Autor: rk

Fliegen in Portugal

Traumstrände, Blauthermik und
roter Wein
 
Portugal: Urlaubs- und Fliegerparadies an der Westküste Europas
 
Kilometerlange Strände mit zum Teil hoher Brandung, grünes Hügelland, weitläufige Grünflächen mit schattigen Ruheplätzen unter knorrigen Olivenbäumen: Portugal gilt nicht nur unter Golfern und Surfern als beliebtes Reiseziel. Durch sein mildes Atlantikklima ist Portugal ideal für einen entspannten Badeurlaub und eine interessante Alternative zu den nicht selten überlaufenen Stränden im Mittelmeerraum.
 
 
Küste des Alentejo
Foto: Frank Hugger
 
Aber wie sieht es mit Fliegerferien in Portugal aus? Das relativ kleine Land (nur 218 km breit und 561 km lang, aber immerhin 832 km Atlantikküste) hat durch seine abwechslungsreiche Geographie auch fliegerisch sehr viel zu bieten: Grüne Mittelgebirgsketten die sich fast über den gesamten Norden erstrecken, die bis zu 2000 Meter hohen Gipfel der „Serra da Estrela“ in der Mitte des Landes und die riesigen Ebenen im Süden bieten reichlich optische Abwechslung. Schroffe Gebirgsketten und Steilküsten am Meer zusammen mit einem selten abflauenden Wind ziehen Gleitschirm- und Drachenpiloten aus aller Welt an, die Portugal längst als Flugrevier für sich entdeckt haben.
Die Küste von Portugal
Foto: Frank Hugger
 

 

Aber auch für Motor- und Segelflieger ist Portugal ein interessantes Reiseziel. Viele der kleineren Flugplätze werden von Vereinen betrieben und liegen in unmittelbarer Nähe zum Meer. Flieger- und Strandurlaub lassen sich so hervorragend miteinander kombinieren.
 
Konzentration vor dem Start in Sintra (LPST)
Foto: Frank Hugger
 
Segelflieger mit Streckenflugambitionen kommen gern nach Évora (LPEV). Mitten in der riesigen Ebene des Alentejo gelegen, einer Region die südlich von Lissabon beginnt und bis zur Algarve im Süden hinunterreicht, ist eines der beliebtesten Flugreviere der portugiesischen Segelflieger. Von hier aus können von April bis Oktober, bei hervorragenden thermischen Bedingungen, ausgedehnte Streckenflüge über die weithin flache Landschaft unternommen werden. Im Juli und August ist jedoch auch mit extrem hohen Temperaturen bis weit über 40 Grad zu rechnen, die jede Warteminute vorm Start zum F-Schlepp zu Tortur werden lassen. Für ausreichend Wasservorrat und Sonnenschutz ist unbedingt zu sorgen, aber das gilt in diesen Monaten ohnehin im ganzen Land.
 
Startvorbereitungen in Sintra (LPST)
Foto: Frank Hugger
 
Die insgesamt relativ geringe Verkehrsdichte, einmal abgesehen von den Gebieten rund um die drei großen Airports von Lissabon, Faro und Porto, ermöglicht fast im ganzen Land uneingeschränkt entspanntes Fliegen. Handling- und Landegebühren sind vielerorts unbekannt. Eine weitere Besonderheit: In Portugal gibt es keinen Flugleiterzwang. Viele der kleineren Plätze sind damit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang uneingeschränkt nutzbar.
 

 

Steilküste bei Lissabon
Foto: Frank Hugger
 
Wer fürchtet, ohne platzkundige Hilfe über Funk nicht auszukommen, macht sich unnötige Sorgen. In Deutschland noch immer undenkbar, in Portugal und vielen anderen Ländern ganz normal: Alle an- und abfliegenden Piloten setzen an nicht kontrollierten Plätzen ihre Positionsmeldugen als Blindmeldungen ab. Informationen zu Wind- und Landerichtung werden von den Piloten untereinander weitergereicht. Auch wenn nicht selten auf den Frequenzen der kleineren „Aerodromes“ die Landessprache zu hören ist, alle portugiesischen Piloten beherrschen die wichtigsten Standardsätze des Flieger-Englisch und auf den großen Plätzen und den FIS Frequenzen wird ohnehin nur in englischer Sprache kommuniziert. „Es hat aufgrund der Tatsache, dass wir hier in Portugal an unkontrollierten Plätzen nicht überall Turmpersonal haben, noch nie einen Unfall gegeben. Die Piloten werden von Anfang an darin geschult, eigenverantwortlich zu handeln und die Entscheidungen zum Beispiel hinsichtlich Start- oder Landerichtung selbst zu treffen und dies eventuell anfliegenden Kollegen auch mitzuteilen“, erklärt Eduardo Mitglied im „Aero Clube de Portugal“ (AeCP).
 
Küsten- und Strandabschnitte in Portugal
Foto: Frank Hugger
 
Durch die im Vergleich zum übrigen Europa eher niedrigen Durchschnittseinkommen, ist das Fliegen als Freizeitbeschäftigung in Portugal einer relativ kleinen, weil besser verdienenden Gruppe vorenthalten. Der Luftsport genießt aber dennoch beim Nichtfliegenden Teil der Bevölkerung ein weitaus höheres Ansehen, als es vielerorts in Deutschland oder auch der Schweiz spürbar ist. So gibt es zum Beispiel so gut wie nirgendwo Einschränkungen im Bezug auf die Platzrunde, auch Lärmbeschwerden von Flughafenanwohnern sind weithin unbekannt. Ein echtes Fliegerparadies.
 

 

Anflug auf Cascais-Tires (LPCS)
Foto: Frank Huggar
 
Es gibt zudem viele junge Piloten, die in einer der 4 großen Flugschulen des Landes auf dem Weg zum ATPL in Portugals Himmel ihre Spuren ziehen. Private Halter mit eigenem Flugzeug oder Haltergemeinschaften sind in Portugal die Ausnahme. Die meisten Freizeitflieger sind zumeist in einem der etwa 30 eingetragenen Vereine aktiv. Der bekannteste von ihnen ist der „Aero Clube de Portugal“. Er wurde bereits 1909 gegründet und ist mit mehr als 1000 Mitgliedern, etwa 400 davon aktive Piloten, der größte Verein Portugals. Ein alle Vereine Portugals übergreifender Dachverband ist er allerdings nicht, wenn auch sein Name dies nahe legt.
 
Kommerzielle Vercharterer
Foto: Frank Huggar
 
Ein Aushängeschild im Vergleich mit vielen der kleineren Vereine ist er aber dennoch: So unterhält der AeCP mit rund 20 ausgebildeten Privatpiloten pro Jahr, abgesehen von den kommerziellen Ausbildungsbetrieben, die zum Teil deutlich höhere Absolventenzahlen vorweisen, Portugals größte Pilotenschule. Es werden viele Zusatzausbildungen wie zum Beispiel Nachtflug, Kunstflugeinweisungen und Sicherheitstrainings angeboten. Die Schulungs- und Büroräume befinden sich im Zentrum Lissabons, der Flugbetrieb findet auf zwei Plätzen etwas außerhalb der Stadt statt.
 

 

Die 1800 Meter lange Asphaltpiste von Sintra
Foto: Frank Huggar
 
Die Segelflieger des Clubs treffen sich bei schönem Wetter auf dem Luftwaffenstützpunkt in Sintra (LPST), der an Wochenenden vom Militär für den Segelflugsport geöffnet wird. Mit seiner 1800 Meter langen, asphaltierten Piste dient der Platz den Segelfliegern als Ausgangspunkt für ungestörte Thermikflüge innerhalb der für anderen Verkehr gesperrten Kontrollzone, immer in Sichtweite zum nahen Atlantik. Der kontrollierte Platz von Cascais-Tires (LPCS), rund 15 Kilometer weiter südlich gelegen, ist die Heimat der Motorflieger. Hier haben neben dem AeroClub auch mehrere kommerzielle Flugschulen und Vercharterer ihren Sitz. Gastpiloten, auch aus dem Ausland, sind beim Aero Club de Portugal jederzeit willkommen. Das gilt auch für die meisten anderen Vereine in Portugal und auch wenn die Gastflieger für nur wenige Tage oder Wochen bleiben. Unbürokratisch wird in der Regel die Aufnahme in die Vereine geregelt: Vielerorts wird man schon für weniger als 100 Euro Aufnahmegebühr (CHF 160-) und 5 Euro (CHF 8,-) Monatsbeitrag zum vollwertigen Mitglied, auch Kurzmitgliedschaften werden von vielen Vereinen angeboten. Die Charterpreise sind im Vergleich zu Deutschland erfreulich niedrig, eine Cessna 152 ist fast überall bereits ab rund 80 Euro (CHF 128,-) pro Flugstunde zu buchen.
 
Aeroclub de Portugal in Cascais (LPCS)
Foto: Frank Huggar
 
Wer lieber ohne Vereinsausweis in der Tasche fliegen möchte, kann sich selbstverständlich auch an ein kommerzielles Charterunternehmen wenden, wovon es in Portugal allerdings nur sehr wenige gibt. Eines davon bietet sowohl Flugzeugcharter, als auch Rundflüge an und befindet sich im sonnigen Süden Portugals, am „Aerodrome de Portimão“ an der Algarveküste. Und ganz gleich ob vom Verein, oder kommerziell gechartert: Nach dem überall obligatorischen Checkflug steht einem ersten Erkundungstrip, zum Beispiel entlang der wunderschönen Küsten Portugals, oder sogar einem Abstecher ins nahe Spanien nichts mehr im Wege.

 

 
(Frank Huggar)
 

 

Infokasten:

Fliegen in Portugal – Alles Wichtige im Überblick

 
Lizenzen:
 
Portugal folgt seit Anfang 2004 den JAA Bestimmungen. Wer im Besitz einer gültigen JAR PPL-A oder –C ist, kann ohne weitere Formalitäten in Portugal fliegen. ICAO Lizenzen werden validiert. Weitere Auskünfte erteilt die portugiesische Luftfahrtbehörde INAC: Tel: (00351) 21842-3500 Email: [email protected] (http://www.inac.pt/)

 

 
Vereine (Auswahl):
 
 
Aero Club Portugal, Tel: (00351) 21 840 53 17 / 67, Email: [email protected], (http://www.aecp.pt)

Aero Club Algarve, Tel: (00351) 289 823846, Email: [email protected], (http://www.aeroclubedoalgarve.pt)

Aero Club da Figueira da Foz: Email: [email protected], (http://www.acff.pt),

Aero Club de Torres Vedras
(00351) 261 937 299, Email: [email protected], (http://www.actv.pt)

Weitere Vereine:
http://www.aeronauta.com/clubes.html

 

 
Kommerzielle Vercharterer:
 
In Cascais (LPCS) bei Lissabon:
Aerocondor (http://www.aerocondor.com)
Email: [email protected],
Tel: 00351 21 4457600
Cessna 152 : 85 EUR (CHF 135,-) nass
Cessna 172: 130 EUR (CHF 207,-) nass
Checkflug obligatorisch
 
In Portimão (LPPM):
Aero Algarve (http://www.aeroalgarve.com)
E-mail : [email protected]
Tel : 00-351-282 495 828 (Office)
Mobil : 00-351-964 954 279 (Inhaber Ken Tomsett; spricht nur Englisch)
Cessna 152 : 78 EUR (CHF 125.-) nass
Cessna 172: 125 EUR (CHF 200.-) nass
Checkflug obligatorisch
 
Kartenmaterial:
 
VFR Kartenblatt „LP Portugal“ von Jeppesen, sowie Bottlang Tripkitts
 
Tipps für Piloten:
 
--> In PT besteht fast überall Flugplanpflicht, unter der Woche gibt es relativ viele Sperrgebiete, die man nicht ohne Genehmigung durchfliegen sollte! (F16 Tiefflüge etc), daher bitte unbedingt die NOTAMS beachten!

--> rasche Wetterwechsel (Seenebel) in Küstennähe sind von Oktober bis April keine Seltenheit.

--> Im Sommer (besonders Juli, August) Nachmittags starke Winde aus Nord (bis 30 Knoten und mehr, auch bei "optisch" schönem Wetter, Landerichtung der Plätze beachten, starken Seitenwind einkalkulieren).

 
Allgemeine Informationen zum Fliegen in Portugal:
http://www.flyportugal.net/de
 
Interaktive Übersichtskarte der Flugplätze in Portugal:
http://www.pelicano.com.pt/zmapa.html

 

 

- ABRUCK HONORARPFLICHTIG -

© Frank Hugger

 

 

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