Airspeed AS.65 Consul

30.06.2016 EK
Airspeed AS.65 Consul
Airspeed AS.65 Consul (Archiv: Eberhard Kranz)

Bei der Airspeed AS.65 Consul handelt es sich um eine umgebaute Airspeed AS.10 Oxford, die ursprünglich als militärisches Schul- und leichtes Transportflugzeug entwickelt wurde. Die Consul war ein Verkehrsflugzeug für sieben Passagiere.

Entwicklungsgeschichte Airspeed AS.65 Consul

Die Firma Airspeed hatte die Forderungen der Air Ministry Spezifikation T23/36 mit ihrer AS.10 Oxford, auf die die Spezifikation zugeschnitten war, es gab auch keine Konkurrenzentwürfe, vollständig erfüllt. Die Spezifikation forderte ein zweimotoriges Schulflugzeug  zur universellen Ausbildung von Bomberbesatzungen. Von 1937 bis zum Kriegsende 1945 wurden von diesem Typ insgesamt 8.586 Exemplare in fünf unterschiedlichen Baureihen hergestellt. Noch während des Krieges entwickelte man bei Airspeed einen Plan, um die dann überschüssigen AS.10 Oxford von der britischen Regierung zu einem symbolischen Preis, man dachte an 200 Pfund Sterling, zurückzukaufen und diese in Kurzstrecken-Verkehrsflugzeuge umzubauen, für die man einen großen zukünftigen Bedarf sah. Da man dachte, dass eine Passagierkapazität von 7 Personen ausreichend für den wiederbeginnenden Inlandsluftverkehr in Großbritannien sei, schien der Umbau gegenüber einer totalen Neukonstruktion die schnellste und preiswerteste Lösung zu sein. Falls sich die umgebauten Maschinen wider Erwarten nicht bewähren würden, war man immer noch im Stande, die Ganzmetallausführung in Angriff zu nehmen, wobei man bei Airspeed über keine großen Erfahrungen im Bau von Ganzmetallflugzeugen verfügte. Die erste AS.10 wurde Anfang 1947 von Airspeed zurückgekauft und das Umbauprojekt nahm Formen an. Die „neue“ Verkehrsmaschine erhielt die Bezeichnung AS.65 Consul. Die Konstruktionsleitung hatte wieder Hessell Tiltman übernommen, der auch schon die erfolgreichen AS.6 Envoy und die AS.10 Oxford entwickelt hatte.

Airspeed AS.65 Consul (Archiv: Eberhard Kranz)

Hauptkonstruktionsmerkmale der Airspeed AS.65 Consul

Die Consul war ein zweimotoriger freitragender Tiefdecker in Holzbauweise mit einziehbarem Heckrad-Fahrwerk und freitragendem Normalleitwerk. Der Rumpf hatte einen rechteckigen Querschnitt der oben abgerundet war und bestand aus einer Holzkonstruktion in Halbschalenbauweise, die im vorderen Bereich mit Leichtmetall verkleidet war, während das Heck und der gesamte Rumpfboden eine Sperrholverkleidung erhielten. Die Rumpfnase aus Leichtmetall war zur Seite klappbar, um den im Rumpfbug bis zum Cockpit reichenden Gepäckraum zu beladen. Zwischen Cockpit und Passagierkabine befand sich eine Trennwand. Das Cockpit war großzügig verglast. Alle Consul verfügten über Doppelsteuer, Funkausrüstung und Radar. Die Passagierkabine war schallisoliert und wurde mit der Warmluft der Motoren beheizt, während die Kaltluft von Außen kam und auf 20°C vorgewärmt wurde. Die Kabine bot mit vier Einzelsitzen und einer dreisitzigen Sitzbank sieben Fluggästen bequem Platz. Auf jeder Seite der Kabine befanden sich drei Fenster. Der Zugang erfolgte durch eine Tür an der linken Rumpfseite über die Tragfläche. Hinter der Passagierkabine befanden sich ein kleiner Waschraum mit Toilette und eine Garderobe zur Unterbringung von Bekleidung und leichtem Handgepäck. Die Tragfläche war dreiteilig ausgeführt. Sie bestand aus einem Flügelmittelstück, das mit dem Rumpf einen festen Verbund bildete und bis zu Motorträgern reichte. Die beiden Außenflügel schlossen sich an den Motorträger an. Die Tragflächen hatten eine trapezförmige Form mit ausgeprägten Flügelendbögen. Der Übergang zum Rumpf war stark ausgerundet. Der Aufbau war ebenfalls eine Holzkonstruktion mit zwei Kastenholmen, die durch die Rippen verbunden wurden. Die Rippen wurden noch teilweise mit Drahtseilen kreuzweise gegeneinander verspannt. Vom Rumpfübergang bis zu den Motorgondeln war die Tragfläche oben mit Leichtmetall verkleidet. Die Tragflächenunterseite und die gesamten Außenflügel waren mit Sperrholz verkleidet. Die Querruder waren mit Stoff bespannt. Mit Sperrholz beplankte Spreizklappen gingen an der Tragflächenunterseite von Querruder zu Querruder. Das Leitwerk war ebenfalls eine Holzkonstruktion, aber komplett, einschließlich der Ruder,  mit Stoff bespannt. Die Seitenleitwerksflosse ging unten mit einem Radius in den Rumpf über. Das Hauptfahrwerk wurde mit einem patentierten Einziehmechanismus, den der Firmengründer Nevil Shule Norway entwickelt hatte, hydraulisch nach hinten in die Motorträgerverkleidung eingefahren, wobei es im eingefahrenen Zustand halb aus Motorgondel ragte, um bei Notlandungen eine Beschädigung der Tragflächen und des Rumpfes abzuschwächen. Das Hauptfahrwerk hatte eine Öl-Luftdämpfung und wurde hydraulisch gebremst. Das feststehende, gummigedämpfte Spornrad war um 40° lenkbar.

Airspeed AS.65 Consul (Archiv: Eberhard Kranz)

Flugerprobung der Airspeed AS.65 Consul

Anfang April 1947 war die erste „Oxford“ komplett umgebaut  und nach der erfolgreichen Bodenerprobung startete die Maschine am 16. Mai 1947 in Portmouth zu ihrem erfolgreichen Erstflug. Inzwischen waren weitere 10 Oxford zum Umbau eingetroffen, so dass bereits eine Serien-Umbaufertigung anlief. Bei Airspeed bot man jetzt auch einen kompletten Umbausatz für Kunden an, die den Umbau selbst organisieren wollten. Die AS.65 war für viele Interessenten eine preiswerte, trotzdem leistungsfähige und attraktive Maschine für den Betrieb als Zubringer oder für Nebenstreckenbetrieb. Allerdings zeigten sich auch bald die Schwächen der AS.65. Die meisten umgebauten Maschinen hatten einen harten Kriegseinsatz hinter sich. Die Holzbeplankung und die Stoffbespannung waren sehr witterungsempfindlich, die Maschinen konnten nicht über längere Zeit im Freien abgestellt werden. Auch waren die Flugeigenschaften nicht einfach und erforderten ein besonderes Gefühl der Piloten. Und schließlich war die Kapazität mit maximal sieben Fluggastplätzen zu gering, man hatte einfach den Bedarf an Sitzplatzkapazität unterschätzt. So verschwanden die Consul relativ schnell aus dem Liniendienst.

Airspeed AS.65 Consul (Archiv: Eberhard Kranz)

Zivile Betreiber der Consul waren unter anderem:

in Belgien eine Maschine bei der SABENA

in Island, dort flog eine Maschine bei der Gesellschaft „Flugfedir“, die im April 1951 über Howden Moor abstürzte, wobei drei Tote zu beklagen waren

in Irland  zwei Maschinen bei Air Lingus

in Malta drei Maschinen bei Air Malta

in Südafrika vier Maschinen bei Natal Airlines

in Spanien drei Maschinen bei Iberia

in Indien zwei Maschinen bei Air India

in Malaysia drei Maschinen bei Malaysian Airways

in Singapore drei Maschinen bei Singapore Airlines

in Großbritannien über 100 Maschinen bei den verschiedensten Charter- und Regionalfluggesellschaften.

Obwohl die „Consul“ eigentlich ein ziviler Umbau einer Militärmaschine war, gab es auch militärische Betreiber:

in Argentinien 10 Maschinen

in Belgien 6 Maschinen, die im Kongo eingesetzt wurden

in Burma 9 Maschinen

in Israel 11 Maschinen

in Neuseeland  6 Maschinen

in der Türkei: zwei Maschinen als VIP Transporter

Einige AS.65 wurden noch bei der Royal Air Force, der Royal Canadian Air Force und der Royal New Zealand Air Force als VIP Reiseflugzeuge bis Ende der 50iger Jahre betrieben, bevor auch sie außer Dienst gestellt wurden.

Während des ersten Nahostkrieges 1947-1949 setzten die United Nations (UNO) fünf geleaste AS.65 Consul als Reiseflugzeuge für die UN Commission ein. In diesem Krieg kaufte die Israelische Luftwaffe einige Consul in Großbritannien, um diese wieder in Militärflugzeuge rückzubauen.

Insgesamt sind bis 1951 162 AS.10 Oxford in AS.65 Consul umgebaut worden. Erhalten geblieben sind lediglich zwei Exemplare: eine Maschine im Royal New Zealand Air Force Museum und eine zerlegte Maschine in Singapore.

Airspeed AS.65 Consul (Archiv: Eberhard Kranz)

Technische Daten: Airspeed AS.65 Consul

Land: Grossbritannien

Verwendung: Kurzstreckenverkehrsflugzeug

Triebwerk: zwei luftgekühlte 7 Zylinder Sternmotoren Armstrong Siddeley Cheetah XVII  mit  verstellbaren  Dreiblatt-Metallpropellern Fairey-Reed  (Constant-speed); einige Exemplare auch mit festem Zweiblatt-Holzpropeller

 

Startleistung: je 385 PS  (283 kW)

Dauerleistung: 310 PS (228 kW) in 3.600 m 

Baujahr: 1947

Besatzung: 2 Mann

Passagiere:  7

Erstflug: 16. Mai 1947

Abmessungen:

Spannweite: 16,26 m

Länge: 10,77 m

größte Höhe:  3,10 m

Spannweite Höhenleitwerk: 4,58 m

Propellerdurchmesser: 2,50 m

Propellerfläche: 4,91 m²

Rumpfhöhe: 1,82 m

Rumpfbreite: 1,34 m

Spurweite: 4,12 m

Radstand: 6,58 m

Flügelfläche: 32,35 m²

Pfeilung der Tragflächenvorderkante: 5,5°

V-Form:  +5°20’

Streckung: 8,17

Massen:

Leermasse: 2.743 kg

Startmasse normal:   3.490 kg

Startmasse maximal: 3.742 kg

Tankinhalt: 605 Liter

Schmierstofftank: 30 Liter

Flächenbelastung: 115,67 kg/m²

Leistungsbelastung: 4,86 kg/PS  (6,61 kg/kW)

Leistungen:

Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe: 288 km/h

Höchstgeschwindigkeit in 2.225 m: 306 km/h

Reisegeschwindigkeit in  2.225 m: 251 km/h

Wirtschaftlichste Geschwindigkeit: 212 km/h

Gipfelhöhe: 5.500 m

Steigleistung: 6.0 m/s

Steigzeit auf 1.000 m: 3,0 min

Steigzeit auf 3.000 m: 12,0 min

Steigzeit auf 5.000 m:  24,0 min

Reichweite normal: 1.140 km

Reichweite maximal: 1.450 km

Flugdauer: 6 h

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