzeit auf 6.000 m: 9,0 min
Reichweite normal: 1.510 km
Reichweite maximal: 1.670 km
Flugdauer: 2,75 h

Bewaffnung: eine 20 mm Maschinenkanone Mauser FF mit 70 Schuss und vier 12,7 mm Maschinengewehre SAFAT mit je 600 Schuss
Bombenlast maximal: 50 kg

Text: Eberhard Kranz

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