Das Flugzeug Museum Speyer ist eine Reise Wert!

15.04.2008 EK
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Technik Museum Speyer Das Technik Museum Speyer liegt mitten im Herzen der alten Kaiserstadt Speyer, in unmittelbarer Nähe des berühmten Doms. Das Museum zeigt klassische Automobile, U-Boote, Flugzeuge, Lokomotiven und vieles mehr. Ein Besuch lohnt sich immer!

Wenn man von Süden kommend über die Rheinbrücke nach Speyer fährt, sieht man vor sich den alten Kaiserdom, das grösste romanische Bauwerk nördlich der Alpen, mit seinen gewaltigen rotbraunen Mauern aufragen. Schaut man nach links, kommt einem eine Boeing 747 ins Blickfeld, die gerade abgehoben zu haben scheint, das Fahrwerk ist noch nicht eingefahren, die Klappen noch offen. Nach weiteren fünf Minuten hat man den großen Parkplatz erreicht, die 747 thront immer noch über der aus rotem Backstein errichteten Fabrikhalle, aber nun ist sie nicht mehr allein.

Boeing 747 Lufthansa (Archiv: Eberhard Kranz)

 

Das Museum in Zahlen:

  • mehr als 15.000m² Hallenfläche und über 100.000m² Freifläche
  • über 70 Flugzeuge und Hubschrauber aus über 100 Jahren Luftfahrt-Geschichte, davon 10 begehbar
  • 40 historische Feuerwehrfahrzeuge
  • 20 Lokomotiven
  • eine begehbare Boeing 747-200
  • eine begehbare Antonov An-22, eines der grössten Propellerflugzeuge der Welt
  • ein begehbares U-Boot, die U-9, der Bundesmarine
  • mechanische Musikinstrumente, Uniformen, Schiffsmodelle, Puppen, historische Kostüme und Uniformen
  • der IMAX Dome mit 900m² Leinwand
  • eine Riesenrutschbahn, 33m lang
  • Cafeteria , Museumsshop und vieles mehr

Das Museum hat an 365 Tagen im Jahr von 9-18 Uhr geöffnet.

Eintrittspreise:

  Museum und Wilhelmsbau IMAX Dome Kombi (Museum, IMAX)
Kinder 10 Euro 6 Euro 12 Euro
Kinder (Gruppe) 9 Euro 5 Euro 10,50 Euro
Erwachsene 12 Euro 8 Euro 16 Euro
Erwachsene Gruppe 11 Euro 7 Euro 14,50 Euro

Gruppe ab 20 Personen

Eine Nordatlas und eine DC-3 und ein ganz seltener Vogel, eine VFW-614, haben sich hinzugesellt. Schnell hat man den Eingang passiert, seinen Obulus entrichtet und sofort ist man mitten drin in einem farbenfreudigen Bild von Autos, Lokomotiven, Motoren, Dampfmaschinen, Feuerwehren, Motorrädern, einer überdimensionalen LGB-Eisenbahn und natürlich Flugzeuge und nochmals Flugzeuge. Dazwischen Besucher, dort versucht Papa Mama zu erklären, wie ein Düsentriebwerk funktioniert, die Kinder staunen über die alten Autos, deren Lack glänzt, dass sie sich darin spiegeln…. Irgendwo dröhnt plötzlich ein Orchestrion los, die Bässe zaubern eine Gänsehaut auf den Rücken, aus der Cafeteria duftet es verführerisch. Vor dem IMAX hat sich eine Menschentraube gebildet, in zehn Minuten beginnt die Vorstellung.

Hawker Hunter (Archiv: Eberhard Kranz)

Nicht zu übersehen: Boeing 747 -200 über der denkmalgeschützten Liller Halle. Dies sind die Museen die ich liebe, hier riecht es nicht nach Mottenpulver und nichts ist verstaubt, hier ist Technik zum Anfassen, das Museum lebt und die Besucher danken es ihm. Und trotzdem jede Menge Geschichte, die Liller Halle zum Beispiel: Wer ahnt, dass sie ursprünglich 1913 in Lille in Frankreich erbaut wurde und 1915 als Kriegsbeute von deutschen Soldaten dort Stein für Stein abgetragen und in Speyer als Teil der entstehenden Pfalz Flugzeugwerke wieder aufgebaut wurde?

In der Halle gibt es für den Luftfahrtinteressierten viel zu sehen, von Lilienthals Hängegleiter zum legendären Flyer der Gebrüder Wright, beides sehr gute Nachbauten zu Fokker Dreidecker, der in doppelter Ausführung vorhanden ist. Das Flugzeug von Paul Bäumeler hängt etwas unglücklich mit dem Kopf nach unten an der Wand, es hat sogar einen Orginal Oberursel Umlaufmotor. Natürlich ist der „Rote Baron“ auch da, er schwebt gelassen über dem Trubel, hier ist zu erkennen, dass es sich um einen Nachbau handelt.

Fokker Dr.I, der Rote Baron (Archiv: Eberhard Kranz)

Der zweite Weltkrieg wird unter anderem durch einen Fieseler Fi-156 „Storch“, der in Wirklichkeit ein tschechischer Nachkriegsbau ist, repräsentiert. Eine Ju-52, die man nach 46 Jahren aus dem norwegischen Hartvigvaansee geborgen hat, wo sie 1940 auf dem Eis gelandet war und wegen Treibstoffmangels und Beschußschäden nicht mehr los kam, ist auch zu sehen. Mit dem Schmelzen des Eises verschwand auch der Vogel in den Tiefen des Sees. Bei der Bergung 1986 erzählt man, wäre eine Zelle der Bordbatterie noch unter Spannung gestanden… Leider musste sie aus Platzgründen ihre rechte Tragfläche opfern. Apropos Platz, die Halle, die aus allen Nähten platzt, bekommt im Sommer 2008 eine Schwester. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis auch diese wieder zu klein sein wird.

Eine Augenweide: Messerschmitt Bf-109 G-4 vorbildlich restauriert

Ein ganz persönliches Highlight war für mich die super restaurierte Bf-109 G-4 „Nesthäkchen“ Leutnant von Koesters vom Jagdgeschwader 52. Sie ist die einzige weltweit existierende G-4. Ich glaube, sie ist in einem besseren Zustand, als sie fabrikneu war. Hut ab vor dem Können der italienischen Restauratoren.

Messerschmitt Bf-109 G4 (Archiv: Eberhard Kranz)

Durch eine Tür gelangt man in das Freigelände, wo die Boeing 474-200 alles überragt. Man kann die Maschine besichtigen, besonders interessant ist der freigelegte Laderaum, der begehbar ist. Das Cockpit und der Bugpassagierraum sind noch orginal eingerichtet. Leider zeigen sich schon deutliche Spuren von Vandalismus, in dem Verkleidungen zerkratzt und beschmiert sind.

Boeing 747 (Archiv: Eberhard Kranz)

Über die Riesenrutsche kann, wer will, die Ausstellungsplattform der 747 wieder verlassen, wer nicht will, muss eben die Wedeltreppe hinunter, was bei ständigem Gegenverkehr nur langsam geht.

Schon steht man vor der Antonov An-22, die einem die Luft anhalten lässt. Ernsthaft überlege ich, wie dieser Koloss wohl in die Luft zu bringen ist. Allerdings zeigt der Blick auf die vier Kusnezov MK-12MV, mit je 15.000PS, das wahrlich genug kraft vorhanden ist. Orville Wright sagte schon, gebt mir einen Motor, der stark genug ist und ich bringe ein Scheunentor zum Fliegen.Genau daran musste ich hier denken. Man kann auch hier die Maschine besichtigen, sehenswert ist der Laderaum mit Laufkatze, ich glaube man könnte ein komplettes Basketballfeld unterbringen.

Antonov An-22 (Archiv: Eberhard Kranz)

Interessant ist ein Blick in das Cockpit mit seinen klassischen Rundinstrumenten und Hunderten von Schaltern. Und wer will, kann einen Vergleich mit dem 747 Cockpit machen, schliesslich haben beide Maschinen fast das gleiche Baujahr.

Ein Geschenk der US Air Force: F-15 „Eagle“

Im Freigelände gibt es noch Militärmaschinen des Ostblocks, man hat sich gut eingedeckt, als seinerzeit die dortigen Fliegerkräfte zerfielen. Aber auch die Royal Air Force und die US Air Force haben Sammelstücke hiergelassen, den Hawker „Hunter“ und Fairey „Gannet, eine ziemlich mitgenommene Lockheed F-104 G „Starfighter“, eine F-15 „Eagle“, eine Mc Donnell F-4 „Phantom“ der „Blue Angels“, eine F-101 „Voodoo“, eine Fiat G-91, zwei Mirage IIIE , eine Lockheed T-33A, eine 250m vom Museum entfernt, im heutigen Airbus-Werk, damals Heinkel Flugzeugbau gebaute CM.191…

F-15 Eagle (Archiv: Eberhard Kranz)
F-101 Voodoo (Archiv: Eberhard Kranz)

Ich könnte noch vieles aufzählen, aber man muss es einfach selbst sehen.

Antonov An-26, das persönliche Reiseflugzeug von Erich Honnecker

Ein ganz besonderes Exponat ist eine Antonov An-26, diese Maschine war das persönliche Reiseflugzeug des DDR Chefs Erich Honnecker, mit Arbeits- und Schlaf-abteil, Bad und an Bord befindlichen Dienstwagen „Tschaika“ . Schnell noch einen Kaffee getrunken und dann beginnt auch schon die Vorstellung im IMAX Dome. Ein Film über die Alpen im Allgemeinen und und die Eiger Nordwand im Besonderen.

Antonov An-26 (Archiv: Eberhard Kranz)

Passend zum Film hängt über dem Kinoeingang eine Pilatus PC-3.

Grüezi Pilatus: eine PC-3 im IMAX Dome

Pilatus P3 (Archiv: Eberhard Kranz)

Es ist immer wieder etwas besonderes im IMAX Kino zu sitzen und zu staunen, wie natürlich alles wirkt

Draussen dämmert es schon. Über dem Eingang leucht die Nord 2501“Noratlas“, in Fliegerkreisen liebevoll Nora genannt im letzten Licht der untergehenden Sonne. Gleichzeitig ein Hinweis, dass der wunderschöne Museumsbesuch unweigerlich zu Ende geht. Aber ich bin mir sicher, das war nicht der letzte besuch in Speyer, keine Sorge, ich komme wieder.

Noratlas "Nora" (Archiv: Eberhard Kranz)

Ich hoffe, ich habe euch ein wenig das Technikmuseum Speyer schmackhaft gemacht, ein Besuch lohnt immer und, was ganz wichtig ist und beileibe nicht selbstverständlich, Familien sind hier gerne gesehen.

Bis zum nächsten Mal!

Ihr, Eberhard Kranz

Autor: Eberhard Kranz

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